Erstmals eröffnete Daniel Dollinger als neue Fachgruppenleiter den das Seminar. Zur Begrüßung dankte er seinem Vorgänger, Michael Falger, für die „altlastenfreie Amtsübergabe“. Als stellvertretender Fachgruppenleiter wird Falger den Generationswechsel allerdings auch in Zukunft weiter begleiten. Mit mahnenden Worten adressierte Dollinger das ungelöste Nachwuchsproblem im Bereich Ofenbau und eine „inkonsistente Politik“, die unter anderem mit der GEG-Novelle zu großer Verunsicherung bei den Bürgern beigetragen habe. Immer drängender wirke sich das Nachwuchsproblem schon jetzt auf die Nachfolgeregelung in OL-Betrieben aus.
Anschließend begrüßte Dr. Wolfgang Schwarz als Hauptgeschäftsführer des FV SHK Bayern die Teilnehmer mit einer Schweigeminute zu Ehren der kürzlich Verstorbenen. Im Alter von 59 Jahren hatte die stets positiv wirkende Hildegard Falger am 3. November den Kampf gegen den Krebs verloren, und erst wenige Tage vor dem Tölzer Seminar war der Regensburger Ofenbaumeister Peter Straßberger senior im Alter von 84 Jahren gestorben. Ihren Angehörigen gilt das tief empfundene Mitgefühl der gesamten Branche.
HKI-Technikreferentin Julia Langer beschrieb die Auswirkungen der europäischen Normen auf die Planung und Installation von Einzelraumfeuerstätten, unter anderem die geänderte Normenreihe
EN 16510-x:2022, die allerdings in erster Linie die Hersteller betrifft und umfangreiche Festlegungen für die europäische Harmonisierung industriell hergestellter Feuerstätten beinhaltet. In einem weiteren Teil ihres Vortrags ging Langer auf die Revision der EU-Ökodesign-Verordnung ein, für die ein erster Entwurf zeitnah erwartet wird. Durch den Einfluss von NGO‘s sei hier unter anderem mit weiteren Verschärfungen von Emissionsgrenzwerten zu rechnen. Weitere Normen und Regularien ihres Vortrags waren die EU-Revision der Bauproduktenverordnung, die Renewable Energy Directive (RED III), das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie das Gesetz für Wärmeplanung und zu guter Letzt die Nationale Biomassestrategie (NABIS), von der bezüglich der Brennstoffnutzung vorab brisante Interna geleakt wurden. Einigen Sprengstoff bietet auch die zu erwartende BImSchV-Novelle.
Hybride Heizungssysteme
Leider entfiel krankheitsbedingt der Vortrag zur Zukunft der Einzelraumfeuerung aus Sicht des Deutschen Biomasseforschungszentrums. Dafür wurde der für Samstag eingeplante Vortrag von Klaus Rüttiger (FV SHK Bayern) zum GEG 2024 vorgezogen. Die wesentliche gute Nachricht seines Vortrags lautete, dass Holzenergie nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der regenerativen Energiequote leisten darf. Luft nach oben gäbe es bei der Umsetzung der Wärmepumpen-Strategie. Für deren Einsatz böten sich laut Rüttiger mit hybriden Heizungssystemen auch interessante Optionen für die Ofenbranche.
Seit zwei Jahren gelten neuen Ableitbedingungen für Schornsteine für Kamine und Kachelöfen. Zuerst war die Aufregung der Branche groß, unter anderem, weil die Norm nicht nur maßgeblich aufgrund behaupteter gehäufter Nachbarschaftsbeschwerden zustande kam, deren Zahl jedoch nie nachgewiesen werden konnte, weil sie auf den ersten Blick auch viele Neuanlagen verunmöglicht hätten und zudem bei aller Regulierungswut zahlreiche Fragen für die Baupraxis unbeantwortet blieben. Der letzte Teil konnte inzwischen durch die LAI-Auslegungsbroschüren weitestgehend geklärt werden, und was die Produktseite betrifft, sind auch die Hersteller von Schornsteinanlagen wirklich kreativ geworden. Anhand einer Vielzahl von Praxisbeispielen zeigte Dirk Werner, Leiter Vertrieb und Handel bei der Raab-Gruppe, wie man auch dank neuer Produkte aus dem Hause Raab, optisch attraktive und funktionale Schornsteinlösungen für fast jede Gebäudesituation finden kann.
Asbestbelastete Materialien im Haus
Über eine weithin unterschätzte Gesundheitsgefahr durch asbestbelastete Baumaterialien im Haus referierte Uwe Redeker. vom Fachverband Bayern. Obwohl das Material bereits seit 1993 verboten ist, steckt es noch immer vor allem in vielen Gebäuden der Nachkriegsjahre bis 1993 – auch in Materialien rund um den Ofenbau, von asbesthaltigen Dichtschnüren bis zu asbesthaltigen Mörtelmassen. Insbesondere bei Sanierungsarbeiten wird häufig in völliger Unkenntnis über die eingesetzten Materialien Baustaub aufgewirbelt, der die lungengängigen und nachweislich krebserregenden Feinststäube in Umlauf bringt, was eine erhebliche Gesundheitsgefahr nicht nur für die Verarbeiter, sondern auch für die Bewohner mit sich bringt. Was kaum bekannt ist: Es gibt gemäß den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) eine Sachkundepflicht für Arbeiten mit Asbest (und gemäß TRGS 521 alte Mineralwolle). Über die besonderen Vorkehrungen bei der Materialanalyse, den fachgerechten Ausbau der Materialien mit den geeigneten Werkzeugen und die fachgerechte Entsorgung wird auch das K&L-Magazin in einer der folgenden Ausgaben noch ausführlicher berichten.
Anja Steenweg informierte als stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GVOB über die Bedeutung des Verbands als schlagkräftiges Sprachrohr der Branche – sowohl durch Lobbyarbeit in der Politik, wie auch in der Endkundenansprache. Auf diesen Appell, dem Verband beizutreten und durch die Mitgliedschaft auch unmittelbare Vorteile für seinen Betrieb zu bekommen, folgte die Ehrung des Jungmeisters Hannes Oswald. Bei üblichem Nieselwetter und Temperaturen um den Gefrierpunkt beschloss der „Feurige Abend“, in diesem Jahr organisiert von der unterfränkischen Kachelofen- und Luftheizungsbauerinnung, den ersten Veranstaltungstag zünftig mit Glühwein und Bratwurst.
Die Vortragsreihe am Freitag eröffnete Tobe Hinrichs (Leda) mit einem Vortrag über das Kapitel 6 der überarbeiteten TROL über Ersatzdämmstoffe. Zurzeit sind zahlreiche bauaufsichtliche Zulassungen für die Ersatzdämmstoffe abgelaufen. Durch die Berücksichtigung dieser Dämmstoffe in den TROL sind diese bei regelgerechter Anwendung jedoch auch in Zukunft weiter einsetzbar.
Hybride Wärmesysteme sind insbesondere für die Heizungssanierung im Bestand eine interessante Option. Diese können auf unterschiedlichste Weise ausgeführt werden, auch unter Beteiligung von Holzfeuerstätten. Klaus Leihkamm stellte eine interessante hybride Heizungslösung von Brunner vor, bei der eine wasserführende Holzfeuerstätte mit einem Warmwasserspeicher gekoppelt ist, bei dem der Restwärmebedarf mittels Heizstab aus eigenerzeugtem PV-Strom gewonnen wird. Leihkamm legte dar, weshalb die Wärmeerzeugung mit dem oft geschmähten Heizstab und PV-Strom in vielen Fällen sogar effizienter ist als eine solarthermische Wärmegewinnung und dass sie in dieser Kombination auch die Anschaffung einer kostspieligen Wärmepumpe überflüssig macht. Wie so häufig kommt es allerdings auch bei dieser Lösung auf eine sorgfältige Einzelfallanalyse an.
Brandschutanforderungen – „Richtiger“ Heizkammerabstand
In einem zweiten Vortrag informierte Tobe Hinrichs danach über die Ermittlung des „richtigen“ Heizkammerabstands im Zusammenhang mit geltenden Brandschutzanforderungen. Diese sind vor allem bei Warmluftöfen, aber auch bei Warmluftschwerkraftheizungen, bei Hypokausten und bei Feuerstätten über zwei Geschosse sowie bei Feuerstätten mit Heiz- und Kamineinsätzen relevant. Sie beeinflussen (beziehungsweise werden beeinflusst) durch die Zulufttemperaturen, die Strahlungsleistung und den Wirkungsgrad von Einsätzen. Dabei sind bei brennbaren Anbauflächen stets die Herstellervorgaben zu berücksichtigen, während bei nicht brennbaren Anbauflächen und Freigabe durch den Hersteller auch eine individuelle Planung und Installation nach Maßgabe der TROL erfolgen kann. Dabei sind Schritt für Schritt die Leistung der Heizkammer, die Leistung der Oberfläche, die Luftleistung, der erforderliche Heizkammerquerschnitt und dann der erforderliche Heizkammerabstand zu ermitteln.
Josef Bock, Geschäftsführer der unterfränkischen OL-Innung, beleuchtete Aspekte rund um die Wärmepumpe und Feuerstätten gemäß GEG 2024. Zum Abschluss des Tages informierte der Rechtsreferent des FV SHK Bayern, RA Peter Masluk, über Fallstricke im seit 2014 bestehenden Widerrufsrecht von Verbrauchern beim Abschluss von Werk- und Bauverträgen. Ein gemeinsames Abendessen im Tölzer Binderbräu beschloss den zweiten Seminartag.
Unter dem Titel „Mangel oder nicht?“ zeigte der Sachverständige Dipl.-Ing. (FH) Reinhold Bittner im ersten Vortrag am Samstag interessante und teils kuriose Fallbeispiele aus seiner Sachverständigentätigkeit.
Markus Knothe vom Landesinnungsverband des Bayerischen Kaminkehrerhandwerks informierte im zweiten Vortrag des Tages über die Situation der häuslichen Feuerstätten und die mutmaßlichen Auswirkungen des GEG auf den Wärmesektor, was ja das Thema ist, das uns die nächsten Jahre beschäftigt.
Außerdem gab er Antworten auf typische Fragen, die der Schornsteinfegerschaft im alltäglichen Berufsleben immer wieder gestellt werden, beispielsweise zum Umgang mit den neuen Ableitbedingungen und in welchen Fällen die auf die Anwendung wegen „Unzumutbarkeit“ verzichtet werden kann. Abschließend bot sich dem Tölzer Auditorium die Gelegenheit, Fragen rund um das Zusammenspiel zwischen Ofenbauern und der Schornsteinfegerschaft zu stellen.
Daniel Dollinger und Michael Falger verabschiedeten zum Mittag die Teilnehmer des diesjährigen Arbeitsseminars nicht ohne den Hinweis auf das 56. Arbeitsseminar des bayerischen Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks, das vom 6. bis 8. Februar 2025 an gewohntem Ort stattfinden wird.