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Blick über den Tellerrand

Der deutsche Ofenmarkt aus Sicht der Österreicher

K&L-Magazin: Welche Rolle vom Auftragsvolumen (Umsatz) spielt der deutsche Ofenmarkt für Ihr Unternehmen beziehungsweise den Verband?

Andreas Schönfeld, Geschäftsführer Austroflamm GmbH: Der deutsche Markt ist für uns der wichtigste europäische Markt und hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Da der deutsche Markt insgesamt hohe Anforderungen stellt, lassen sich daraus auch viele wichtige Produkte und Entwicklungen für andere Märkte ableiten.

Markus Bicker, Geschäftsführer Hafnertec Heiztechnik GmbH: Deutschland ist ein Markt, der großen Wert auf Qualität und Leistung legt, was für uns von zentraler Bedeutung ist. Die hohe Nachfrage nach hochwertigen Ofenprodukten stimmt hervorragend mit unserer Firmenphilosophie überein.

Christoph Kaschütz, Leiter Technik bei Bernhard Kaschütz GmbH: Unser Hauptmarkt ist tatsächlich der österreichische Inlandsmarkt, aber rund 10 Prozent unseres Umsatzes machen wir auch in Deutschland.

Dr. Thomas Schiffert, Geschäftsführung/Leiter der Versuchsanstalt Österreichischer Kachelofenverband: Der deutsche Markt ist für die Betriebe der österreichischen Zulieferindustrie der bedeutendste Auslandsmarkt in Europa. Der prozentuelle Anteil variiert von Unternehmen zu Unternehmen. Meiner Schätzung nach beträgt er rund 20 bis 25 Prozent.

K&L-Magazin: Welche Ofenprodukte aus Ihrem Hause werden in Deutschland besonders nachgefragt?

Andreas Schönfeld: Besonders nachgefragt sind die Kaminöfen der „Clou“-Serie, allem voran der „Clou Xtra“. Durch das austroflammtypische Design ist er auch nach einigen Jahren auf dem Markt immer noch ein Topseller. Außerdem unsere „Duo“-Öfen für Holz- und Pelletbetrieb. Auch hier besonders der „Clou Duo“. Nicht zu vergessen die Kamineinsätze und hier besonders die kompakten Geräte wie der „63x40x42“.

Markus Bicker: Derzeit erfreuen sich unsererTauschgeräte großer Beliebtheit. Angesichts der politischen Vorgaben zur Austauschpflicht ist es entscheidend, den Kunden optimale Lösungen anzubieten, um Emissionen zu minimieren. Wenn Kunden durch politische Maßnahmen zum Austausch gezwungen werden, müssen wir sicherstellen, dass die neuen Geräte den Emissionsausstoß so weit wie möglich reduzieren.

Christoph Kaschütz: Besonders sind es unsere Heizeinsätze mit Frontplatte für den Austausch.

Dr. Thomas Schiffert: Dies umfasst die gesamte Palette, von Schamotte über Ofentechnik bis zu Keramik und Herdbauteilen.

K&L-Magazin: In welcher Hinsicht unterscheidet sich der deutsche Feuerstättenmarkt vom österreichischen? Welche Produkte werden in Deutschland häufiger nachgefragt als in Österreich – und umgekehrt?

Andreas Schönfeld: Der deutsche Markt ist mit Sicherheit stärker vom Thema Ambiente geprägt. Hier stehen der architektonische Aspekt und das Thema Komfort mehr im Vordergrund. Man merkt sehr stark, dass das Heizen mit Holz in Österreich einfach noch mehr Tradition hat als in vielen Regionen Deutschlands. Im benachbarten Deutschland werden die „Duo“-Öfen mehr nachgefragt als in unserem Heimatmarkt, was diesen Trend unterstreicht. In beiden Ländern gibt es allerdings „Klassiker“, die wir seit Jahren sehr gut verkaufen, wie zum Beispiel den „Pallas Back“ zum Kochen und Backen.

Markus Bicker: Die Unterschiede sind weniger ausgeprägt als zunächst angenommen. Auch in Deutschland sind keramische Produkte sehr gefragt. Darüber hinaus gewinnen Speicher- und Kombiofen zunehmend an Beliebtheit – Bereiche, die tief in unserer Unternehmens-DNA verankert sind und für die unser Herz brennt.

Christoph Kaschütz: Im Wesentlichen unterscheidet sich der deutsche vom österreichischen Markt, dass in Deutschland zurzeit hauptsächlich alte Öfen entweder ausgetauscht oder saniert werden. Die Thematik mit der BImSchV gibt es ja in Österreich nicht. Deswegen werden von unseren österreichischen Kunden hauptsächlich mehr Neuanlagen bestellt.

Dr. Thomas Schiffert: Österreich ist klar ein Grundofenland. Alle Produkte, die dafür erforderlich sind, spielen in Österreich eine größere Rolle als in Deutschland. Daneben werden in Österreich sicher mehr individuelle Herde gesetzt als in Deutschland. In Deutschland werden meines Wissens dagegen deutlich mehr Zugsysteme verkauft als in Österreich, wo großenteils mit handwerklichen Zugsystemen gearbeitet wird. Sonst sind die Märkte durchaus ähnlich.

K&L-Magazin: Wie schätzen Sie die künftige Marktentwicklung in Deutschland für Ihr Unternehmen ein und wovon hängt das möglicherweise ab?

Andreas Schönfeld: Grundsätzlich sehen wir die Marktentwicklung sehr positiv. Zum einen gibt es natürlich den sich noch über Jahre hinziehenden Austausch von Öfen, der mit zirka 1,9 Mio. Altgeräten noch wesentlich für die nächsten Jahre sein dürfte. Zum anderen hilft uns als Branche der in Deutschland eingeschlagene Weg zum Heizen mit Strom, also Wärmepumpe langfristig sicher auch. Da das Haus bei Stromausfall kalt bleibt und die Energiekosten in den letzten Jahren stark gestiegen sind, wird die autarke Alternative aus meiner Sicht in Zukunft noch wichtiger. Damit lassen sich Heizkosten senken und eine Unabhängigkeit erreichen. Und das auch noch optisch wunderschön und mit der berühmten Behaglichkeit. Trotz allem sollte man die Sicht auf die Regulierungen aus Brüssel und Berlin immer im Auge behalten. Gerade in letzter Zeit zeigt sich immer mehr, dass die Musik die für uns entscheidend ist, bei der EU spielt. Hier gilt es für alle Marktteilnehmer an Optimierungen mitzuarbeiten und zukunftsfähige Produkte zu schaffen. Genauso wichtig ist es auch, das, was in der Branche schon erreicht wurde, an die richtigen politischen Stellen zu kommunizieren, um die Zukunftsfähigkeit des Ofens zu dokumentieren. Auch wird die Krise im Hochbau in absehbarer Zeit vorbei sein. Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen, und mit dringend notwendigen Änderungen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik wird sich auch der Wohnungsmarkt erholen. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken. 

Markus Bicker: Wir sehen die Marktentwicklung in Deutschland optimistisch, da immer mehr Ofenbauer die Vorteile unseres „AWE“ Luft-Wasser-Wärme-Tauschers erkennen. Diese Innovation eröffnet neue Zielgruppen und Kundenschichten. Zudem zahlen sich unsere hohen Investitionen in die patentierte LE-Verbrennungstechnik positiv aus, da Endkunden von lukrativen BAFA-Förderungen profitieren können, was unser Wachstumspotenzial weiter steigert.

Christoph Kaschütz: Derzeit verzeichnen wir allgemein einen Umsatzrückgang, aber nicht nur in Deutschland. Hier kommen wahrscheinlich noch die aktuelle wirtschaftliche sowie die politische Situation dazu. Die österreichische Marktentwicklung hängt auch (wie so vieles) von der Deutschen ab, hier gibt es viele Parallelen. Wir sind dennoch nicht pessimistisch gestimmt und werden versuchen, uns auch künftig erfolgreich auf dem deutschen Markt zu behaupten.

Dr. Thomas Schiffert: Die Marktentwicklung in Deutschland hängt sicher von der weiteren Diskussion über Feinstaub und von allfälligen Verbrennungsverboten ab. Darüber hinaus spielt die weitere Entwicklung der Baukonjunktur eine wesentliche Rolle. Insgesamt gehen die meisten Betriebe von einer stabilen Entwicklung aus.

K&L-Magazin: Hätten Sie einen Wünsch bezüglich des deutschen Ofenmarktes an die deutsche Politik? Welchen?

Andreas Schönfeld: Meine Wünsche an die deutsche Politik würden hier vermutlich den Rahmen sprengen. Im Bereich Ofen ist das vor allen Dingen eine Planbarkeit. Verlässliche Gesetze und Normen, die es für den Endverbraucher sicher und sinnvoll machen, sich einen Ofen anzuschaffen, ohne Angst vor „unbekannten“ und immer wieder kolportierten Änderungen bei Zulassungen und Verordnungen. Langfristig geltende Anforderungen vereinfachen es auch den Herstellern, in Innovationen zu investieren. Damit würde meiner Überzeugung nach auch die Bereitschaft, in Forschung und Entwicklung zu investieren, deutlich steigen. 

Markus Bicker: Nur einen: Mehr Hirn. Es ist provokant, aber viele Entscheidungen kann ich nicht nachvollziehen. Wie kann es sein, dass im einen Jahr Biomasseheizungen gefördert werden, während im nächsten Jahr eine Diskussion über deren Verbot entfacht wird, während die Förderung weiterhin läuft? Solche Widersprüche führen nur zu Verunsicherung am Markt und hindern uns daran, Klimaziele zu erreichen, ganz im Gegenteil wir verlieren wertvolle Zeit.

Christoph Kaschütz: Ich wünschte uns, sass in gewissen Situationen die Bürokratie abgebaut werden sollte. Ich denke, dass ich für die ganze Branche spreche, dass wir hier keine schlechten oder gar umweltschädlichen Anlagen verkaufen. Teilweise ist es sehr schwierig, an den Hürden des deutschen Gesetzgebers und an manch unverständliche Anordnungen mancher Kaminkehrer, hier ein gewisses Verkaufspotenzial zu erzielen.

Dr. Thomas Schiffert: Es erfordert ein klares Bekenntnis zu Holz als regenerativem, erneuerbarem Energieträger. Dabei erscheint es unbedingt erforderlich, dass die Holzverbrennung ganzheitlich betrachtet wird und Teil der Wärmewende sein muss. Ohne die Holzverbrennung sind die Klimaziele, auf die sich auch Deutschland verständigt hat, nicht zu erreichen. Darüber hinaus muss der „Resilienz“-Aspekt der Ofenbranche anerkannt werden. Regionaler Brennstoff (Brennholz) und Unabhängigkeit von der Stromversorgung sollten stärker betont werden. Öfen sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.

K&L-Magazin: Hätten Sie einen Wunsch an die europäischen Entscheidungsträger, der die Situation verbessern könnte? Welchen?

Andreas Schönfeld: Sehr viel davon habe ich im Punkt zuvor schon beantwortet. Das betrifft ja Deutschland und genauso die EU. Generell sollte die Politik sich, auch beim Thema Ofen, wieder mehr an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und weniger von lobby- und parteipolitischen Bedürfnissen lenken lassen. Wir haben mit dem Ofen ein Produkt, das schon seit Generationen seinen Beitrag für das Wohl der Menschen geleistet hat und auch in Zukunft sehr wichtig sein kann. Wir können mit unseren Produkten wichtige Beiträge zur dezentralen Wärmeversorgung leisten, unsere Geräte werden nur im Bedarfsfall betrieben, der Brennstoff ist nachwachsend, regional und CO₂ neutral.

Markus Bicker: Ich wünsche mir auch hier mehr Vernunft. Unsere Feuerungstechnik beweist, dass Holzheizen im individuellen Ofenbau so sauber sein kann wie die modernsten Heizkessel. Es ist unverständlich, warum daran gezweifelt wird. Regionales Holz mit kurzen Lieferketten in einem Speicher- oder Kombiofen zu verbrennen, ist der beste Weg für unsere Umwelt und für jeden Einzelnen.

Christoph Kaschütz: Wir hätten gerne ein klares Bekenntnis zum Brennstoff Holz, dazu gilt auch dass man diesen endlich als Klimaneutral darstellt. Auch innerhalb der Europäischen Union sollte die Bürokratie abgebaut und wieder mehr in klaren Menschenverstand investiert werden. Verordnungen gibt es ohnehin bereits genug.

Dr. Thomas Schiffert: Hier gilt dasselbe, was auch für Deutschland zutrifft. Holz (zum Beispiel Brennholz) muss als regenerativer Energieträger und wesentlicher Bestandteil der erneuerbaren Wärmeversorgung gesehen werden. Was Feinstaub betrifft, war die Luftqualität in Europa seit Beginn der industriellen Revolution noch nie so gut, wie sie heute ist. Die Feinstaubbelastung in Europa ist in den letzten 15 Jahren mehr als 30 Prozent zurückgegangen.

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