K&L-Magazin: Vor welchen Herausforderungen steht Focus angesichts komplexer und zunehmend restriktiverer Vorschriften, die sich von Land zu Land stark unterscheiden?
Sergio Monticciolo: Unsere Herausforderung besteht darin, eine kohärente Produktpalette zu schaffen und anzupassen, um die Bedürfnisse so vieler Märkte wie möglich zu erfüllen, ohne die Anzahl der verschiedenen Ausführungen pro Bestimmungsland zu erhöhen. Unsere Größe als mittelständisches Unternehmen mit eigener integrierter Produktion macht dies unumgänglich.
Die Komplexität geht in der Tat von den Vorschriften aus, die dazu führen, dass unsere Geräte immer komplexer werden. Denn wir erfüllen sehr anspruchsvolle Umweltkriterien, sowohl in Europa als auch weltweit. Aus diesem Grund haben wir unser Konstruktionsbüro und unser Testlabor nach europäischen Standards kalibriert.
Für den weltweiten Export sind wir daher gezwungen, die Testlabors der betreffenden Länder zu durchlaufen, wie im speziellen Fall der USA, was jedes Mal eine strategische Entscheidung ist und beträchtliche Investitionen darstellt.
Das anspruchsvollste Land in puncto Normen in Europa ist derzeit Italien, das wesentlich strengere Umweltkriterien als der zukünftige europäische Standard Ökodesign 2022 vorschreibt. Aber auch andere Länder haben lange vor Ökodesign 2022 zahlreiche Umweltauflagen vorgeschrieben, wie beispielsweise Deutschland und Österreich. In England werden die Staubemissionen durch ein spezielles Zertifikat des Umweltministeriums, DEFRA, sehr stark begrenzt.
In einem ganz anderen Zusammenhang gibt es in den USA ebenfalls Umweltkriterien, die sehr niedrige Grenzwerte für Staubemissionen vorschreiben. Dies erfordert eine besondere Behandlung: die Prüfprotokolle, Entwicklungen und Zertifizierungsprotokolle sind jeweils unterschiedlich.
K&L-Magazin: Wie bereitet sich Focus auf die europäische Verordnung Ökodesign 2022 vor?
Sergio Monticciolo: Seit 2015 hat Focus seine Umweltüberwachung formalisiert, indem ein regelrechter Regulierungs und Normen-Monitoringdienst geschaffen wurde, der es uns ermöglicht, Entwicklungsprogramme aufzustellen, um unser Sortiment in Übereinstimmung mit zukünftigen Vorschriften zu bringen. Seit 5 Jahren liegt unser Hauptaugenmerk auf der Entwicklung von sogenannten „ECODESIGN READY“- Produkten, und wenn wir die italienischen Kriterien hinzunehmen, könnten wir sogar von „ECO-ITALIANREADY“-Produkten sprechen. Unser Konstruktionsbüro und unser Testlabor arbeiten derzeit an der Fertigstellung der neuesten Modelle des „ECODESIGN READY“-Sortiments. Bei den offenen Kaminmodellen unseres Unternehmens sind wir jetzt gerade dabei, sie an andere Energien, wie zum Beispiel Gas, anzupassen.
K&L-Magazin: Was ist Ihre Vision für die Zukunft hinsichtlich des Kreativprozesses für Focus, einer Marke, die so sehr mit Design verbunden ist?
Sergio Monticciolo: Unsere Vision für die Zukunft heißt Innovation! Historisch gesehen hat Focus immer mit Holzscheiten gearbeitet. Dann wurde ein gasbetriebenes Kaminsortiment entwickelt, das sicherlich noch weiter ausgebaut wird.
Heute erforschen wir die Energien der Zukunft. Wir arbeiten derzeit an elektrisch betriebenen Kaminen, und es ist durchaus möglich, dass wir ein Sortiment mit solchen Geräten, wie zum Beispiel holografische Kaminfeuer, herausbringen. Wir erforschen auch andere Energien wie Biogas, und in Zukunft wird es vielleicht der Wasserstoff sein. Übrigens sind einige unserer Modelle bereits für den Betrieb mit Biogas zugelassen.
Innerhalb des Konstruktionsbüros unserer Manufaktur in Cavaillon haben wir eine kleine Abteilung für Grundlagenforschung, die an neuen Energien und neuen Konzepten arbeitet. Ganz sicherlich werden wir uns nicht in einen fest definierten Rahmen stecken lassen, denn wir sind für alles offen. Wir haben schon immer eine Art Außenseiterrolle gespielt und werden auch weiterhin innovativ sein.
Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Cavaillon wurde vor 10 Jahren gegründet. Zu ihr gehören heute rund fünfzehn Mitarbeiter sowie ein umfangreiches Budget.
Die Abteilung beschäftigt sich mit der technischen Entwicklung im künstlerischen Schaffensprozess. Bei der Entwicklung und Ausarbeitung eines Modells werden die Industrialisierung, die Kosten, die Einhaltung der Leistungsvorgaben sowie die verschiedenen europäischen und internationalen Umweltstandards berücksichtigt.
Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeitet auch an der Weiterentwicklung bestehender legendärer Modelle, um sie den neuen europäischen und internationalen Vorschriften entsprechend anzupassen, ohne ihre Ästhetik zu verändern, und ein perfektes Gleichgewicht zwischen komplexer technologischer Innovation und zeitlosem und legendärem Design zu bewahren.
Info
Was ist Ökodesign 2022?
Es handelt sich um eine europäische Verordnung, die 2004 eingeführt wurde und seit 2015 in Kraft ist. Sie verlangt von den Herstellern die Einhaltung von Mindestanforderungen für Heizungssysteme. Diese Anforderungen betreffen zwei wichtige Aspekte aus Sicht des Umweltschutzes:
Die Verordnung legt auch die Mess- und Berechnungsmethoden fest, die auf europäischer Ebene harmonisiert, zuverlässig, genau und reproduzierbar sein müssen und auf fortschrittlichen und allgemein anerkannten Messmethoden basieren. Die Ökodesign-Verordnung für Kamine, Öfen und Herde wird am
1. Januar 2022 in Kraft treten.