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Webseiten renovieren statt neu bauen

Ich brauche eine neue Webseite.“ Solche Anrufe erhalten Marketingberater oft von kleineren Unternehmen und Selbstständigen. Und fragen sie dann nach „Warum?“, erhalten sie meist Antworten wie: „Meine (beziehungsweise unsere) Webseite

  • … entspricht nicht mehr dem aufgrund der aktuellen Welt- und Wirtschaftslage geänderten Bedarf unserer Kunden,
  • … spiegelt nicht mehr meine (bzw. unsere) Leistungen wider,
  • … ist nicht für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets geeignet,
  • … lockt zu wenig Besucher an,
  • … veranlasst zu wenige Personen, mich (beziehungsweise uns) zu kontaktieren.“
  • Die Webseite nicht vorschnell in die Mülltonne werfen

    Das mag ja sein. Doch müssen (Einzel- oder Klein-)Unternehmer deshalb, bildhaft gesprochen, gleich ihre gesamte Webseite in die Mülltonne werfen und eine neue entwickeln? Bei einem Wohnhaus, das ihren Wohnansprüchen und -bedürfnissen nicht mehr entspricht oder dessen Küche oder Bad ihnen nicht mehr gefällt, würden sie dies ja auch nicht tun. Sie würden das Haus vielmehr renovieren beziehungsweise modernisieren oder wenn das Problem beispielsweise die hohen Heizkosten sind, energetisch sanieren oder nachrüsten. Nicht nur, weil dies eigentlich stets preiswerter als ein Neubau ist, sondern auch weil dies ihnen einen lästigen, temporären Aus- und Umzug erspart. Ähnlich verhält es sich bei Webseiten.

    Deshalb schauen sich gute Marketingberater, wenn sie ein Kunde mit dem Anliegen „Ich brauche eine neue Webseite“ kontaktiert, dessen bestehende Webseite zunächst an und geben ihm anschließend nicht selten den Rat: „Beschränken Sie sich auf ein Renovieren oder Modernisieren und Aktualisieren Ihrer Webseite, und geben Sie das gesparte Geld lieber für andere, mindestens ebenso wichtige Dinge aus.“ Oder „… legen Sie es zurück für schlechte Zeiten.“

    Die Webseite ist oft nicht die zentrale Schwachstelle

    Denn oft zeigt sich im weiteren Gespräch mit dem Unternehmer: Seine Webseite hat zwar einige Schwächen, die behoben werden sollten, doch sein eigentliches Problem ist ein anderes. Er hat zum Beispiel

  • kein Marketingsystem, um seine Zielkunden Schritt für Schritt zur Kaufentscheidung zu führen, und/oder
  • keinen Adresspool, um den Kontakt mit potenziellen Interessenten so zu pflegen, dass die Beziehung zu ihnen stets inniger wird, und/oder
  • keine entwickelten „Produkte“, die dem aktuellen Bedarf seiner Zielkunden entsprechen und die er ihnen – sei es auf seiner Webseite oder in Mailings und Telefonaten – offerieren kann, und/oder
  • seine bestehende Webseite schlicht nicht für die Websuche optimiert, weshalb diese beim „Googeln“ auch kein potenzieller Kunde findet.
  • Oder: Er war über Jahre hinweg im Marketing-Tiefschlaf, solange bis ihn die veränderte Markt- und Wirtschaftslage und verschlechterte Auftragslage sozusagen wach küsste, und nun hegt er die Illusion, dass ihm mit einer neu gestalteten Webseite die Aufträge gleich gebratenen Täubchen in den Mund fliegen. Das mag ja bei Anbietern von Lifestyle-Produkten für Privatpersonen zuweilen so sein, bei Anbietern im B2B-Bereich, insbesondere solchen, die ihren Zielkunden erklärungsbedürftige und komplexe Güter und Dienstleistungen verkaufen, ist dies jedoch nie der Fall.

    Ein „Facelifting“ genügt bei B2B-Webseiten meist

    Deshalb raten gute Marketingunterstützer Selbstständigen beziehungsweise Firmeninhabern, die sie kontaktieren, denn auch oft: „Verzichten Sie auf das Entwickeln einer neuen Webseite“. Stattdessen empfehlen sie ihnen beispielsweise:

  • „Überarbeiten Sie die Texte auf Ihrer Webseite.“ Und/oder:
  • „Integrieren Sie in diese folgende weiteren Unterseiten ‚…‘ Und/oder:
  • „Nehmen Sie am Layout folgendes Facelifting ‚…‘ vor.“ Und/oder:
  • „Optimieren Sie den Quelltext Ihrer Webseite für die Websuche.“
  • Oder kurz: „Renovieren und/oder modernisieren Sie Ihre bestehende Webseite, denn dies ist nicht nur preiswerter, sondern geht auch schneller als das Konzipieren einer neuen Webseite.“

    Die Webseite muss ihre Grundfunktionen erfüllen

    Beim Überarbeiten (aber auch möglichen Neu-Konzipieren) ihrer Webseiten sollten Selbstständige beziehungsweise Unternehmer – sofern sie keine Werbegrafiker, Industriedesigner oder Anbieter von Lifestyle-Produkten sind – stets beachten: Ihr Ziel ist es nicht, mit ihrer Webseite Design-Preise zu gewinnen. Sie wollen vielmehr potenzielle Kunden veranlassen, sie zu kontaktieren. Deshalb müssen ihre Webseiten keine layouterischen Meisterwerke sein. Es genügt, wenn sie professionell und ansprechend wirken und zielführend strukturiert sind. Sie dürfen also zum Beispiel nicht unaufgeräumten Schubladen gleichen, in denen sich aller möglicher Krimskrams befindet.

    Unabdingbar ist zudem, dass die Webseite den Besuchern beziehungsweise. Zielkunden des Unternehmens möglichst auf den ersten Blick das Gefühl vermittelt: Dieser Anbieter ist offensichtlich auf das Problem, für das ich eine Lösung suche, spezialisiert. Denn ansonsten besteht für die Besucher kein Anlass, sich weiter mit der Webseite zu befassen. Also klicken sie auf die nächste Webseite, die ihnen in der Google-Trefferliste angezeigt wird. Zudem müssen die Webseiten den Zielkunden das Gefühl vermitteln „Dieser Anbieter kann mir vermutlich helfen, weil ‚…‘ Denn nur dann kontaktieren sie das Unternehmen. Entsprechend fokussiert und kunden- sowie zielorientiert sollten der Aufbau der Webseite und die Aussagen sein.

    Außerdem muss die Webseite im Netz gut gefunden werden. Denn was nutzt Ihnen eine 1A-Webseite, die niemand findet? Sie ist ebenso nutzlos wie die Leuchtreklame einer Imbiss-Bude, die nicht auf dem Dach oder an der Fassade montiert ist, sondern in einem dunklen Kämmerchen steht und verstaubt. Sie entfaltet keinerlei Wirkung.

    Das Design ist selten entscheidend für die Kontaktaufnahme

    Konzentrieren Sie sich beim Renovieren oder Modernisieren Ihrer Webseite also darauf, dass diese die genannten Grundfunktionen erfüllt. Denn nur dann kann sie ihre Funktion in Ihrem Marketingsystem erfüllen. Ob Ihre Webseite hingegen designmäßig dem neusten Trend entspricht, interessiert Ihre Zielkunden, wenn sie beispielweise einen Handwerker, einen Zulieferer von Teilen oder einen Berater suchen, meist recht wenig. Also sollten Sie Ihr Augenmerk auch nicht darauf richten.

    Bernhard Kuntz
    ist Inhaber der PRofilBerater GmbH, Darmstadt, die Bildungs- und Beratungsanbieter beim (Online-)Marketing unterstützt. Er ist Autor unter anderem der Bücher „Die Katze im Sack verkaufen“, „Fette Beute für Trainer und Berater“ und „Warum kennt den jeder?“.

    Bernhard Kuntz

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