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8. und 9. September 2022 – Fachtagung

Branchentage in Dresden

Nicht nur als Veranstaltungsort der Branchentage ist „njumii“, das Bildungszentrum der Handwerkskammer Dresden, neu, sondern das Gebäude selbst. „Njumii“ steht lautmalerisch für die englischen Wörter „new me“. Den Kunstbegriff und das PR-Konzept dazu hat eine Werbeagentur ersonnen; es soll bedeuten, dass durch Ausbildung und Bildung ein „neues Ich“ entsteht, wie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Dr. Andreas Brzezinski, im Verlauf der Branchentage erklärte. Der über 7000 Quadratmeter große Bau wurde vor zwei Jahren eingeweiht und ist mit modernster Technik ausgestattet – unter anderem im Veranstaltungssaal, der mit Großbildmonitoren und perfekter Akustik bis in die hinterste Reihe das Verfolgen der Vorträge zum Vergnügen machte. Insofern brauchten die Teilnehmer der Branchentage dem bisher genutzten Hotel im Spreewald nicht nachzutrauern. Dass Dresden auch sonst eine Reise wert ist, zeigte sich bei einer an den Sehenswürdigkeiten entlang geführten Busrundfahrt am Freitag Nachmittag sowie bei der Besichtigung der Feldschlösschen-Brauerei.

Doch nun erst mal zu den Vorträgen, die für die beiden Veranstaltungstage in zwei Schwerpunkt-Themenbereiche aufgeteilt waren. Am ersten Tag standen Fragen um die Energieversorgung und die neuen Ableitbedingungen im Vordergrund, am zweiten Tag ging es um die neuen TROL. In den Pausen bestand ausreichend Gelegenheit, sich bei den diversen Ausstellern von Ofenbauprodukten umzusehen. Über der gesamten Veranstaltung stand allerdings ein emotionales Thema, das erst seit wenigen Tagen publik geworden war: Das Ausscheiden des ZVSHK-Fachreferenten Tim Froitzheim aus der Branche, das er (und das will bei der generell exquisiten Qualität seiner Vorträge wirklich etwas heißen) mit einem brillanten Resümee seiner 12-jährigen Tätigkeit in der und für die Branche abschloss. Es gab wohl niemanden im Saal, der sich nicht wünschen würde, dass sein Wechsel in die Photovoltailk-Branche nur ein kurzes Intermezzo bleiben möge. Tim fehlte schon am zweiten Tag unmittelbar nach seinem Vortrag zu den TROL.

Der erste Tag begann mit einer Begrüßung der Teilnehmer durch Landesinnungsobermeister Jörg Friedow und Obermeister sowie Landesfachgruppenleiter Ofenbau beim Fachverband SHK Sachsen, Hendrik Schütze. Eigentlich hatte sich mit Ministerpräsident Kretschmann auch noch hoher Besuch angekündigt, aber der war wegen eines CDU-Parteitags dann doch unabkömmlich. Immerhin wandte sich Kretschmann per Video mit einer persönlichen Grußbotschaft an die Versammlung. Darin sagte er unter anderem: „Nicht alles, was zurzeit politisch diskutiert wird, ist wirklich sinnvoll. In Kreisen der Ofenbauer ist viel Sachverstand vorhanden. Nutzer eines regional verfügbaren Brennstoffs dürfen nicht diskriminiert werden.“ Für die umweltgerechte Nutzung des regenerativen Brennstoffs Holz wolle er sich persönlich einsetzen.

Jörg Friedow und Hendrik Schütze (links und Mitte) eröffneten die Branchentage. Rechts: Susanne Weiß-Janoschek von der LEAG hatte das Rahmenprogramm mit organisiert.

Foto: Martin Henze

Jörg Friedow und Hendrik Schütze (links und Mitte) eröffneten die Branchentage. Rechts: Susanne Weiß-Janoschek von der LEAG hatte das Rahmenprogramm mit organisiert.
Matthias Borgmann (LEAG) referierte zur aktuellen Situation in der Energielandschaft und zu den Aktivitäten seines Unternehmens in der Zukunft.

Foto: Martin Henze

Matthias Borgmann (LEAG) referierte zur aktuellen Situation in der Energielandschaft und zu den Aktivitäten seines Unternehmens in der Zukunft.
An den Branchentagen hatten die Teilnehmer drei Mal das Vergnügen, Tim Froitzheim auf seiner „Abschiedstournee“ zu hören. Im ersten Vortrag wurde er sowohl kritisch als auch philosophisch.

Foto: Martin Henze

An den Branchentagen hatten die Teilnehmer drei Mal das Vergnügen, Tim Froitzheim auf seiner „Abschiedstournee“ zu hören. Im ersten Vortrag wurde er sowohl kritisch als auch philosophisch.
Friedrich Allendorff dankte „unserem Tim“ für sein Engagement für die Branche mi einer gusseisernen Gartenleuchte – damit er auch weiterhin eine Lichtgestalt bliebe.

Foto: Martin Henze

Friedrich Allendorff dankte „unserem Tim“ für sein Engagement für die Branche mi einer gusseisernen Gartenleuchte – damit er auch weiterhin eine Lichtgestalt bliebe.

Braunkohle nagigiert in stürmischen Fahrwasser

Für die Lausitz Energie und Bergbau AG (LEAG) als langjährigem Partner der Branchentage sprach Marketingleiter Matthias Borgmann. In seinem Überblick über den Energie- und Brennstoffmarkt stellte er für die von der Energiewende besonders betroffene LEAG fest: Der Markt für feste Brennstoffe und hier, insbesondere die Braunkohle, navigiert in stürmischem Fahrwasser. Zwar sei der Ukraine-Krieg nicht natürlich nicht planbar gewesen, trotzdem sei das hin und her, was auch die Kohleverstromung betrifft, eine echte Herausforderung. Aktuell sollen große Kraftwerksblöcke des Kraftwerks Jänschwalde nun doch nicht nur als temporäre Notreserve dienen, sondern durchaus für die nächsten Monate für einen Regelbetrieb fit gemacht werden. So ein Braunkohleunternehmen mit Tagebauförderung sei allerdings nicht kurzfristig „umsteuerbar“ – von (vorzeitigem) Kohleausstieg hin zu einer doch womöglich wieder verlängerten Nutzung. 2021 sei noch rund ein Fünftel des Stroms mit Kohle als Primärenergieträger erzeugt worden. Insgesamt plane die LEAG bis 2030 vom Bergbau- und Kraftwerksbetreiber zum Energie-, Infrastruktur- und Serviceunternehmen zu werden und dabei eine starke Ausrichtung auch auf erneuerbare Energien, Speicher und Wasserstoff zu forcieren. Auch wenn in diesem Jahr die Produktion der „Rekord“-Briketts bereits um 40 Prozent gesteigert worden sei und inzwischen auch an den Wochenenden kontinuierlich im Dreischichtbetrieb gearbeitet wird, engagiert sich die LEAG verstärkt auch im Bereich Biomasse. So habe die LEAG erst im März dieses Jahres das Holzkontor und Pelletierwerk Schwedt aufgekauft und entwickle gemeinsam mit der TU Freiberg, dem Fraunhofer Institut und weiteren Forschungseinrichtungen neue Brennstoffe und Technologien und sei außerdem dabei, eine Anlage zur Herstellung von CO2-neutralen torrefizierten Holzprodukten zu planen und zu bauen.

Hendrik Schütze mit Praxisbeispielen zu den neuen Ableitbedingungen

Foto: Martin Henze

Hendrik Schütze mit Praxisbeispielen zu den neuen Ableitbedingungen
Jörg Friedow referierte über gemauerte Schornsteine im Bestand und Neubau aus Sicht eines Ofenbauers.

Foto: Martin Henze

Jörg Friedow referierte über gemauerte Schornsteine im Bestand und Neubau aus Sicht eines Ofenbauers.
Marco Gralapp vertiefte das Thema gemauerte Schornsteine aus ­Schornsteinfegersicht.

Foto: Martin Henze

Marco Gralapp vertiefte das Thema gemauerte Schornsteine aus ­Schornsteinfegersicht.
Blumen für Tim – und standing ovations von den Teilnehmern zu seinem Abschied.

Foto: Martin Henze

Blumen für Tim – und standing ovations von den Teilnehmern zu seinem Abschied.

Tim Froitzheim – 12 Jahre in der OL-Branche

Nach dieser Einstimmung hielt Tim Froitzheim den ersten von drei Vorträgen und erlaubte sich nach Ankündigung seines Ausscheidens aus der Ofenbranche die künstlerische Freiheit, auch thematisch vom Programm abzuweichen und anstelle zu den neuen Ableitbedingungen zu referieren seine persönliche Rückschau auf 12 Jahre Dienst an der OL-Branche zu präsentieren – es sollte, wie eingangs bereits erwähnt, einer seiner besten Vorträge werden. Dabei nahm Tim Froitzhem kein Blatt vor den Mund, was seine Erkenntnis zur Entscheidungsfindung auf politischer Ebene betraf: „Was mich als junger Referent über die Jahre echt geschockt hat, ist der Sachstand und die teilweise echte Misinformation, die selbst offizielle Behören und Ministerien verbreiten. Es gibt ja den Spruch: ‚Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.‘ Ich habe zu Anfang nicht geglaubt, wie wahr der ist.“ Froitzheim zeigt ein Balkendiagramm zum steigenden Holzeinschlag der letzten vier, fünf Jahre, dann sagt er: „Mein ehemaliger Chef hat immer gesagt, man müsse die Flughöhe verändern (hier also den Zeithorizont), um das genaze Bild zu sehen.“ Die nächste Folie zeigt dasselbe Diagramm mit einem Ausschnitt über die letzten ca. 20 Jahre. Ein paar Jahre weiter zurückgegangen, ergibt sich plötzlich ein Bild, das den aktuellen Anstieg des Holzeinschlags gar nicht mehr so gravierend darstellt. Vergleichbare Mengen seien in den letzten Jahrzehnten auch schon geschlagen worden. Allerdings sei es unseriös, den vermehrten Holzeinschlag automatisch der Brennholzgewinnung zuzuschlagen. „Holzhunger haben nicht die Feuerstätten, sondern aktuell der Borkenkäfer,“ so Froitzheim mit einem Seitenhieb auf Behauptungen des „Fernseh-Oberförsters“ Peter Wohlleben im jüngst erschienen Plusminus-Beitrag zur Holznutzung als Brennstoff. Doch dann gab er sich versöhnlich: „Auch Wohlleben geht es nicht wirklich darum, die Holzfeuerstätten zu bekämpfen,“ so Froitzheim, „was er ja eigentlich möchte, ist eine ökologische Forstwirtschaft. Auch in seinen populären Büchern, in denen er beispielsweise die vernetzt kommunizierenden Bäume beschreibt, würde er ja keine wirklich neuen Erkenntnisse verbreiten, so sensationell das auch für Laien klingen würde. „Das war bereits zu Zeiten meines Ökologiestudiums in den 1990er-Jahren Stand der Wissenschaft,“ sagt er. Der Fehler läge tatsächlich in der Art der Waldbewirtschaftung. „Nach dem Krieg musste schnell Bauholz her, deshalb wurde Nadelholz angebaut. Schnellwüchsig, gerade wüchsig, „astrein“. Ökologisch war das nicht,“ so Froitzheim. Sein Professor habe ihm damals von Zeit zu Zeit gesagt, die heutigen Wälder erinnerten ihn an Ackerflächen, auf denen Bäume auf ihre Ernte warten würden. Das habe mit ökologischer Waldbewirtschaftung genau gar nichts zu tun.

Tobe Hinrichs hob hervor, was für ein Meilenstein die neuen TROL für die Branche sind.

Foto: Martin Henze

Tobe Hinrichs hob hervor, was für ein Meilenstein die neuen TROL für die Branche sind.
Jens Hilt warb eindringlich für die Mitgliedschaft im GVOB.

Foto: Martin Henze

Jens Hilt warb eindringlich für die Mitgliedschaft im GVOB.
Abendprogramm im Feldschlößchen.

Foto: Martin Henze

Abendprogramm im Feldschlößchen.

Und dann änderte Tim Froitzheim die Flughöhe ein weiteres Mal und wurde philosophisch – mit einem Außenblick auf unseren Globus. Jedem müsse klar sein, dass unser Wirtschaften – insbesondere vor dem Hintergrund einer rapide wachsenden Bevölkerungszahl auf dem Planeten – so nicht weitergehen könne. Das würde bedeuten, dass wir unsere Strategie ändern müssten, um unser aller Überleben zu sichern – „nein, das setzt schon so unter Druck – Ich will es umformulieren: Wir haben die Wahl, unsere Strategie an die Umstände anzupassen oder es zu lassen. Aber eines ist klar: Es geht nicht ohne Einschränkungen in unserer Lebensweise.“ Er nennt Beispiele, die tatsächlich beim eigenen Verhalten ansetzen: Weniger Fernreisen, weniger Konsum. Aber auch mehr Kontrolle – zum Beispiel bei der Holzfeuerung. „Ich habe mich aus bürokratischer Sicht und wegen der Bevormundung immer gegen den Ofenführerschein gewehrt,“ so Froitzheim, „aber vielleicht ist so etwas doch nicht so verkehrt.“ Die OL-Branche müsse es schaffen, das Betreiberverhalten nachhaltig zu optimieren. „Da ist bisher zu wenig passiert. Gemeinsames Anfeuern bei der Übergabe reicht nicht.“ Und dann ließ der gute Tim sein Auditorium zu seinem eigentlichen Thema, den Ableitbedingungen, doch noch mit mehr Fragen als Antworten zurück, was zeigt, wie viele unklarheiten in der beschlossenen Regelung zum §10 BImSchV immer noch stecken. Kleine Auswahl gefällig? „Wie sind schädliche Umwelteinwirkungen definiert?“, „Wird der LAI eine Umsetzungshilfe zu §19 anbieten – und, wenn ja, wann?“, „Wird es auch eine Hilfe zur VDI 3781-4 geben, und, wenn ja, wer gibt diese heraus (LAI oder VDI)?“, „Wie verbindlich sind Aussagen des VDI?“, „Wird es wieder länderspezifische Auslegungen geben?“ bis hin zu „Wie soll das ohne genaue Definitionen umgesetzt werden?“, „Wer übernimmt die Haftung? Die Schornsteinfeger werden dafür nicht bezahlt und der Ofenbauer soll seine eigenen Kunden vergraulen?“. Allein aus diesen Fragen – und es waren längst nicht alle aus seinem Vortrag, lässt sich ablesen, welch immenser Klärungsbedarf bei den neuen Ableitbedingungen noch gegeben ist.

In dasselbe Horn blies anschließend Hendrik Schütze, der weitere Schwammigkeiten in den neuen Bestimmungen entdeckte. Zwar könnten auch in Bestandsgebäuden (Baugenehmigung vor 1. Januar 2022) nach wie vor die alten Ableitbedingungen angewendet werden, wenn die neuen unverhältnismäßig wären, aber wann gilt denn etwas als „unverhältnismaßig“? Dies sei genauso ein Gummibegriff wie der Begriff der möglichen „schädlichen Umwelteinwirkungen“ Schornsteinberechnungen seien immerhin mit Tools wie Haprof, Erlus oder dem sehr umfangreichen Programm von Leda möglich. Anschließend zeigte Hendrik Schütze an zwei Fallbeispielen aus der Praxis, wie herausfordernd die Umsetzung sein kann – zum einen bei einem terrassierten Flachdach-Neubau mit winkligem Grundriss, zum anderen an einem Bestandsbau mit asymmetrischem Satteldach.

Mit dem nächsten Vortrag kam Marco Gralapp, Technischer Innungswart der sächsischen Schornsteinfegerinnung, auf Praxiserfahrungen mit gemauerten Schornsteinen im Bestand und Neubau zu sprechen. Neben den Anforderungen an neue Anlagen, die ja noch recht eindeutig wären, gebe es aktuell aufgrund der energiepolitischen Lage eine neue Problematik wegen der stark gestiegenen Anfrage zur Reaktivierung ungenutzter oder stillgelegter Schornsteinzüge. Die Beurteilung der Tauglichkeit müsse unbedingt vom bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger beurteilt werden. Dabei seien unter anderem folgende Kriterien bedeutsam: Haben Veränderungn seit der Außerbetriebnahme stattgefunden (beispielsweise eine Umnutzung als Versorgungs- oder Medienschacht, teilweiser Rückbau, Abstände zu brennbaren Baustoffen, ...)? Wie ist der bauliche Zustand (Zustand des Mauerwerks, ehemalige Anschlussöffnungen, Reinigungsverschlüsse (fehlen oder zugemauert), ...)? Ist überhaupt nach Errichtung des noch nicht benutzten Schornsteins eine Rohbauabnahme erfolgt? Ist die Bauart (noch) zulässig (Seitenverhältnis, Wangenstärke, ...)? In der Regel ist zur Beurteilung eine Begehung der Geschosse erforderlich, ggf. mit Öffnung von Verkleidungen und Deckendurchführungen, auch sei eine Prüfung mittels Schornsteinkamera in vielen Fällen sinnvoll. Und schließlich: Werden die aktuellen Ableitbedingungen nach 1.BImSchV §19 eingehalten?

In den Pausen gab es Gelegenheit, die ­verschiedenen Aussteller (hier Seyffarth ­Keramik) zu sprechen.

Foto: Martin Henze

In den Pausen gab es Gelegenheit, die ­verschiedenen Aussteller (hier Seyffarth ­Keramik) zu sprechen.

Foto: Martin Henze

Ortner
Ember und Westbo

Foto: Martin Henze

Ember und Westbo
Brula

Foto: Martin Henze

Brula
Kaufmann Keramik und Rath

Foto: Martin Henze

Kaufmann Keramik und Rath
Camina & Schmid

Foto: Martin Henze

Camina & Schmid
Gutbrod Keramik und PaletteCAD

Foto: Martin Henze

Gutbrod Keramik und PaletteCAD

Überarbeitete TROL

Damit endete der offizielle Teil des ersten Branchentages, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Abendprogramm mit Busrundfahrt und Brauereibesuch zu persönlichen Gesprächen.

Der zweite Tag startete mit einem von Tim Froitzheim vorgestellten umfassenden Überblick zu den überarbeiteten TROL 2022, die unter Beachtung der aktuellen Verordnungen und Regelwerke die allgemein anerkannten Regeln der Technik für das Gewerk verkörpern. Unter anderem stellte er noch einmal klar, dass sich der Geltungsbereich der TROL ausschließlich auf handwerklich errichtete Feuerstätten bezieht und nicht auf Industrieprodukte wie beispielsweise Kaminöfen. Zu einer der vielen Neuheiten der aktuellen Fasung zählt zum Beispiel die Neuberechnung der Nennwärmeleistung von Grundöfen die jetzt die Durchschnittswärmeleistung über den gesamten Wärmeabgabezyklus je Holzauflage angibt. Nicht nur in baurechtlich nicht geregelten Bereichen darf der Ofenbauer durchaus von den TROL abweichen, er darf dies auch bei baurechtlich geregelten Bereichen, DANN allerdings nur mit höheren Standards als die in den TROL angegebenen Mindestanforderungen. Man sollte sich jedoch gut überlegen und auch begründen können, ob und wann wirklich von den TROL abgewichen werden sollte.

Wichtig seien auch die Regeln unter anderem zur Wassertechnik: Da für den wasserseitigen Anschluss häufig klassische Heizungsbauer hinzugezogen werden, die zunächst behaupten, sie würden sich mit Wasser-Heiztechnik auskennen, passieren in der Praxis immer wieder Fehler, denn bei der Einbindung von Öfen sind doch gravierende Unterschiede zu beachten, unter anderem wegen der höheren Temperaturniveaus, mit denen man es hier zu tun hat.

Der folgende Themenkomplex Verbrennungsluftversorgung wurde durch Tobe Hinrichs auf der Grundlage der intensiven Zusammenarbeit in der Projektgruppe Ofenbau vorgestellt. In der gewohnt praxisnahen und von hohem Fachwissen unterlegten Präsentation erläuterte Hinrichs die Anforderungen und Nachweise zur sicheren Verbrennungsluftversorgung von Feuerstätten. Er stellte klar, dass die sichere Zuführung der Verbrennungsluft unabhängig vom eingesetzten Brennstoff den gleichen physikalischen Gesetzen unterliegt. In würde immer wieder die Frage erreichen, weshalb die TROL hier so umfangreich geändert worden seien. Seine Antwort dazu: Weil sich auch die heutigen Häuser wesentlich geändert haben gegenüber früher. Durch dichte Bauweisen etc. ist die ausreichende Verbrennungsluftversorgung längst nicht mehr so selbstverständlich durch „Leckagen“ in der Gebäudehülle gewährleistet. Teilweise würden die, zum Beispiel mit nachträglich wieder in Fensterdichtungen eingebrachten Lüftungsschlitzen, künstlich hinzugefügt – das sei etwas, wo ihm aus technischer Sicht eigentlich immer die Haare zu Berge stünden. Ohne eine seriöse Nachweisführung einer ausreichenden Verbrennungsluftversorgung ginge es jedenfalls heute nicht mehr. Deshalb wäre auch die frühere 4-Kubikmeter-Regelung (4 Kubikmeter Raumluft je kW Heizleistung) komplett entfallen.

Das njumii erwies sich als hervorragender neuer Veranstaltungsort.

Foto: Martin Henze

Das njumii erwies sich als hervorragender neuer Veranstaltungsort.

In einem Intermezzo des Vortragsprogramms richtete Jens Hilt danach in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des GesamtVerbands OfenBau e. V. einen eindringlichen Appell an die versammelte OL-Gemeinde, doch bitte noch hier und heute die Mitgliedschaft zu beantragen. Der GVOB habe so wichtige, zukunftssichernde Aufgaben, dass die Branche darauf nicht verzichten könne. Dazu zählen Qualitätssicherung, Lobbyarbeit für das Ofenbauerhandwerk, Werbung, Pressearbeit und die Unterstützung bei der Suche nach Nachwuchskräften. Exemplarisch wollte Hilt nur einen Punkt der GVOB-Arbeit herauspicken: Lobbyarbeit! Warum? „Na, der Tim hat uns gerade verlassen. Er war ein wichtiges Sprachrohr der Branche, und es ist fraglich, wie er zu ersetzen sein wird (einen Ersatz soll es geben – das wurde mir von Seiten des Zentralverbands zugesagt). Aber die Lobbyarbeit darf deswegen so lange nicht schlafen, die müssen wir selbst in die Hand nehmen. Wehrhaftigkeit gegen neudeutsch „Fake News“ in den Medien, aber auch von offiziellen Stellen, ist dringend nötig,“ so Hilt, „unter den Ofenbauern sollte jeder 1,09 Euro täglich für die Mitgliedschaft im GVOB übrig haben, auch als beschäftigungssichernde Maßnahme, schließlich wollen wir auch morgen noch etwas zu tun zu haben.“

Mit dem folgenden Vortrag von Hendrik Schütze ging es dann wieder zurück zu den TROL. Schütze sprach über das ebenfalls aktualisierte Kapitel 6, das sich mit Brand- und Wärmeschutz befasst. Inhalte waren Abstände zu brennbaren Bauteilen, Strahlungsbereiche, Wärmedämmstufen und konstruktive Lösungen zu Wanddurchführungen. Hier würden unter anderem neue Zeichnungen zu mehr Klarheit beitragen, ebenso wie auch Begriffsschärfungen vorgenommen worden wären.

Den letzten Vortrag der Branchentage hielt Tobe Hinrichs. Sein Thema waren Neuerungen der Technischen Regeln in Kapitel 7. Darin ist dargelegt, dass Warmluftöfen und handwerklich oder industriell gefertigte Heizgaszüge mit dem Heizeinsatz als Einheit zu betrachten sind. Hinrichs erläuterte die Auslegung der keramischen Heizgaszüge und die Zusammenhänge zwischen der Leistungsangabe nach Typenschild und der tatsächlichen Nennwärmeleistung. Durch die Neuberechnung der Leistung von Speicherfeuerstätten würden endlich auch realistische Gesamtleistungen angegeben, sodass Ofenbauer nun mit Speicheröfen in der Lage wären, hervorragende kleine Leistungen zu dokumentieren. Damit könne nun endlich auch die Eignung für den Einsatz dieser Feuerstätten in Niedrigenergiehäusern nachgewiesen werden.

Ergänzend sei darauf verwiesen, dass der Zentralverband Sanitär Heizung Klima über das Berufsbildungswerk eine Online-Weiterbildung zu den TROL beginnend im November anbietet.

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