Um 13.00 Uhr eröffnete Florian Förg, Vorsitzender des Aufsichtsrates, die 100. Generalversammlung offiziell und begrüßte die anwesenden Mitglieder, die sich in Berlin eingefunden hatten. Nach der Begrüßung wurden zahlreiche Handwerksbetriebe für ihre langjährige Mitgliedschaft bei der Hagos eG geehrt.
Ein interessanter Gastvortrag von Cem Karakaya eröffnete den Reigen der Vorträge, die an diesem Tag gehalten wurden. Karakaya stammt gebürtig aus der Türkei. Nach einer Ausbildung zum Polizisten studierte er vier Jahre an der Polizeiakademie in Ankara/Türkei für eine Laufbahn im gehobenen Dienst. Danach stieg er bei Interpol ein, wo er unter anderem für die Abteilung Auswärtige Angelegenheiten und zwei Jahre als Generalsekretär der Internationalen Polizeivereinigung (IPA) für die türkische Sektion tätig war. Später wechselte er in den Bereich Neue Medien und Internetkriminalität. Seit 2008 ist er auf Cybercrime und Prävention spezialisiert. Nebenberuflich ist er auch als Berater und Speaker tätig.
In seinem Vortrag ging es um gestohlene Daten, die für Betrug, Stalking, Mobbing oder digitale Erpressung missbraucht werden; Haushalts- und Gebrauchsgegenstände, die ganze Bewegungs- und Persönlichkeitsprofile über uns erstellen, Verträge, die unter fremden Identitäten abgeschlossen werden. Anhand konkreter Beispiele zeigt er auf, wie leicht sich Sicherheitsdaten wie Passwörter stehlen lassen, weil viele Nutzer viel zu leichtsinnig damit umgehen. Seine Empfehlung: Verwenden Sie bei jedem Konto andere Passwörter und zwar ohne Geburtsjahr, und ändern Sie diese bitte in regelmäßigen Abständen. Auch die Software sollte regelmäßig aktualisiert und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung genutzt werden.
Ralf Tigges, Vorstand, berichtete zum Thema „Marktverlauf – Rückblick und Ausblick“
Die handwerklich neu gebauten und modernisierten Kachelöfen, Heizkamine oder offenen Kamine liegen derzeit bei 125.000 (skaliert auf die ganze Branche). Das ist nur ein geringerer Anstieg gegenüber dem Vorjahr, der zeigt, dass die Branche praktisch „am Anschlag“ ist. Das bezieht sich gleichermaßen auf Handwerk, Handel und Industrie.
Interessant ist der Unterschied zwischen Neu- und Altbau. Hier liegt der Anteil des Kachelofenbauer-Handwerks bei 75 Prozent im Altbau.
Eine Analyse des Statistischen Bundesamtes zeigt, so Ralf Tigges, welche primäre Heizungsenergie bei genehmigten Wohngebäuden zum Einsatz kommt. Hier wird der Anteil an erneuerbarer Energie mit 65,5 Prozent ausgewiesen, eine Zahl, die aber mit Vorsicht zu genießen ist. Darin ist nämlich der Brennstoff Holz gar nicht enthalten. Der läuft unter „Sonstige Erneuerbare“ mit 4,6 Prozent, und darin enthalten sind neben Holz auch Biomasse, Solarthermie und Biogas.
Nach diesen interessanten Ausführungen berichtete Ralf Tigges über die Kommunikationsarbeit der Hagos eG.
Werbung für das Handwerk: Ralf Tigges wollte von den Anwesenden wissen, ob sie ihre Kunden regelmäßig fragen, wie sie auf sie aufmerksam geworden sind? Ob Empfehlung, Anzeige, Sponsoring oder die neuen Medien. Denn Werbung ist wichtig – auch wenn die Auftragsbücher heute voll sind und es Lieferengpässe gibt. Denn die Bekanntheit lässt sich nicht kurzfristig steigern: Nur wer konstant sich und seine Leistung bewirbt, kommt ins und bleibt im Gedächtnis der Endverbraucher.
Deshalb ist die Hagos mit verschiedenen Werbemaßnahmen in direkter Kooperation mit den Mitgliedern aktiv. Gemeinsam wird daran gearbeitet, das Bewusstsein, die Wertschätzung und das Bedürfnis nach den Produkten des Ofenbauer-Handwerks in der Bevölkerung zu erhalten und neue Zielgruppen aufzubauen. Dafür werden die klassischen Medien ebenso genutzt wie die Möglichkeiten im Internet.
Großflächenwerbung: Die Großflächenplakat-Werbung hat im letzten Jahr mit insgesamt 3.549 gebuchten Flächen in 704 Orten viel Aufmerksamkeit gebracht. Durch das große gemeinsame Werbevolumen wurden Mediazusatzwerte in Höhe von 64.630 Euro erhalten, und zwar durch kostenlose Plakatierungen.
Bis zum 15. Juli konnten die Mitglieder die Plakate für die Saison 2022 buchen. Da dieser Termin bei Erscheinen dieser Ausgabe schon vorbei ist, sollten Sie Ihr Augenmerk gleich auf die Saison 2023 richten. Die Hagos übernimmt dabei auch hier wieder einen Großteil der Kosten.
Anzeigen und Pressearbeit: Obwohl der Schwerpunkt in der Kommunikation nicht auf der Anzeigenschaltung liegt, nutzt man auch diese Werbeform. In den Themenheften für Öfen und Kamine ist die Hagos dabei: Immer mit dem Fokus auf das Handwerk. Eine Mischung aus Anzeigen, redaktionellen Informationen und Bildmaterial konnte 2021 in verschiedenen Titeln platziert werden. Bevorzugt werden Publikationen, die eine Laufzeit von einem Jahr haben. Denn diese bleiben lange bei den Endkunden im Gebrauch.
kaufDA: Der Schwerpunkt der Kommunikation liegt schon seit Jahren im Internet, als bedeutende Quelle bei der Informationsbeschaffung: Über 41 Millionen Konsumenten in Deutschland informieren sich online. Das gilt auch beim Einkauf – sowohl für Dinge des täglichen Lebens als auch für hochpreisige Investitionen. Vor diesem Hintergrund werden Aktionswochen-Flyer bereits seit über 10 Jahren bei kaufDA und MeinProspekt geschaltet. Kaufda.de ist eine Webseite, die Produktwerbung standortbezogen ausgibt – auch perfekt geeignet, um Produktangebote mit dem Händler oder Handwerker vor Ort zu verknüpfen. Natürlich sind auch auf kaufda.de 80 Prozent der User mit dem Smartphone unterwegs und erhalten die Informationen und Angebote entsprechend optisch dargestellt.
Bereits 517 Ofenbauer nehmen das Angebot der Hagos wahr: Sie sind über die Hagos bei „kaufDA“ und „mein Prospekt“ mit ihren Kontaktdaten registriert und werden in Verbindung mit den Aktionswochen dem interessierten Endkunden angezeigt.
Bei der Hagos findet man, die Werbung auf kaufda.de ist eine gute Sache, und unterstützt deshalb alle Mitglieder. Vor allem, weil diese damit keine Arbeit haben und ganz automatisch davon profitieren. Die Hagos übernimmt alle Kosten für diesen Werbeservice sowie die Organisation für die Ausspielung der Aktionswochen.
Die Zahlen auf dieser Plattform sind beeindruckend: Mit dem gemeinsamen Engagement werden schnell 5 Millionen Einblendungen und 1,5 Millionen Nutzer erreicht. Ganz besonders erwähnenswert ist die hohe Verweildauer: 14 Sekunden lang werden die Aktionswochenflyer gelesen. Für das Medium Internet ist das außergewöhnlich – da es ja auch nur ein Blatt ist. Es zeigt, dass sich die Endverbraucher intensiv mit dem Angebot beschäftigen.
Neue Internetseite der Hagos: Die Internetnutzung und Anforderungen an eine Website haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Deshalb wurde die Webseite der Hagos grundsätzlich neu gedacht und erstellt. Die Struktur ist klar und übersichtlich, die Rubriken neu geordnet. Der Fokus liegt unverändert auf dem Ofenbauer, denn die Ofenbauer-Suche hat nach wie vor die höchste Priorität.
Ebenso wichtig in der Darstellung ist das Handwerk. Über den Reiter „Der Ofenbauer“ erfährt der Interessierte alles um das kreative und technisch anspruchsvolle Schaffen der Ofenbauer. In einer Bilderstory wird ein Azubi für einen Tag beim Kunden begleitet, es wird gezeigt, wie der Ofenbauer-Nachwuchs gefördert wird, welche Tätigkeiten ein Ofenbauer ausführt, und es wird eine direkte Verbindung zu den offenen Stellen hergestellt.
Auch im Bereich der Suche nach einem Gesellen oder Auszubildenden sind die Inhalte neu gestaltet. Jede Stellenanzeige wird nun mit der Unterseite der Mitglieder auf der Webseite verknüpft. Das erhöht die Chancen auf Bewerbungen deutlich, denn mit einer ansprechenden Firmenpräsentation wird der Interessent von Anfang an begeistert.
Wer seine Unterseite überarbeiten möchte, neues Bildmaterial einfügen oder den Text aktualisieren wil, kann das jederzeit tun: Eine Überarbeitung kostet nur wenig Zeit, aber die Attraktivität des Betriebs für den Endkunden steigt dadurch deutlich.
Teuerungszuschläge – Pest und Cholera! „Wir werden ab dem 1.7.2022 keine Teuerungszuschläge mehr bei Neubestellungen anwenden müssen. Ob das aber 12 Monate lang so sein wird, wage ich Stand heute zu bezweifeln“.
Dazu Ralf Tigges: „Wir mussten unseren Lieferanten versprechen – und nur mit dieser Übereinkunft waren sie bereit, Preise abzugeben – dass wir uns Anfang Oktober zusammensetzen und dann anhand der Preissteigerungen bei Rohmaterialien, Zukaufteilen und der Energiekosten entscheiden, ob wir zum 1.1.2023 wieder mit Teuerungszuschlägen arbeiten müssen .
Wir werden Mitte Oktober über die Teuerungszuschläge unserer Lieferanten informieren, mit der Gültigkeit zum 1. November 2022. Da wir eine Preisbindung über einen Zeitraum von 2 Monaten geben, werden wir im Jahr 2022 keine Teuerungszuschläge mehr berechnen. Allerdings müssen wir gegebenenfalls Waren, die wir ab dem 1. Januar 2023 zur Auslieferung bringen, mit Teuerungszuschlägen abrechnen, unabhängig vom Bestelldatum!
Leider keine guten Aussichten. Ich muss deshalb darauf hinweisen, bei sämtlichen Angeboten und Aufträgen für 2023 keine Preisbindung einzugehen und die Endverbraucher darauf aufmerksam zu machen, dass Materialteuerungen und Energieteuerungen von Ihnen weitergegeben werden müssen“, so Ralf Tigges abschließend in seinem Vorstandsbericht.
Der beste Jahresabschluss aller Zeiten
Das konnte Guido Eichel, Vorstand Finanzen, beim Geschäftsbericht sowie dem Jahresabschluss 2021 verkünden. Da war die Freude natürlich groß, trotzdem mahnte Guido Eichel davor, sich darauf zu verlassen, dass es die nächsten Jahre auch so laufen könnte. Denn das abgelaufene sowie das Jahr 2020 waren geprägt von einem außergewöhnlichen Geschäftsverlauf.
Für das Jahr 2021 erzielte man einen gegenüber 2020 um 28 Millionen Euro gesteigerten Umsatz. Das ganze Jahr über lag man ständig über den Zahlen des Vorjahres und immer deutlich über Plan. Zuwächse waren in allen Warengruppen zu verzeichnen. An vorderster Front die Heizeinsätze, bedingt durch das Austauschgeschäft. Aber auch die Kaminöfen machten einen hohen Anteil an dem guten Ergebnis aus.
Die Personalkapazitäten wurden entweder durch neue Mitarbeiter oder durch Leiharbeitskräfte der gestiegenen Nachfrage angepasst. Aus coronabedingten Kontaktgründen wurde zeitweise in einem Zweischichtbetrieb mit unterschiedlichen Teams gearbeitet, um die Warenlieferungen entsprechend abzuwickeln.
In der Bilanzstruktur des Unternehmens konnte Guido Eichel die Mitglieder darüber informieren, dass sich die Investitionen beim Kauf der Unternehmen ETO und HAFA in relativ kurzer Zeit amortisiert haben, sie sind inzwischen bezahlt und erwirtschaften Gewinn. Weiter konnte er den Mitgliedern berichten, dass die Genossenschaft grundsolide finanziert ist. Die Eigenkapitalquote liegt bei 60,3 Prozent der Gesamtsumme.
Das Leistungsversprechen gegenüber den Hagos-Mitgliedern –3 Prozent Warenrückvergütung – war für die letzten 15 Jahre gesetzt und konnte für 2021 übertroffen werden, da auf Beschluss des Aufsichtsrates eine zusätzliche Sondervergütung von weiteren 1,5 Prozent gewährt wurde.
Ausblick auf das laufende Jahr 2022
In den abgelaufenen Kalenderwochen des Jahres 2022 wiesen die Vorabzahlen ein positives Ergebnis aus, weil die Nachfrage in der Branche nach wie vor vorhanden ist. Zu größeren Problemen könnte es nur kommen, wenn Lieferketten kippen.
Die Reduzierung von Emissionen und Feinstaub sind die Treiber der Politik. Dabei wird zum Teil unverhältnismäßig und überzogen reagiert. Um eine Gegenposition gegenüber den übertriebenen Forderungen der Politik aufzubauen, üben die Verbände GVOB, ZVSHK, HKI, EFA, VdZ und Uniti in Deutschland einen Schulterschluss.
In Sachen Lobbyarbeit setzt sich die Hagos eG auch zukünftig gemeinsam mit Vertretern der Branche dafür ein, in dem immer schwieriger werdenden Umfeld gegen fragwürdige Restriktionen und Anforderungen vorzugehen. So wird sich die Hagos eG auch weiterhin in Organisationen und Gremien wie zum Beispiel dem GVOB, dem HKI, in der VdZ und in den Aktionsbündnissen für individuelles Heizen oder in der Freien Wärme engagieren.
Die Herausforderungen in der Zukunft werden steigen: Fachbetriebe schließen aufgrund nicht gefundener Nachfolger, der politische Druck auf das Thema Heizen mit Holz nimmt zu, und noch nicht absehbar sind die mittel- und langfristigen Folgen der Corona-Pandemie. Drei Themen bestimmen die politische Diskussion;
Ein weiteres wichtiges Thema für das Handwerk ist die Qualifikation und Ausbildung. Nur mit einer qualifizierten und qualitativ wertvollen Lehrlingsausbildung hat die Branche in Zukunft noch Chancen, im Markt der Energiewirtschaft einen Beitrag zu leisten. Hier sind alle Ofenbauerbetriebe gefragt.
Danach folgte der Tätigkeitsbericht des Aufsichtsrates, Bekanntgabe des Prüfungsberichtes des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e. V. und die Feststellung des Jahresabschlusses und die satzungsgemäße Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat durch die anwesenden Mitglieder der Generalversammlung.
Der Vorstand des Aufsichtsrates Florian Förg beendete die 100. Generalversammlung und gab den Termin für das kommende Jahr bekannt. Es ist der 23. Juni 2023 in Rosenheim, und es findet hier auch wieder eine Mitgliederreise statt.
Am Abend ging es dann ins Wasserwerk, in dem die 100. Generalversammlung gebührend gefeiert wurde. Tolle Show-Einlagen, Live-Musik und kulinarische Spezialitäten sorgen dafür, dass sich die Gäste, nach erfolgreichem Umsatz und unter erschwerten Corona-Bedingungen, wieder einmal gut unterhielten.