K&L: Guten Tag Kevin Müller. Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Kevin Müller: Gerne. Mein Name ist Kevin Müller, in bin 18 Jahre alt und im zweiten von drei Lehrjahren zum Ofen- und Luftheizungsbauer. Ich bin einer der Auszubildenden, die im letzten Jahr ein Stipendium der AdK als „Ofenhelden“ in Anspruch nehmen konnten. Für die Ausbildung zum Ofen- und Luftheizungsbauer habe ich mich entschieden, weil ich gerne etwas mit den Händen schaffe, aber auch gerne mit Menschen zu tun habe. Meine Entscheidung für diese Ausbildung habe ich nach einem einwöchigen Berufspraktikum getroffen. Dabei haben mich die vielfältigen Aufgaben des Ofenbauers gleich begeistert. Ich habe mit dem qualifizierenden Hauptschulabschluss die Ausbildung begonnen und finde es gut, dass die Ausbildung praktisch mit jedem Schulabschluss möglich ist.
K&L: Woher hast Du denn von dem Beruf erfahren?
Kevin Müller: Meine Chefin, Christine Wening von Kachelofenbau Dötschel, hat in der Schule angefragt, ob es Schüler gibt, die noch keine konkrete Berufsvorstellung haben. Die Berufe Dachdecker und Zimmermann habe ich mir auch angesehen, aber da hat mir halt immer etwas gefehlt, um echte Begeisterung auszulösen.
K&L: Was gefällt Dir denn nun am Ofenbau so besonders?
Kevin Müller: Der Beruf ist zukunftssicher und hat, wie zurzeit allerdings wohl jedes Handwerk, goldenen Boden. Besonders gefällt mir die Vielseitigkeit: Ich brauche für den Beruf viel handwerkliches Geschick zum Mauern, Kacheln bearbeiten und zum Schweißen. Jeder Ofen ist ein Unikat, und so bringt jeder Tag neue Herausforderungen für mich.
K&L: Nenne mal ein Beispiel, worin eine besondere Herausforderung in der täglichen Arbeit besteht.
Kevin Müller: Ich persönlich finde die Erstellung der keramischen Züge eine Herausforderung, dennoch meistern wir sie jedes Mal. Man muss über Eck arbeiten und sehr genau sein, damit es präzise passt. Ich habe natürlich immer einen bemaßten Plan, manchmal passt das in der Praxis aber dann doch nicht auf Anhieb zu 100 Prozent, wie es auf dem Papier aussieht. Dann muss man interpolieren und improvisieren und dabei natürlich immer die volle Sorgfalt an den Tag legen, denn der Kunde darf hinterher ein perfektes Ergebnis erwarten. Bei der Arbeit muss man natürlich auch das erhebliche Gewicht der eingesetzten Materialien berücksichtigen, die ja erst nach Aushärten der Mörtelmassen und Verbindungsmaterialien seine endgültige Stabilität erreichen. Über die AdK habe ich im letzten Jahr ein Stipendium bekommen, bei dem ich beim Hersteller Ofen Innovativ eine Schnupperwoche absolvieren konnte und so Einblick in den Aufbau von Grundkachelöfen bekam.
K&L: Wie kam das mit dem Stipendium zustande?
Kevin Müller: Darum hat sich die Chefin gekümmert.
K&L: Wie selbstständig kannst Du als Auszubildender in Deinem Betrieb arbeiten?
Kevin Müller: Wir sind eigentlich immer zu zweit auf den Baustellen – unter anderem auch, weil ich zurzeit noch keinen Führerschein habe. Da bin ich aber gerade dran. Ich finde es gut, in meinem Gesellen immer einen kompetenten Ansprechpartner zu haben. Trotzdem erledige ich übertragene Aufgaben an einem Ofenprojekt auch alleine. In unserem Betrieb sind wir sechs Handwerker. Als Auszubildender bin ich rotierend mit verschiedenen Gesellen unterwegs.
K&L: Was gefällt Dir an Deinem Betrieb besonders gut?
Kevin Müller: Ich habe sehr humane Vorgesetzte, und es herrscht insgesamt ein tolles Arbeitsklima. Natürlich macht man nicht immer alles richtig, aber wenn was nicht optimal gelaufen ist, wird das sachlich besprochen und geklärt. Das schätze ich sehr.
K&L: Schildere doch mal einen typischen Arbeitstag.
Kevin Müller: Ich fahre morgens in den Betrieb, dann laden mein Geselle und ich das Auto ein – manchmal allerdings auch erst aus, wenn es am Vortag auf einer Baustelle sehr spät geworden ist. Nach einer kurzen Arbeitsbesprechung für den Tag geht es dann los. Der Chef ist auch hin und wieder auf der Baustelle, um sich vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen, Tipps zu geben und mögliche Probleme zu erörtern.
K&L: Was war bisher Deine schönste oder anspruchsvollste Ofenanlage?
Kevin Müller: Eigentlich ist jede von uns erstellte Anlage am Ende schön. Besonders gefallen hat mir aber die Arbeit an einem frei stehenden beziehungsweise „schwebendem“ Kamin mit dreiseitiger Feuersicht.
K&L: Ofenplanung gehört ja auch zum Ofenbau dazu. Konntest Du dabei auch während der Lehrzeit schon mithelfen, und wenn ja, wie?
Kevin Müller: Na ja, die Ofenplanung ist ja so etwas wie die „Königsdisziplin“ im Ofenbau, die macht bei uns schon der Chef selbst. In der Berufsschule lernen wir allerdings auch, mit den entsprechenden Entwurfs- und Planungsprogrammen umzugehen und worauf es bei der Ofenplanung in den Grundzügen ankommt. Wir werden also auch darauf vorbereitet.
K&L: Gibt es Dinge, die man in der Ofenbau-Ausbildung aus Deiner Sicht verbessern könnte? Welche?
Kevin Müller: Wir haben jeden zweiten Monat für zwei bis drei Wochen Berufsschulde. Ich bin da in der Städtischen Berufsschule für das Spenglerhandwerk, Umwelt- und Versorgungstechnik in München. Ich fahre jedes Mal mit der Bahn zweieinhalb bis drei Stunden dorthin. Das finde ich noch akzeptabel. Für andere ist das schwieriger – die haben teilweise bis zu sechs Stunden Anreise. Das könnte schon verbessert werden, nur fehlt es dafür wohl auch an der entsprechenden Zahl an Auszubildenden, um weitere Berufsschulstandorte zu etablieren.
K&L: Wie geht es jetzt für Dich weiter, was sind Deine nächsten Ziele?
Kevin Müller: Mein Ziel ist erst einmal eine gute Gesellenprüfung, weil ich unbedingt von meinem Ausbildungsbetrieb „Kachelofenbau Dötschel“ übernommen werden will. Wenn ich richtig gut bin, kann ich hier sogar meine Meisterprüfung machen – aber eines nach dem anderen.
K&L: Kevin Müller, vielen Dank für das Gespräch.