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Ofen Innovativ Schulung @ Hagos Niederlassung Wittstock

Mehr als ein Ofen – ein ganzes Heizsystem

Pünktlich um neun Uhr trafen am 6. Juni 2024 15 Ofenbauer zum Schulungsbeginn im Souterrain der Hagos-Niederlassung Wittstock ein. OI-Inhaber Hubert Ziegler freut sich grundsätzlich über rege Teilnahme bei seinen Schulungen. Bei den letzten Malen seien es teilweise bis zu 40 Ofenbauer gewesen, was dann doch etwas viel sei, wenn man sich nicht gegenseitig auf den Füßen stehen, sondern auch etwas mitbekommen beziehungsweise sich aktiv beteiligen wolle. Diesmal sei die Gruppengröße ideal. Auch ich bin dabei – zivil in Jeans. Hubert Ziegler mustert mich und frotzelt: „Na, die letzten vier Male haben wir diesen Ofen ja immer mit Lehm zusammengebaut, um ihn anschließend wieder zerlegen zu können. Die Flecken hättest Du einfach rauswaschen können. Diesmal bauen wir ihn endgültig auf und nehmen Haftmörtel dazu. Das geht nicht mehr raus. Da wirst du die Hose wohl anschließend wegwerfen müssen ...“

Der Grund für diesen finalen Zusammenbau: Das Objekt soll künftig als voll funktionsfähiger Kachelgrundofen mit Wassertechnik für Ofenbaubetriebe zum Beispiel für Messeauftritte zur Ausleihe zur Verfügung stehen – damit die dort nicht immer Kaminöfen hinstellen müssen. Ziel dieser Demo-Anlage ist, aufzuzeigen, dass man nachhaltige Wärmeenergie auch ohne teure Wärmepumpe nutzen kann. Dafür wählte Ziegler einen attraktiven Eckkamin mit Power-Wärmetauscher und einen über den Ofen und Photovoltaik beheizten Pufferspeicher. So eine Grundofen-Heizung kann auch kostenmäßig eine gute regenerative Heiz-Alternative zu einem Hybridsystem mit Wärmepumpe darstellen, wie Günter Amrehn später den Teilnehmern noch ausführlich erläutern wird.

Auftragsbesprechung

Bei einer kurzen „Auftragsbesprechung“ wurde erklärt, um was für einen Ofen es sich im Detail handelt: „Wir bauen einen Eck-LJK Speicherofen mit Durchheiztüre und PT-Wasserwärmetauscher,“ so Hubert Ziegler, „der Ofen wird mit einer internen Ofensteuerung (ORI W) und Pumpenregelung ausgestattet. Wir schließen den Wärmetauscher an einen Pufferspeicher an und machen die Erstbefüllung. Danach besprechen und zeigen wir die kombinierte Puffer-Funktion mit einem durch PV-Strom gespeisten Heizregister. Im Ofen wird ein vorkonfiguriertes Zugsystem mit Anheizklappe eingebaut, das zum Teil auch den Feuertisch erwärmt. Zum Beheizen installieren wir zusätzlich Edelstahlwellrohre auf dem gesamten Feuertisch. Ein Designanbaurahmen aus Rohstahl mit Designpaneelen (Made by OI) wird die Gestaltung bestimmen.“

Und dann ging es auch gleich los: Der komplette Arbeitsbereich war schon sorgfältig mit Folien und Paneelen ausgelegt, um Verschmutzungen an der Einrichtung der Hagos-Räume zu vermeiden. Also konnte Material bereitgelegt, Mörtel angerührt und die Rahmenkonstruktion mithilfe eines Lasers präzise ausgerichtet werden. Das ermöglichte es, maßhaltig die ersten Schamotteplatten im Sockelbereich zu setzen. Und während „Schmutzarbeiten“ wie ständig weiteres Anrühren des Haftmörtels und Schneiden der Schamotte im Freien vor dem Schulungsraum stattfand, wo ebenfalls das Betonpflaster abgedeckt war, brachten drinnen fleißige Hände die vorbereiteten Teile am Ofengestell an. Währenddessen erklärte Hubert Ziegler immer wieder, worauf es bei den folgenden Schritten besonders ankommt und informierte über Bedeutung und Funktion einzelner Bauteile wie dem Sicherheitsventil, den Entlüftern im Wasserkreislauf und wie man diesen „gluckerfrei“ bekommt.

Eine besonders wichtige Rolle spielt auch die richtige Dimensionierung des Membranausgleichsgefäßes sowie der korrekt eingestellte Vordruck. Das für den Demo-Ofen gewählte Gefäß sei deutlich zu klein, man habe nur aus Platzgründen für den Transport kein größeres gewählt.

Zur Entspannung Tontaubenschießen

Während Hubert Ziegler mit reduzierter Mannschaft am Nachmittag den Ofen weiter baute, durfte der überwiegende Teil der Kursteilnehmer zur Entspannung Tontauben schießen gehen, eine Attraktion, die bei Schulungen in Wittstock inzwischen schon Tradition hat. Als die Truppe von dieser „Gaudi“ zurück war, war der Ofen auch schon weitgehend fürs erste Anheizen vorbereitet und der Pufferspeicher mit Wasser gefüllt. Parallel dazu kümmerten sich andere um den geselligen Teil des Abends – ein zünftiges Grillspektakel mit Fleisch aus der Region. Zum Glück war der ansonsten launische Wettergott am Abend gnädig, sodass die draußen aufgebaute Tafel stehen bleiben konnte.

Unterdessen wurde für eine kontinuierliche Feuerung im Ofen gesorgt und damit auch das Wasser im Speicher beheizt. Für den fortgeschrittenen Abend hatte sich Hubert Ziegler eine seiner beliebten Sondervorführungen ausgedacht: Was passiert eigentlich, wenn bei einem wasserführenden Ofen die Pumpe ausfällt und – wie im vorliegenden Fall – keine Thermische Ablaufsicherung (TAS) angeschlossen ist? Das im Ergebnis auslösende Überdruckventil sorgte für spektakuläre Dampfschwaden und eine entsprechende Geräuschkulisse. Ohne ein Sicherheitsventil, das Ziegler übrigens grundsätzlich für die wichtigere Sicherheitseinrichtung hält, würde sich nach dieser Vorführung vermutlich niemand mehr im Umfeld eines beheizten wasserführenden Ofens aufhalten wollen, Schauermärchen über explodierte Heizkessel machten bei zünftigem bayrischem Bier die Runde, und damit ging der erste Veranstaltungstag zu Ende.

Ein strammes Programm

Der zweite Tag begann wie der erste pünktlich um neun – und das diesmal bis zum Mittag reichende Programm war stramm: Fertigstellen des Ofens, weiteres Anfeuern für Wirkungsgrad-, Emissions- und Zugmessungen, Photovoltaik-Elemente an den Wechselrichter anschließen, der wiederum möglichst viel Strom für den elektrischen Heizstab als Zuheizer im Speicherkessel erzeugen sollte. Außerdem gab es einen umfangreichen theoretischen Teil mit mehreren Vorträgen. Einer davon hatte direkten Bezug zum hier aufgebauten Ofen. Sie stellte diese Beheizungslösung auch wirtschaftlich in Bezug zur zurzeit überall propagierten Wärmepumpenheizung. Ergebnis des Vortrags: Eine individuelle Kachelofen-PV-Elektroheizung kann preislich absolut mit einer Wärmepumpenheizung konkurrieren, sieht dabei besser aus und macht durch den Einsatz von Holz zugleich weniger abhängig von Strom als einzigem Energieträger. In weiteren Vorträgen informierten Günter Amrehn und Hubert Ziegler über Fallstricke beim Ofenbetrieb, zum Beispiel durch eine nicht optimal programmierte Ofensteuerung, aber auch durch Fehlbedienungen auf Kundenseite. Manchmal sind es kleine Details, die für Ärger sorgen, manchmal bleiben solche Fehler auch länger unentdeckt, weil Kunden sich an einen Mangel gewöhnt haben und ihn nicht reklamieren. Häufig lassen sich die Ursachen für gerügte Mängel laut Hubert Ziegler schon durch gezieltes Fragen am Telefon identifizieren und oft auch klären, sodass nicht immer ein Vor-Ort-Besuch nötig wird.

Mit einem abschließenden Mittagessen ging die spannende OI-Schulung zu Ende. Der in Wiittstock aufgebaute Ofen erhält in den kommenden Tagen noch sein Finish mit einem schönen Kachelmantel. Die abschließenden Arbeiten werden allerdings direkt bei Ofen Innovativ in Neuburg an der Donau ausgeführt, wo der Ofen anschließend auch bis auf Weiteres zur Ausleihe bereit stehen wird.

Ein besonderer Dank geht an das herausragend gastfreundliche Team der Hagos-Niederlassung Wittstock, das nicht zuletzt bei der Bewirtung alles gegeben hat und während der Schulung auch einige Überstunden geleistet hat. Fazit: Neben der Teilnahme an Innungsversammlungen und den großen Events wie Linstow, Bad Tölz oder Titisee sind Schulungen der Hersteller am Produkt eine wichtige Säule der Fortbildung im Ofenbaubereich, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man seinen Beruf „am Puls der Zeit“ ausüben möchte. Außerdem festigen sie die kollegiale Gemeinschaft in der Branche.

Zum Auftakt begrüßte Hubert Ziegler (Mitte) die Schulungsteilnehmer. Mit von der Partie waren auch Andre Dix und Jörg Böhme (links, beide Ruka) sowie Günter Amrehn (ganz rechts) und Hagos-Niederlassungsleiter Heiko Scheffter (rechts neben Hubert Ziegler).

Foto: Martin Henze

Zum Auftakt begrüßte Hubert Ziegler (Mitte) die Schulungsteilnehmer. Mit von der Partie waren auch Andre Dix und Jörg Böhme (links, beide Ruka) sowie Günter Amrehn (ganz rechts) und Hagos-Niederlassungsleiter Heiko Scheffter (rechts neben Hubert Ziegler).
Zum Schulungsbeginn war der gesamte Arbeitsbereich schmutzgeschützt ausgelegt, und der vorbereitete Ofenrahmen aufgestellt.

Foto: Martin Henze

Zum Schulungsbeginn war der gesamte Arbeitsbereich schmutzgeschützt ausgelegt, und der vorbereitete Ofenrahmen aufgestellt.
Geschäftiges Treiben im Außenbereich. Hier wurden die eher „schmutzigen“ Arbeiten erledigt.

Foto: Martin Henze

Geschäftiges Treiben im Außenbereich. Hier wurden die eher „schmutzigen“ Arbeiten erledigt.
Mit dem Kreuzlaser wurde der Ofen sorgfältig ausgerichtet – eine Voraussetzung für präzise Arbeit.

Foto: Martin Henze

Mit dem Kreuzlaser wurde der Ofen sorgfältig ausgerichtet – eine Voraussetzung für präzise Arbeit.
Der Sockelbereich wurde zuerst mit Schamotte eingekleidet.

Foto: Martin Henze

Der Sockelbereich wurde zuerst mit Schamotte eingekleidet.
Von Beginn an wurden immer wieder Kontrollen auf Maßhaltigkeit vorgenommen.

Foto: Martin Henze

Von Beginn an wurden immer wieder Kontrollen auf Maßhaltigkeit vorgenommen.
Die Keramik für Feuertisch und Ofenbank stammt von Ruka/Hafnertec.

Foto: Martin Henze

Die Keramik für Feuertisch und Ofenbank stammt von Ruka/Hafnertec.
Zwischendurch fanden immer wieder Lagebesprechungen und Abstimmungen über die nächsten Arbeitsschritte statt.

Foto: Martin Henze

Zwischendurch fanden immer wieder Lagebesprechungen und Abstimmungen über die nächsten Arbeitsschritte statt.
Der Stand des Ofens zur Mittagspause – es wartet noch einige Arbeit auf die Schulungsteilnehmer.

Foto: Martin Henze

Der Stand des Ofens zur Mittagspause – es wartet noch einige Arbeit auf die Schulungsteilnehmer.
Frisch gestärkt geht es weiter. Hier setzt Hubert Ziegler die Umlenkungen für das Zugsystem.

Foto: Martin Henze

Frisch gestärkt geht es weiter. Hier setzt Hubert Ziegler die Umlenkungen für das Zugsystem.
Gute Stimmung: Hubert Ziegler und das Berliner „Ofenbau-Original“ Helmut Tscherning.

Foto: Martin Henze

Gute Stimmung: Hubert Ziegler und das Berliner „Ofenbau-Original“ Helmut Tscherning.
Hier schneidet der Chef selbst.

Foto: Martin Henze

Hier schneidet der Chef selbst.
Viele Hände schaffen ein schnelles Ende. Noch bleibt einiges zu tun.

Foto: Martin Henze

Viele Hände schaffen ein schnelles Ende. Noch bleibt einiges zu tun.
Der Schamottekern ist weitgehend komplett. Der OI-Designrahmen erleichtert die Arbeiten wesentlich. Zeit für eine Auszeit ...

Foto: Martin Henze

Der Schamottekern ist weitgehend komplett. Der OI-Designrahmen erleichtert die Arbeiten wesentlich. Zeit für eine Auszeit ...
Tontaubenschießen in der Pause– eine Vergnügung mit Tradition in Wittstock.

Foto: Martin Henze

Tontaubenschießen in der Pause– eine Vergnügung mit Tradition in Wittstock.
Währenddessen komplettierten Hubert Ziegler und sein Team den Wasserteil der Ofenanlage und befüllten den Speicher.

Foto: Martin Henze

Währenddessen komplettierten Hubert Ziegler und sein Team den Wasserteil der Ofenanlage und befüllten den Speicher.
Fünf PV-Paneele lieferten den Eigenstrom für die Demo-Anlage

Foto: Martin Henze

Fünf PV-Paneele lieferten den Eigenstrom für die Demo-Anlage
„Feuertaufe“ – hier wird dem Ofen erstmals richtig eingeheizt.

Foto: Martin Henze

„Feuertaufe“ – hier wird dem Ofen erstmals richtig eingeheizt.
Grillvergnügen und geselliges Beisammensein nach getaner Arbeit.

Foto: Martin Henze

Grillvergnügen und geselliges Beisammensein nach getaner Arbeit.
„Showeinlage“ mit Lerneffekt: Was passiert eigentlich, wenn die Speicherladepumpe ausfällt? (Antwort: neben der TAS sorgt das Überdruckventil für Sicherheit).

Foto: Martin Henze

„Showeinlage“ mit Lerneffekt: Was passiert eigentlich, wenn die Speicherladepumpe ausfällt? (Antwort: neben der TAS sorgt das Überdruckventil für Sicherheit).
Am zweiten Tag wurde die Praxis des Vortags mit einem Theorieteil untermauert.

Foto: Martin Henze

Am zweiten Tag wurde die Praxis des Vortags mit einem Theorieteil untermauert.
Unter anderem stellte Günter Amrehn einen Kostenvergleich zu einer wärmepumpenbasierten Heizung auf.

Foto: Martin Henze

Unter anderem stellte Günter Amrehn einen Kostenvergleich zu einer wärmepumpenbasierten Heizung auf.
Was der Ofen „kann“ wurde hier noch einmal nachgemessen.

Foto: Martin Henze

Was der Ofen „kann“ wurde hier noch einmal nachgemessen.

Info

So kommt man an den Demo-Ofen

Der in Wittstock aufgebaute, voll betriebsfähige Ofen steht ab sofort als eines der Exponate im Fundus bei Ofen Innovativ in Neuburg/Donau als „Wanderpokal“ für interessierte Ofenbau-Kollegen zur Verfügung. Er kann nach Absprache kostenfrei für Messen und Veranstaltungen gebucht werden. Auf Wunsch kann auch die wasserführende Peripherie mit zur Verfügung gestellt werden. Details zur Ausleihe sind bei Ofen Innovativ unter Telefon:
08431 /537007 zu erfragen.

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