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Ein Projekt voller Emotionen

Herdbau im Kinderhaus in Uganda

Es mag pathetisch klingen, aber manche Menschen schreiben die Weihnachtsgeschichte neu und lassen sie sogar Realität werden. Im Fall, um den es hier geht, ist es das Team um Backofenmeister Daniel Reisinger und Ofenbaumeister Axel Götze aus Plauen, die, inspiriert von der christlichen Organisation Fredmon im Namen von Manfred und Monika Hiller, vom 10. bis zum 24. Dezember 2024 nach Uganda reisten, um dort die unhaltbaren und schwer gesundheitsgefährdenden Verhältnisse in der Küche des Kinderhauses „Home & Hope“ durch den Neubau eines sicher zu betreibenden Ofens nachhaltig zu verbessern. In dem von Manfred und Monika Hiller geleiteten Kinderhaus leben und lernen rund 80 Kinder, die zum Teil Vollwaisen sind, zum Teil aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen, wo die Eltern nicht für ein gesichertes Überleben der Kinder, geschweige denn eine adäquate (Aus-)bildung sorgen können. Nicht wenige dieser Kinder haben überdies mit teils schweren Traumata zu kämpfen, wie auch weiter unten noch geschildert.

Sowohl Daniel Reisinger als auch Axel Götze „spendeten“ ihre Arbeitsleistung in den zwei Wochen, während eine beachtliche Zahl weiterer Unterstützer über eine Crowdfunding-Kampagne für einen wesentlichen Teil der Reisekosten aufkamen – an dieser Stelle sei auch ihnen noch einmal ganz herzlich gedankt (unter anderem der Hagos, die sich mit 1.000 Euro beteiligt hat), dass sie das Projekt mit ermöglicht haben. Als Dritter mit im Bunde: Vital Kwizera, gebürtig im Nachbarland Burundi, der die Verhältnisse vor Ort kannte und sowohl als Dolmetscher wie auch bei der Vermittlung der Bedürfnisse der Einheimischen dienlich war. Letzteres betraf vor allem auch die Küchen- und Herdausstattung, mit der sich Kwizera professionell auskannte, denn er, der überdies einen Doktortitel als Insektenforscher führt, lebt seit drei Jahren in Deutschland und arbeitet hier als Bäcker.

Am Lebendigsten wird das „Abenteuer“, das Reisinger und sein Team in Afrika erlebten, in dem überaus sehenswerten Youtube-Video (Link im Info-Kasten), das die Arbeiten perfekt dokumentiert. Am Ende ist übrigens nicht nur ein neuer Kochherd entstanden, sondern außerdem noch ein Pyrolyseofen und ein Pizza-Backofen. Von besonderer Bedeutung war es für Daniel Reisinger, die Feuerstätten mit vor Ort vorhandenen Materialien.

Ein Blick auf zwei Personen des Kinderhauses

Zwei Personen, die Daniel Reisinger und Daniel Götze in Uganda begegnet sind, haben einen besonderen Eindruck hinterlassen, die Köchin Rita und der Kinderhausbewohner Eno. Sie stehen exemplarisch für einen kleinen Ausschnitt der Erlebnisse, die den beiden von dort geblieben sind. Reisinger gibt ihnen nachfolgend eine Stimme: Als wir das Projekt begannen, begegnete uns die Köchin Rita mit großer Skepsis. Der Leiter des Kinderhauses, Manfred, hatte ihr erzählt, dass drei Deutsche kommen würden, um den alten Küchenherd umzubauen, sodass er nicht mehr raucht. Rita, 25 Jahre alt, trägt eine enorme Verantwortung: Sie kocht nicht nur für über 83 Kinder, die im Kinderhaus ein Zuhause gefunden haben, sondern kümmert sich auch liebevoll um die Kinder selbst.

Der erste Blick in die Küche war für mich ein Schock. Die Wände und der Dachstuhl waren schwarz von Rauch und Ruß, der durch jahrelanges Kochen mit nassem Holz entstanden war. Rita und ihre Kollegin arbeiteten unter diesen Bedingungen seit drei Jahren, Tag für Tag, von früh morgens bis spät abends. Sie nahmen das alles als gegeben hin, da es für sie keine Alternative gab. Trotzdem zeigte Rita beeindruckende Flexibilität und Geduld: Zwei Tage vor Weihnachten verwandelten wir ihre Küche in eine Baustelle. Für sie kein Problem: Rita und ihre Kollegin bauten kurzerhand drei provisorische Feuerstellen im Freien auf und kochten draußen weiter. Diese pragmatische Art, Probleme zu lösen, hat mich tief beeindruckt.

Nach dem Umbau des Herdes und unserer Einführung in die neue Technik war Rita zunächst skeptisch, ob die neue Lösung wirklich funktionieren würde. Doch in ihren Augen war auch ein Funken Hoffnung zu erkennen – die Aussicht auf ein gesünderes Arbeitsklima und ein wenig Erleichterung im Alltag.

Ein anderer Moment, der mich tief berührte, war die Begegnung mit Ino. Der etwa sechsjährige Junge war vor einem Jahr von der Straße geholt worden. Ohne Zuhause, ohne Kontakt zu seinen Eltern, hatte er im Kinderhaus ein neues Leben gefunden. Doch Ino sprach nicht. Er lebte still in seiner Welt und nahm am Geschehen teil, ohne Worte. Während der 14 Tage, die wir vor Ort waren, gelang es meinem Freund und Mitreisenden Vital, Eno aus seiner stillen Welt zu locken. Mit Geduld und Zuwendung brachte Vital ihn dazu, einige Worte zu sagen. Am Ende unserer Reise konnte Ino „Ja“, „Nein“ und „Guten Tag“ sagen. Dieser kleine Fortschritt fühlte sich an wie ein Wunder.

Ino wurde in diesen Tagen unser Schatten. Jeden Morgen wartete er voller Freude auf uns und wich uns bis zum Abend nicht von der Seite. Besonders glücklich war er, wenn er auf dem von uns gebauten Sägebock Holz sägen konnte – unermüdlich und mit einem Lächeln im Gesicht.

Fazit: Eine neue Perspektive auf das Leben

Die Zeit in Uganda hat unsere Sicht auf das Leben grundlegend verändert. Wir haben erlebt, wie viel die Menschen dort ertragen und wie wenig hinterfragt wird. Das Leben wird so angenommen, wie es kommt, oft ohne Aussicht auf Veränderung. Diese Akzeptanz ist beeindruckend und erschütternd zugleich. Mit großer Dankbarkeit sehen wir nun die Privilegien, die wir in unserem Land haben. Es geht dabei nicht nur um materiellen Wohlstand, sondern auch um die Freiheit, unsere Gesellschaft mitzugestalten, zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen.

Dieses Projekt war für uns nicht nur ein technischer Erfolg, sondern auch eine zutiefst menschliche Erfahrung. Es hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, Hoffnung zu schenken, auch wenn die Umstände schwierig sind. Rita, Eno und viele andere Menschen haben uns gelehrt, die kleinen Dinge zu schätzen und mutig voranzugehen – auch, wenn es manchmal unmöglich erscheint.

Der Youtube-Link zur Dokumentation des Projekts: https://youtu.be/bEKV0hyAbCw?si=0WIKX5QIcbEi4Gor

So sehen übliche holzbefeuerte Herde in Uganda heute aus. Einen Schornstein gibt es nicht, der Raum ist von Rauch erfüllt.

Foto: Daniel Reisinger

So sehen übliche holzbefeuerte Herde in Uganda heute aus. Einen Schornstein gibt es nicht, der Raum ist von Rauch erfüllt.
Man mag es immer kaum für möglich halten, aber in die Herde werden häufig ganze Baumstämme hineingeschoben, Stück für Stück, sodass immer die Spitze des Stamms abbrennt.

Foto: Daniel Reisinger

Man mag es immer kaum für möglich halten, aber in die Herde werden häufig ganze Baumstämme hineingeschoben, Stück für Stück, sodass immer die Spitze des Stamms abbrennt.
Verständigung klappt auch ohne Worte: In den Pausen scherzt Axel Götze mit den Kindern und zeigt ihnen Fingerübungen.

Foto: Daniel Reisinger

Verständigung klappt auch ohne Worte: In den Pausen scherzt Axel Götze mit den Kindern und zeigt ihnen Fingerübungen.
Axel Götze skizziert das Kinderhaus.

Foto: Daniel Reisinger

Axel Götze skizziert das Kinderhaus.
Mit dem Geringsten zufrieden – Bewohner des Kinderhauses.

Foto: Daniel Reisinger

Mit dem Geringsten zufrieden – Bewohner des Kinderhauses.
Teils schüchtern, teils kess, immer neugierig – so zeigen sich die Kinder den Ofenbauern.

Foto: Daniel Reisinger

Teils schüchtern, teils kess, immer neugierig – so zeigen sich die Kinder den Ofenbauern.
Rund um die Uhr verfügbar: Rita, die Gebieterin über die Küche.

Foto:

Rund um die Uhr verfügbar: Rita, die Gebieterin über die Küche.
Aus Neugier folgt Tatendrang: Auch die Kleinsten helfen motiviert mit.

Foto: Daniel Reisinger

Aus Neugier folgt Tatendrang: Auch die Kleinsten helfen motiviert mit.
Vital Kwizera ist zufrieden – auch der Backofen funktioniert wie gewünscht.

Foto: Daniel Reisinger

Vital Kwizera ist zufrieden – auch der Backofen funktioniert wie gewünscht.
Alles nach Plan? Daniel Reisinger kontrolliert den Aufbau des neuen Herdofens.

Foto: Daniel Reisinger

Alles nach Plan? Daniel Reisinger kontrolliert den Aufbau des neuen Herdofens.
Der Herd ist fertig – Daniel Reisinger (Mittig, halb hockend) und ­Manfred und Monika Hiller (rechts, stehend) freuen sich mit der ­versammelten Mannschaft.

Foto: Daniel Reisinger

Der Herd ist fertig – Daniel Reisinger (Mittig, halb hockend) und ­Manfred und Monika Hiller (rechts, stehend) freuen sich mit der ­versammelten Mannschaft.
Der Herd brennt und zieht gut – dank außen geführtem Schornstein ohne Rauch im Raum.

Foto: Daniel Reisinger

Der Herd brennt und zieht gut – dank außen geführtem Schornstein ohne Rauch im Raum.
Abschließend die Farbgestaltung: Zufällig verwendet die ugandische Flagge die gleichen Farben wie die Deutsche.

Foto: Daniel Reisinger

Abschließend die Farbgestaltung: Zufällig verwendet die ugandische Flagge die gleichen Farben wie die Deutsche.
Zubereitung des Stampflehms für den Pizza-Backofen.

Foto: Daniel Reisinger

Zubereitung des Stampflehms für den Pizza-Backofen.
Der mit Sägespänen befeuerte Pyrolyseofen aus einem Stahlfass.

Foto: Daniel Reisinger

Der mit Sägespänen befeuerte Pyrolyseofen aus einem Stahlfass.

„Infos zum Ofenbauprojekt in Uganda“

1. Hintergrund

Ort: Kinderhaus „Home & Hope“ bei Luweero, in der Mitte Ugandas, Afrika

Projektziel: Das Hauptziel war, die massive Rauchentwicklung der Öfen in den Raum zu unterbinden.

Alternative Brennstoffe finden, um die monatlichen Kosten von zirka 200 Euro für Brennholz zu senken.

Den Handwerkern vor Ort zu zeigen, wie wir das umsetzen, so dass sie anschließend selbst ihre Öfen optimieren können.

Vorbereitungen für den Bau des neuen Küchenofens Ende 2025 zu treffen.

2. Motivation

Verbesserung der Lebensbedingungen für die Kinder und Betreuer des Kinderhauses.

Kostenersparnis für die Organisation „Fredmon“. Für nur 45 € kann ein Kind aufgenommen, versorgt und das Schulgeld gezahlt werden.

Aufbau von Strukturen, die sowohl umweltfreundlich als auch lokal umsetzbar sind. Wir leben alle auf einem Planeten.

3. Ablauf

Reisezeitraum: 10. bis 24. Dezember 2024.

Team: Daniel Reisinger, Ofenbaumeister aus Berching, Vital Kwizera (gebürtig im Nachbarland Burundi), lebt seit drei Jahren in Deutschland und arbeitet als Bäcker, Axel Götze (Ofenbaumeister aus Plauen).

Methodik: Nachhaltiger Ofenbau mit lokal verfügbaren Materialien und Einbindung der Gemeinschaft.

4. Gebaute Öfen:

Pizzaofen: Durchmesser 90 cm, gebaut aus Lehm, Feldbrandziegel, Holzasche, Sägespänen und Bambusfasern.

Pyrolyseofen: Ein Ofen, der mit Sägespänen funktioniert. gebaut aus einem Metallfass.

Optimierter Kochherd: Der bestehende Herd mit zwei Kochfeldern wurde mit einem Schornstein und Rauchgaskanälen optimiert. Töpfe in unterschiedlichen Größen erhielten Einheitsringe, die Rauchgase effizient zum Schornstein leiten und Energieverluste minimieren.

5. Zusammenarbeit mit den Kindern:
Die Kinder aus dem Kinderhaus begleiteten das Team über die gesamten 14 Tage des Baus. Ältere Kinder arbeiteten aktiv mit und zeigten großes handwerkliches Geschick. Die jüngeren Kinder beobachteten interessiert den Bauprozess.

Für das Team war es wunderschön zu sehen, wie sich die Kinder für das Handwerk begeisterten. Besonders beeindruckt waren sie vom unermüdlichen Arbeitswillen der Kinder.

6. Ergebnisse

Deutliche Verbesserung der Luftqualität in der Küche.

Nachhaltige und langlebige Koch- und Backinfrastruktur für das Kinderhaus.

Die Gemeinschaft vor Ort wurde in die Arbeit einbezogen, um Wissen über Bauweise und Nutzung weiterzugeben.

7. Finanzierung

Das Projekt wurde durch eine Crowdfunding-Kampagne ermöglicht.

Auch für die geplante neue Ofenbau-Aktion Ende 2025 läuft wieder eine Kampagne. Link zur Spendenseite: https://gofund.me/e52ea36e

8. Persönliche Eindrücke

Das Projekt war ein emotionales Erlebnis, geprägt von Gemeinschaftssinn und dem Wunsch, langfristig etwas Positives zu bewirken.

Die Zusammenarbeit mit der Organisation Fredmon.org, Monika und Manfred Hiller und den lokalen Helfern und Kindern war inspirierend und hat das Projekt bereichert.

9. Zukunftspläne

Ende 2025: Rückkehr nach Uganda, um in einer neu gebauten Küche einen größeren Küchenofen mit drei bis vier Kochfeldern sowie einen indirekt beheizten Holzbackofen zu integrieren.Das Ziel ist, die gesamte Küche effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.Interessierte Ofenbauer können sich bei Daniel Reisinger melden, um das Projekt zu unterstützen.

10. Kontakt

Daniel Reisinger: Ansprechpartner für Rückfragen und Informa­tionen über das Projekt. E-Mail: info@backofenmeister.com

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