K&L-Magazin: Herr Rokossa, Sie wurden zum neuen Sprecher der Allianz Freie Wärme gewählt. Was bewog Sie, hierfür zur Verfügung zu stehen?
Colin Rokossa: Zu Beginn dieses Jahres hat die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft e. V. (AdK) die Trägerschaft bei der Allianz Freie Wärme übernommen. Ganz überraschend kommt dies nicht, denn die AdK ist ja schon länger Unterstützer der Allianz. Die Trägerschaft der AdK sorgt dafür, dass die Allianz Freie Wärme noch mehr Handlungsspielraum bekommt, auch finanziell. Gleichzeitig wünschte der Initiator der Aktion und bisherige Sprecher Johannes Kaindlstorfer das Amt abgeben zu können. Ich möchte ihm hier ausdrücklich für sein langjähriges außerordentliches Engagement danken. Da ich bereits in der AdK sowie der EFA, der Europäischen Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft e. V., ehrenamtlich engagiert bin, erhielt ich die Anfrage, das Amt zu übernehmen. Da ich dies als eine sehr ehrenvolle und wichtige Aufgabe empfinde, habe ich direkt zugesagt.
K&L-Magazin: AdK, Allianz Freie Wärme, EFA, ZVSHK, BDH – die Branche hat viele Plattformen. Wie bewerten Sie deren Arbeit?
Colin Rokossa: Ich beobachte hier eine spannende und erfreuliche Entwicklung: Nicht nur die AdK und die Allianz Freie Wärme sind in letzter Zeit dichter zusammengerückt. Es scheint so, dass die Branchenverbände allgemein, auch der ZVSHK und die EFA, zunehmend enger zusammenarbeiten. Gemeinsame Ziele stärken die Interessen der Wärme-Branche – und damit auch der Bürger. Diese Zusammenarbeit kann die Branche auch gut vertragen, denn sie steht nicht zuletzt in Umweltfragen immer wieder im medialen Kreuzfeuer. Dabei kann sie sich der Kritik eigentlich mit guten Argumenten überzeugend erwehren, insbesondere was die regenerative Holzfeuerung und deren Bedeutung für die Energiewende betrifft. Nur müssen die Argumente eben auch durchdringen, und da ist eine Lobby, die dieselbe Stoßrichtung hat, nötig. Neben den in Ihrer Frage erwähnten Organisationen erfuhr die Allianz Freie Wärme allerdings auch bisher schon eine Unterstützung durch weitere Firmen und Organisationen und nicht zuletzt auch durch unser eigenes Unternehmen Camina & Schmid.
K&L-Magazin: Worin liegt für Sie die besondere Bedeutung der Allianz Freie Wärme?
Colin Rokossa: Die Bürger werden in ihrer freien Entscheidung bei zentralen Versorgungsfragen immer häufiger eingeschränkt. Das betrifft auch die Bereitstellung der Energie für Wärme. Beispielsweise drohen kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge sowie Verbrennungsverbote für feste Brennstoffe im Umfeld von Nah- und Fernwärme. Häufig sind diese Regelungen nicht nur unfair den Bürgern gegenüber, sondern auch noch rechtsunsicher formuliert. Da entsteht für uns der Handlungsbedarf, um den marktwirtschaftlichen Wettbewerb und die Entscheidungsfreiheit des Verbrauchers zu gewährleisten.
K&L-Magazin: Wie sieht die Unterstützung der Allianz in der Praxis aus?
Colin Rokossa: Die Allianz leistet Rechtsberatung und informiert Bürger – bevorzugt im Vorfeld kommunaler Entscheidungen. Das ist wichtig, weil Entscheidungen, die bereits in eine Satzung eingeflossen sind, schwieriger wieder rückgängig gemacht werden können. Doch unmöglich ist natürlich auch das nicht. Hier sind wir allerdings auch auf frühzeitige Information durch Bürger angewiesen. Manchmal hapert es daran, weil diese gar nicht mitbekommen, was gerade zur Beschlussfassung in Gemeinderäten etc. ansteht, oder weil sie die Tragweite der Entscheidungen unterschätzen. Bei der Initiative Freie Wärme gibt es bundesweit sieben Aktionsbündnisse, die den aktiven Part der lokalen Unterstützung übernehmen und auch die Kommunen selbst beraten.
K&L-Magazin: Welche Aufgaben sehen Sie künftig als Sprecher der Freien Wärme?
Colin Rokossa: Meine Aufgabe sehe ich darin, die Freie Wärme in den unterschiedlichen Segmenten immer wieder ins Gespräch zu bringen, denn das Thema betrifft ja im Grunde den gesamten Energiemarkt. Es ist übrigens nicht so, dass wir generell gegen Nah- und Fernwärme sind. Es sind vor allem Ausschließlichkeit und Unwirtschaftlichkeit, gegen die sich die Allianz Freie Wärme mit Aufklärungsarbeit und Rechtsberatung einsetzt.
K&L-Magazin: Nicht nur in der Allianz Freie Wärme, auch in den anderen Branchenverbänden findet zurzeit ein Generationswechsel statt. Wie bewerten Sie das?
Colin Rokossa: Natürlich begrüße ich es, wenn der Staffelstab der bisherigen Führungspersönlichkeiten mit ihrer fundierten Branchenerfahrung allmählich und harmonisch an die nächste Generation übergeben wird. Vor allem die zuvor schon erwähnte stärkere Zusammenarbeit der Verbände scheint ein Zeichen des Generationswechsels zu sein, für die die „Kultur des Netzwerkens“ eine besondere Bedeutung hat. Das ist nach meiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Ich bin jetzt selbst Mitte 20 und engagiere mich in der Ofenbranche, weil ich darin eine Zukunft auch für mich persönlich sehe.
K&L-Magazin: Herr Rokossa, viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch.
Info
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Droht Anschluss-/Benutzungszwang oder ein Verbrennungsverbot durch Nah- und Fernwärme? Wollen Sie sich aktiv gegen monopolistische Wärmenetze und für individuelle Heizungssysteme einsetzen? Diese Broschüre gibt Ihnen als Teilnehmer im individuellen Wärmemarkt praxisnahe Tipps, wie Sie sich zusammen mit Freunden und Partnern im Netzwerk gegen sogenannte kommunale Eingriffe wehren können. Schritt für Schritt mit Arbeitsteilung für kreative Ideen und mit Checkliste. www.freie-waerme.de/service/broschueren/