Bereits 2015 wurde der gebürtige Schweizer, der der Liebe wegen nach Deutschland emigrierte, für einen seiner charakteristisch puristischen Kamine mit der „Ofenflamme“ ausgezeichnet. Das war drei Jahre nach Abschluss der Meisterschule in Münster, auf die unmittelbar die Selbstständigkeit und die Eröffnung seines Rüegg-Ofenstudios in der Altstadt von Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein folgten. Seine Ausbildung zum Ofenbauer hatte er bereits in der Schweiz absolviert. Auch wenn David Muhls schlichte Ofenkreationen nicht den Massengeschmack treffen, gibt es insbesondere unter Liebhabern einer besonderen Architektur und eben einer reduzierten aber ausdrucksstarken Gestaltung Kunden, die genau nach dem suchen, was er zu bieten hat. So war es auch mit dem in diesem Jahr beim Designpreise Ofenflamme ausgezeichneten dreiseitigen Kamin, der mit einem Rüegg-Einsatz in einem ziemlich extravagant gestalteten Haus in Olpe (Nordrhein-Westfalen) entstand. Wer David Muhls individuelle, oft mutige und ausgefallene Ofen-Kreationen kennt, dürfte weniger überrascht sein, dass er den Preis nun schon zum zweiten Mal gewonnen hat.
Geplant und gebaut wurde der Kamin bereits vor zwei Jahren. Das Feuermöbel besticht in erster Linie durch die Einbindung in die Architektur des Hauses. Perfekt eingespannt in eine 24 Zentimeter dicke Sichtbetonwand ist das lodernde Flammenbild auch in der Küche noch zu sehen. Von der Wohnzimmerseite dominieren die 8 Millimeter dicken Stahl-Lamellen. Sie sind im Innern miteinander verschraubt und konnten durch eine ausgeklügelte Konstruktion millimetergenau justiert werden. Die Aufhängung hat Muhl ebenfalls selbst entwickelt. „Die Stahllamellen wurden aus verschiedenen Rohstahlrohlingen gefertigt. Ein zylindrischer Rüegg-Kamineinsatz und ein elliptischer Feuertisch brechen die übrigen kubischen Formen im Raum auf, sodass gewollt eine etwas unruhige Optik entsteht,“ sagt Muhl. „Die Höhen der Teile wurden frei aus dem Bauch heraus geplant und sind alle unterschiedlich. Eine kleine Bedienluke wurde versteckt unterhalb des Überhangs einbaut, sodass jederzeit ein fachgerechter Zugang zur Technik möglich ist. Ich als Ofenbauer kann komplett in den Kamin steigen um beispielsweise den Temperaturfühler des Leda-Unterdruck-Controllers (LUC) auszutauschen oder Reinigungsarbeiten vorzunehmen.“ Die ein Zentimeter breiten Fugen wurden ganz bewusst offen gelassen, um eine Art „Industrial Style“ einzubringen. Sie ermöglichen einen einmaligen Einblick in den Kamin.
In Summe hängt ein Gesamtgewicht von zirka 1.000 Kilogramm Stahl an der Decke und an der Wand, was insoweit auch eine statische Herausforderung bei der Befestigungstechnik für den Ofenbauer darstellte. „Die freischwebende Treppe schafft eine wahnwitzige Symbiose mit dem Kamin und macht ihn zu einem ganz besonderen Schmuckstück“, so David Muhl, „von der Esszimmerseite wurde der Stahl bewusst zirka 30 Zentimeter breit über die Endplatte gelassen, somit lässt sich bequem Brennholz lagern.“
„Ich bin sehr überrascht, dass ich nun schon zum zweiten Mal den Designpreis Ofenflamme gewinnen durfte“, sagt David Muhl. „Es ist schön, dass mein Projekt mit derselben Begeisterung aufgenommen wurde, mit der ich es geplant und umgesetzt habe. Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei meinem Kunden bedanken, der mir vertraut und meiner kreativen Vorstellung in seinem Zuhause freien Lauf gelassen hat.“
Beim Ofenbau sind viele Talente gefragt
Kamine und Öfen baut David Muhl grundsätzlich zu zweit auf – bis heute entstanden 323 Kamine und Öfen unter seiner Regie. Dafür hat Muhl schon vor geraumer Zeit einen Ofenbauer eingestellt, zum August kam ein weiterer angestellter Ofenbauer hinzu, außerdem unterstützt ihn eine Bürokraft. Zur Motivation für seinen Beruf erklärt David Muhl: „Ich liebe alles an meinem Berufsbild, und das umfasst nicht nur den Bau einer schönen Feuerstätte, sondern vieles mehr. Um einen Ofen zu bauen, sind viele Fingerfertigkeiten und Talente gefragt. Dazu zählt das Mauern, Kachelnsetzen, Verputzen, Schweißen, Kenntnisse über Elektrizität, Wasser, Gas etc. Neben dem Bau von Kachelöfen, Pizzaöfen, Designkaminen, Gaskaminen und dem Montieren von Kaminöfen und Schornsteinen umfasst mein Portfolio die Erstellung von detailgetreuen CAD-Bildern, das Beraten und Verkaufen in meinem Studio, die Erstellung der technischen Detailplanungen, sowie abschließend die Inbetriebnahme mit einem tollen Fotoshooting, was ich in den meisten Fällen selber mache. Nur für die besonders spektakulären Projekte engagiere ich einen Fotografen.“