Bereits die Begrüßungsrede durch den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, Andreas Müller, markierte die besondere Bedeutung des diesjährigen Events auch wenn Müller nicht nur Positives vermelden konnte, denn nach wie vor fehlt es an Nachwuchs – im Handwerk allgemein und für die Ofenbranche im Speziellen. Das gelte auch vor dem Hintergrund, dass die ZDH-Statistik für das Jahr 2022 mit 305 Ofenbau-Azubis einen Zuwachs von 12 (entsprechend
4,1 Prozent) zum Vorjahr verzeichnen konnte. Ein Ruhekissen kann das nicht sein! Die Bedeutung der Branche als „Klimahandwerk – keine Wende ohne Hände“ sei stärker herauszustellen. Immerhin sei es gelungen, die Holzfeuerung nach wie vor als ausdrückliche Erfüllungsoption der 65 Prozent-Anforderung für regenerative Energieträger ins novellierte GEG zu bekommen, wenn auch nur mit 10 Prozent Anrechnungsfaktor. Aber die Holzfeuerung habe nicht nur Freunde. So möchte das Umweltbundesamt die Holzfeuerung nach wie vor am Liebsten verbieten, Greenpeace kritisiere den hohen Holzeinschlag und bestreite die Klimaschutzwirkung mit der Behauptung einer insgesamt negativen Klimabilanz. Gegen auch von offiziellen Kanälen immer wieder gestreute Falschinformationen könne/müsse man kontinuierlich mit faktenbasierter Sachaufklärung gegenanargumentieren. Immerhin habe sich der deutsche Städte- und Gemeindetag in letzter Zeit positiv zur Holzenergie positioniert.
Einen besonderen Dank richtete Marco Hanke als Landesinnungsmeister des Fachverbands Mecklenburg-Vorpommern an Jens Cordes für die stets professionelle Mitorganisation des Kachelofenbauertags und die oft von einfühlsamem Humor begleitete Moderation. Für diese Laudatio gab es standing ovations aus dem Publikum, und ein sichtlich gerührter Jens Cordes gab diesen Dank umgehend zurück. Seine humoresken Zwischenmoderationen bezog Cordes übrigens auf der diesjährigen Veranstaltung aus dem von der Spartherm-Stiftung geförderten Buch „Das Kaminfeuer und das gute Leben“, das Ende letzten Jahres im Wallstein-Verlag erschienen ist.
Im Anschluss informierten Harald Heynen und Hendrik Schütze über Themen und Ergebnisse der am Vortag stattgefundenen BUFA-Sitzung. Unter anderem war dort die Nationale Biomassestrategie (NABIS) ein Thema, bei der bezüglich der nachhaltigen Holznutzung eine eher kritische Sicht gegenüber der energetischen Holznutzung dominieren würde. Hendrik Schütze hatte dafür das Thema „Nationale Biomassestrategie“ (NABIS) kritisch beleuchtet, während Harald Heynen sich mit den Ableitbedingungen und einer praktikablen Umsetzung auseinandergesetzt hatte. Er empfahl dazu den von ihm entwickelten BImSchV-Mündungs-Rechner, der als einziger am Markt sämtliche Berechnungsverfahren berücksichtigt. Auch wenn dieser eine wesentliche Arbeitserleichterung darstellt, meinte Hendrik Schütze: „Es ist ja immer viel von Bürokratieabbau die Rede, aber dann kommt da so ein Ding wie der § 19 „Ableitbedingungen“ hinzu, und man hat mit zwei Sätzen Gesetzestext je Auftrag gleich wieder einen halben Tag Mehrarbeit …“
Auch Leda-Geschäftsführer Folkmar Ukena scheint gelegentlich an den Steinen zu verzweifeln, die einem der Normenwust auf europäischer wie auf nationaler Ebene in den Weg legt. Seinen Vortrag begann er mit einer Beschreibung des komplexen Spannungsfelds der Gesetze auf europäischer wie auf nationaler Ebene, wo sich auch immer wieder etwas Neues gegen die Holzfeuerung zusammenbraut. Kritisch sieht er die einseitige Ausrichtung auf die Wärmepumpentechnologie, die ihre unbestrittenen Vorzüge nur dann wirklich entfalten kann, wenn sie in der richtigen Gebäudeumgebung konsequent mit Grünstrom betrieben wird. Eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Umweltbilanz kann hier Holzenergie spielen – als Baustein der Versorgungssicherheit im Wärmesektor (Backup-Heizung), aber auch als Spitzenlast-Wärmeerzeuger in hybriden Heizungssystemen mit Wärmepumpe.
Ein interessantes Hybridheizungssystem ohne kostspielige Wärmepumpe, bestehend aus einer wasserführenden Kachelofenheizung und einem Warmwasserspeicher mit PV-gestützter Stromheizung, stellte Brunner-Geschäftsführer Hubertus Brunner vor. Diese sei unter anderem für den GEG-konformen Einsatz im hochwärmegedämmten Neubau geeignet, wo sich die Heizlast im Verlauf der letzten 30 Jahre glatt halbiert habe. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus hat heute bei einer Auslegungstemperatur von -12 ° C nur noch einen Heizwärmebedarf von 3,5 kW. Die vorgestellte Kachelofen-/Elektro-Hybridheizung bedingt allerdings auch die Bereitschaft der Bewohner, regelmäßig mit Scheitholz zu heizen, um den Strombedarf in Grenzen zu halten.
Den Blickwinkel zu ändern – weg von einer manifesten Negativsicht auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends in Deutschland, hin zu einem Fokus auf positive Einschätzungen würde uns allen gut tun, empfahl Martin Bauer, Verkaufsleiter International bei Spartherm, in einem gewohnt mitreißenden Vortrag. Das ständige Gejammer könne außerhalb unseres Landes ohnehin kaum jemand nachvollziehen, „unser“ Pessimismus würde aber als sich selbsterfüllende Prophezeiung auf Dauer eine tatsächliche Negativspirale einleiten können.
Die Vestatherm-Wärmepumen-Hybridheizung der Firma Ortner, eine auf dem Markt einzigartige Kombination aus Speicherofenheizung und nachgeschalteter Wärmepumpe, wurde von Ortner-Vertriebsleiter Mike Hellwig vorgestellt. Bei diesem System wird die Quellwärme für die Wärmepumpe aus einer ofenbeheizten Hypokauste entnommen, wobei der Ofen immer der Vorrang-Wärmeerzeuger sein soll. Ein großer Vorzug sei, dass die Ofenheizung damit wasserfrei bliebe und somit auch nicht die üblichen Sicherungseinrichtungen braucht. Zu berücksichtigen sei, dass die Anlage unter anderem wegen der Luftführung zur und von der Hypokauste einen höheren Platzbedarf habe. Ortner übernimmt auf Wunsch die Auslegung und Planung einer solchen Hybridheizung, die sich im Übrigen nicht nur für den Neubau eignen würde. 80 bis 90 % der bisher eingebauten Anlagen seien bei der energetischen Sanierung im Gebäudebestand realisiert worden.
Für die Europäische Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft richtete Geschäftsführer Dr. Johannes R. Gerstner einen Blick in die Branchezukunft. Er wies auf die konzertierte Öffentlichkeits- und Politikarbeit der Arbeitsgemeinschaft hin, die bis in die Gremien der Ministerien reicht. Auch betonte er die Notwendigkeit der Nachwuchsgewinnung im Handwerk.
Auf Gerstners Vortrag folgte ein Aufruf zur Mitgliedergewinnung im GVOB durch Vorstandsmitglied Andreas Neuer, denn der Branchenverband sei seit seinem Zusammenschluss zu einem schlagkräftigen Sprachrohr geworden, das allerdings auch nur in Gemeinschaft getragen werden könne.
Als Stammgast referierte Jörg Kibellus von der Landesinnung Mecklenburg-Vorpommern über „das Neueste vom Dach“. In seinem Vortrag gab er Tipps zur Schornsteinfegersuche über die Web-Plattform der Innung und über die korrekte Anmeldung neuer Feuerstätten. Ihm folgte eine Kurzvorstellung des KaminfilterKats der Firma Kleining durch Kai Wolbeck.
Was sich im Programm noch als besonders seriöses Thema las („Analytischen Konsolidierung von Erfolgsfaktoren in einem Ofen- und Luftheizungsbetrieb“, Referent: „Prof. Dr. Franz Jansen“), entpuppte sich keine halbe Minute nach Beginn des Vortrags als unterhaltsame Kalauereinlage und bildete den Abschluss des Tages. Gekrönt wurde der erste Veranstaltungstag durchs abendliche Jubiläums-Festessen mit großem Buffet.
Erster Referent am Samstag war Christian Ebersoldt. Der Branchenprofi, den einige noch aus seiner Zeit bei Camina & Schmid kannten, hat sich mit seinem Kollegen und Partner Collen Gwizdalla im Jahr 2020 in Osnabrück mit einem Spezialangebot hochwertiger individuell gebauter Elektrokamine selbstständig gemacht. Offenkundig hatten sie damit einen Nerv getroffen, denn nicht zuletzt durch massive Fortschritte bei der Technik sind diese Kamine inzwischen „salonfähig“ geworden und stoßen auch preislich in Regionen vor, die sich nicht mehr wirklich von Holz- oder Gaskaminanlagen unterscheiden. In seinem Vortrag erläuterte Ebersoldt, welches Wertchöpfungspotential diese Elektrokamine auch für den klassischen Ofenbau bieten.
Auf ihn folgte Leopold Bicker, Gründer und Senior-Geschäftsführer von Hafnertec. Der Vorreiter in Sachen smarter Ofenlösungen zeigte den letzten Entwicklungsstand der Hafnertec Produktpalette bis hin zu den nach wie vor BAFA-/KfW-förderfähigen wasserführenden Pellet-Kachelöfen. Hier würden bei der Heizungssanierung bis zu 30 Prozent der Heizungstauschsumme bezuschusst, beim Ersatz fossiler Brennstoffe winken sogar bis zu 50 % (maximal 23.000 Euro).
Max Braun stellte die auf Handwerkbetriebe zugeschnittene kaufmännische Software von IN-Software vor, mit der sich die komplette Auftragsabwicklung inklusive Arbeitsdokumentation beim Kunden, Rechnungsstellung und buchhalterische Verwaltung in einem Digitalisierungs-Paket umsetzen lässt.
Auf eine besondere Startup-Erfolgsgeschichte kann Max Kummrow, Gründer der Ofen-Akademie, als Initiator des „Ofenführerscheins“ verweisen. Der Ofenführerschein sei mittlerweile ein vielfach anerkanntes Instrument zur Nutzeraufklärung über effizientes, emissionsarmes Heizen mit Holz. Auch Ofenbaubetriebe könnten sich viel Arbeit bei der Betreiberschulung ersparen, indem sie mit jedem neuen Ofen einen Zugang zur Plattform des Ofenführerscheins mit überreichen. Absolventen des Ofenführerscheins würden nicht nur sauberer und sparsamer heizen, sie sorgten durch die richtige Bedienung auch für weniger Reklamationsfälle beim Ofenbaubetrieb.
Abschließend schilderte Hubert Ziegler Erfahrungen mit unterschiedlichen Charakteren seiner Auszubildenden und den Generationsunterschieden, die sich darin manifestieren. Danach verabschiedete Jens Cordes die Gäste – bis zum nächsten Norddeutschen Kachelofenbauertag am 28.2. und 1.3.2025.