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Interview

Wo ein Feuer brennt, da lass Dich nieder

Redaktion: Herr Lücke, Sie sind seit einem Jahr Geschäftsführer der Spartherm Feuerungstechnik. Bei einem Blick auf Ihre Vita fällt sofort auf, dass Sie nicht aus der Ofenbranche, sondern aus der Luft- und Raumfahrttechnik kommen. Luftfahrt und Feuerungstechnik wie passt das zusammen?

Benedikt Lücke: Es geht immer um die zukunftsorientierte Entwicklung eines Unternehmens und dabei sind die Herausforderungen stets die Gleichen. Im Kern sind es die Qualität und die Kundenzufriedenheit, der Service und die Lieferfähigkeit, das heißt die Optimierung von Prozessen. Es gilt, Lösungen und neue Ansätze zu finden, die die Entwicklung des Unternehmens und der Märkte vorantreiben. Und hier sind meine Managementerfahrungen aus der Luftfahrt meine Triebfeder – stellen Sie sich die Fertigung eines Flugzeuges vor – ein einziger Tag Stillstand kostet Millionen. Hier habe ich gelernt, Lösungen, Digitalisierung und Automatisierung in den Mittelpunkt zu stellen. Denn zielorientiertes Handeln, unter Einbezug aller Mitarbeiter, ist die Basis des Erfolges.

Redaktion: Welche Faktoren bestimmen – jetzt und in Zukunft – unsere Märkte?

Benedikt Lücke: Wir haben ein tolles Produkt, denn wir verkaufen Emotionen. Feuer wärmt, hat eine besondere Atmosphäre und spart obendrein noch Energiekosten. Rund elf Millionen Feuerstätten sorgen in deutschen Wohnstuben für wohlige Wärme. Das bedeutet, dass in jedem vierten Haushalt Holz als Brennstoff eingesetzt wird. Und da Feuerstätten eher in Mehrpersonenhaushalten vorhanden sind, dürfen wir davon ausgehen, dass über 20 Millionen Personen in Deutschland positiv zum Thema „Heizen mit Holz“ eingestellt sind. Demgegenüber steht eine kleine Minderheit, die unsere Produkte in Misskredit bringt. Und wie es bei ideologiegetriebenen Personengruppen oft der Fall ist, sind diese lautstark und sehr aktiv. Sie lassen in Diskussionen Fakten gerne weg oder verdrehen wichtige Aspekte.

Redaktion: Wie wollen Sie diese überzeugen?

Benedikt Lücke: Diese konträre Einstellung kann man nicht ändern. Aber das ist auch okay, denn unsere Gesellschaft lebt und profitiert von der Meinungsvielfallt und einer offenen Diskussionskultur. Unser Ziel – und hiermit meine ich unsere gesamte Branche – sollte es sein, jene zu erreichen, die uns wohl gesonnen sind. Wir müssen über die tatsächlichen Fakten aufklären, sodass der Großteil der Bevölkerung weiterhin positiv gegenüber dem Holzfeuer eingestellt bleibt und Holz als regenerative Energie mit all ihren Vorteilen schätzt. Es gilt, unser Wissen zu bündeln und dieses jedem Interessierten auf möglichst vielen Wegen zur Verfügung zu stellen. So erarbeiten wir aktuell ein Thesenpapier, dass alle wichtigen Fakten rund um die Themen Wald, Brennholz und Feuerung übersichtlich darstellt.

Redaktion: Welchen Stellenwert hat in Zukunft das einzelne Ofenstudio?

Benedikt Lücke: Wir haben das Ziel, den Handel zu entlasten und so zu unterstützen, dass sich die Mitarbeiter vor Ort mit ihrer vollen Kraft auf den Endkunden und ihr Handwerk konzentrieren können. Denn die Gestaltung von Kaminanlagen, das Umsetzten von Wärmekonzepten und somit die Zufriedenheit der Endkunden ist das Fundament unseres gemeinsamen Erfolges. Und erfolgreiche Handwerker, die Freude an ihrer Arbeit haben, gewinnen auch leichter Nachwuchskräfte.

Redaktion: Gibt es aus Ihrer Sicht auch übergeordnete Aspekte, die die Branche in Zukunft beeinflussen werden?

Benedikt Lücke: Als Produzent dürfen wir den Veränderungen nicht hinterherlaufen, es gilt, die Triebfeder des eigenen Handelns zu sein. Nur so können wir die Zukunft und Märkte aktiv mitgestalten. Veränderungen sollten nicht nur auf gesetzlichen Vorgaben basieren, sondern im Wesentlichen durch die eigene Innovationskraft hervorgebracht werden.

Redaktion: Kommen wir zurück zum Feuer. Was fasziniert Sie an diesem Element besonders?

Benedikt Lücke: Das Kaminfeuer begleitet mich seit meiner Kindheit. Als kleiner Junge gab es für mich nichts Schöneres, als vor dem Kamin in Büchern über Flugzeuge zu schmökern, einen heißen Kakao zu trinken und die Wärme der Flammen zu spüren. Feuer hat etwas Vertrautes, es gibt Sicherheit und Geborgenheit. Aus der Sicht eines Erwachsenen ist es ein hochemotionales Thema. Die Wärme des Feuers spricht den Menschen auf vielen Ebenen an und ist tief in uns verwurzelt. Kurz gesagt: Feuer ist das Fundament der Menschheit und spielt auch in unserer technisierten Gesellschaft eine zentrale Rolle. Denn gerade in unserer hektischen Welt ist Feuer ein Gegenpol. Es entschleunigt und lässt uns zur Ruhe kommen. Dort, wo die Flammen tanzen, kommen wir gerne zusammen. Ganz nach dem Motto: „Wo ein Feuer brennt, da lass dich nieder“.

Redaktion: Es klingt so, als seien Sie in der Ofenbranche ganz in Ihrem Element …

Benedikt Lücke: Ja, so ist es. Es ist nicht nur das Produkt, es sind all die Menschen in unserer Branche und bei Spartherm, in denen sprichwörtlich das Feuer brennt. Es fühlt sich an wie eine große Familie. Jeder setzt sich für die Sache ein, alle arbeiten eng zusammen. Ich mag diese Bodenständigkeit. Und auch bei Spartherm spürt man, dass das Unternehmen über viele Jahre hinweg von Gerhard Manfred Rokassa aufgebaut wurde. Einem Unternehmer vom alten Schlag, der alles unaufhaltsam vorantrieb und sich stets für das Wohl seiner Mitarbeiter eingesetzt hat. Und daher ist es mir auch ein besonderes Anliegen, dieses Gefühl aufrecht zu erhalten. Ich möchte, dass jeder mit Freude morgens zur Arbeit kommt und sich für unser Unternehmen und unsere Branche einsetzt.

Redaktion: Herr Lücke, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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