Die Pandemie schwächelt (zum Glück!), der Delta-Variante zum Trotz, und der Ofenmarkt boomt. Ofenbauer haben teils für mehrere Monate volle Auftragsbücher, doch eine unsichere Verfügbarkeit mancher Rohmaterialien und eine von stark schwankenden Tagespreisen bestimmte Marktsituation machen schon die Kalkulation insbesondere weiter in der Zukunft liegender Aufträge nicht einfach. Es sind aber nicht nur die Rohmaterialien wie Holz, Kunststoffe und Stahl, die aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel durch die schnell wieder ansteigende Produktion in China und den USA, knapp sind und für kontinuierlich steigende Preise sorgen, in den Sog sind längst auch Halbzeuge, aber auch komplexe Endprodukte wie Elektronikkomponenten oder Umwälzpumpen geraten, um ein Beispiel aus der Haustechnik zu nennen. Einige Tipps, wie man im Handwerk mit dieser „Krise nach der Krise“ umgehen sollte, hatte vor einigen Wochen bereits der ZVSHK in einem Merkblatt zu „Materialpreissteigerungen“ veröffentlicht. Darin wird den Handwerksbetrieben beispielsweise dringend empfohlen, Angebote zeitlich zu befristen und sich Materialpreise vom Händler zusichern zu lassen. Hilfsweise oder ergänzend sind auch Preisgleitklauseln für unvorhergesehene Marktpreissteigerungen möglich, diese sind aber gegenüber privaten Endkunden rechtlich nicht immer bindend, und es kommt da genau auf die Formulierungen an. Dieses Merkblatt ist allen Handwerksbetrieben der OL-Branche für eine erste Information sehr zu empfehlen, weitere rechtliche Beratung kann dann individuell ein erfahrener Rechtsanwalt leisten.
Wir haben in unserem aktuellen „Stimmungsbarometer“ auch Branchenvertreter zu ihrer Einschätzung der Marktsituation befragt und einen unerwartet guten Rücklauf zu unserer Umfrage bekommen, was zeigt, als wie „brandheiß“ das Thema wahrgenommen wird. Lesen Sie nachfolgend die ungekürzten Statements von internationalen Herstellern, Verbänden und Verarbeitern.
Statements von:
Erich Dieterle, Vertriebsleiter der Oranier Heiztechnik
Erich Hänni, Geschäftsführer der Attika Feuer AG
Alexander Root, Prokurist, Vertrieb und Marketing, Raab-Gruppe
Bernd Böke, Vertriebsleiter bei Leda
Otakar Slanar, Hoxter GmbH, Verkaufsleiter Deutschland
Andreas Schönfeld, Geschäftsführer bei Spartherm
K&L: Seit einigen Wochen ist von einer Rohstoffverknappung, insbesondere bei Stahl und Holz, zu lesen, die auch zu entsprechenden Preissteigerungen führt. Ist auch Ihr Unternehmen davon betroffen?
Erich Dieterle: Auch wir bleiben davon nicht verschont. Die Verknappung der Rohstoffe führt zu verzögerter Produktion und damit längeren Lieferzeiten.
Erich Hänni: Ja, auch Attika ist davon betroffen. Wir zahlen für Stahl seit dem 1. Juni den doppelten Preis wie vorher und es braucht hartnäckige Verhandlungen, damit wir künftig die benötigten Mengen überhaupt bekommen.
Alexander Root: Ja, auch wir haben mit dem Thema Rohstoffverknappung zu kämpfen. Nicht nur die Preise für die Rohstoffe sind gestiegen, auch für andere Zukaufprodukte, wie zum Beispiel Verpackungen, haben wir einen signifikanten Preisanstieg. Bisher haben wir diese Preise nicht durch weitere Preiserhöhungen weitergegeben, sondern stehen als stabiler Partner unseren Kunden zur Seite, wozu auch eine Preisstabilität im Geschäftsjahr gehört. Allerdings wird die Preiserhöhung 2022 dann entsprechend dieser Entwicklung an den Märkten ausfallen.
Bernd Böke: Ja, leider sind wir fast über das ganze Einkaufsprogramm von Preissteigerungen betroffen. Ob Stahlprodukte, Roheisen, Gussbruch, Koks oder Holz. Eigentlich alle Bereiche haben entsprechende Preissteigerungen zu verzeichnen – alles mit stark steigender Tendenz.
Otakar Slanar: Wir haben ein gut aufgebautes Netzwerk von Lieferanten und unsere Priorität sind die fairen Beziehungen untereinander. Das hat sich in den schwierigen Zeiten als positiv dargestellt. Wir haben uns mit unseren Lieferanten gegenseitig unterstützt und sehr gut kooperiert. Dies hat sich unter anderem auch in der Stabilität und Robustheit des selektiven Vertriebs gezeigt, mit dem wir in Deutschland arbeiten. Der Weg, nur Ofenbauer zu beliefern, hat die Vorteile für alle Beteiligten aufgezeigt.
Andreas Schönfeld: Natürlich sind die Verknappung der Rohstoffe und der damit verbundene Preisanstieg ein sehr großes Thema für uns. In die Öffentlichkeit ist diese Situation erst in den letzten sechs Wochen gerückt. Im Einkauf, vor allem bei Stahl, beschäftigen wir uns schon seit Ende letzten Jahres damit. Dies führt zum einen zu deutlichen Preisanstiegen und zum anderen zu erheblichem Aufwand bei der Materialbeschaffung.
K&L: Haben sich dadurch Lieferschwierigkeiten bei Ihren Produkten ergeben beziehungsweise sind Aufträge dadurch ins Stocken geraten?
Erich Dieterle: Bei einigen Produkten mussten wir als Folge von Lieferengpässen die Produktion unterbrechen. Das stellt uns im Augenblick vor große Herausforderungen.
Erich Hänni: Nein, bisher nicht. Wir haben bereits ab letztem Sommer großzügig Rohmaterial eingekauft und hatten dadurch bisher eine gute Lieferfähigkeit. Gleichzeitig haben wir in der Produktion unseren Personalbestand markant ausgebaut und damit unsere Produktionskapazität erhöht.
Alexander Root: Aufgrund des sehr guten Auftragsvolumens der letzten Monate sowie der Schwierigkeiten in allen Bereichen der Logistik sind verbindliche Lieferzusagen kaum zu treffen beziehungsweise zu halten. Wir versuchen dennoch, geringstmögliche Abweichungen zu den Standardlieferzeiten zu realisieren, sodass wir weiterhin den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden. Da die Lieferung von den verschiedenen Kesselarten beziehungsweise Einzelraumfeuerstätten bei drei bis sechs Monaten liegt, würden wir uns natürlich über einen entsprechenden längeren Vorlauf der Bestellungen unserer Kunden wünschen.
Bernd Böke: Durch frühzeitige Disposition konnten wir bisher Produktionsstillstand vermeiden, aber die Versorgung, gerade mit Rohstoffen, wird immer schwieriger beziehungsweise die Lieferzeiten immer länger. Wir planen heute bei einigen Artikeln mit mehr als
50 Wochen Lieferzeit!
Otakar Slanar: So wie jede Firma in der Branche waren auch wir mit Rohstoffverknappung konfrontiert, aber unsere Einkaufsabteilung hat, wie schon erwähnt, eine extrem gute Arbeit gemacht. Als größeres Problem hat sich der deutlich höhere Auftragseingang gezeigt. Wir halten aktuell die Produktionskapazitäten in gesunden Grenzen, damit die Qualität unbetroffen bleibt.
Andreas Schönfeld: Bisher konnten wir Produktionsausfälle noch vermeiden und alle Kundenaufträge bedienen. Allerdings ist die Lage bei Stahl, Glas, Holz und einigen anderen Rohstoffen durchaus kritisch. Unser Einkauf ist aktuell 80 Prozent seiner Zeit damit gebunden, Rohstoffe überhaupt zu beschaffen, da bisherige Lieferanten zum Teil leere Lager haben.
K&L: Insbesondere die Preissteigerungen der Rohstoffe erschweren zweifellos die Kalkulation für Ihre Produkte/Aufträge. Wie gehen Sie damit um?
Erich Dieterle: Wir versuchen zu rationalisieren und die Prozesse zu optimieren. Dort wo es nicht gelingt, müssen wir die Preissteigerung an den Markt weitergeben.
Erich Hänni: Das ist in der Tat eine große Herausforderung für uns alle. Wir passen unsere Preise per 1. Juli an, weil wir die Preissteigerung bei den Rohstoffen nicht vollumfänglich selber tragen können.
Alexander Root: Wir haben einen strategischen Einkauf, der über Rahmenverträge entsprechende Kontingente sowie zu verhandelten Preise eingekauft hat. Als Hersteller planen wir unsere Geschäftsjahre und passen die Bedarfe je nach laufendem Forecast an. Somit wird das wirkliche Ausmaß dieser Preissteigerungswelle uns und unsere Kunden erst im Jahr 2022 mit der ganzen Härte treffen. Aktuell müssen wir davon ausgehen, dass im Projektgeschäft, in dem wir schlüsselfertige Anlagen planen, konstruieren, fertigen und montieren, Projekte teilweise nicht realisiert werden, da nicht alle kurzfristig benötigten Rohstoffe und Komponenten verfügbar sind, was wir so nicht für das Geschäftsjahr 2021 planen konnten.
Bernd Böke: Unsere Rohstoffe und Stahlartikel kaufen wir heute zu Monatspreisen. Wir wissen heute nicht genau, wie hoch die Preise für Gussbruch im Juli/August sein werden. Unsere geplante Preisanpassung per 1. Juli fängt sicher einen Teil der Mehrkosten auf, aber bei weiter steigenden Preisen werden wir sicher nicht unsere Preise für die nächsten 12 Monate garantieren können. Hier wird es Anpassungen geben müssen, wie hoch und wann können wir heute noch nicht sagen. Ich kann nur jedem Handwerker dringend empfehlen, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bei der Angebotsabgabe zu berücksichtigen.
Otakar Slanar: Die Preissteigerung bei Rohstoffen war seit dem Jahreswechsel ziemlich drastisch. Wir haben sie aber nicht sofort an unsere Kunden weitergegeben. Ab Ende Mai war es uns aber nicht mehr möglich, die alten Preise zu halten, und auch wir mussten zur Auslieferung ab Anfang Juli eine moderate Anpassung unserer Preise vornehmen.
Andreas Schönfeld: Konnten wir Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres die Preissteigerungen durch langfristige Lieferkontrakte noch gut abfedern, so müssen wir jetzt die Preise schon erheblich steigern. Wir haben versucht, alles so verträglich wie möglich für unsere Kunden zu gestalten und die Preiserhöhungen mit einer langen Vorlaufzeit angekündigt. Natürlich bedeutet das für uns auch, dass wir aktuell deutliche Einbußen hinnehmen müssen.
K&L: Womit rechnen Sie, wie sich der Rohstoffmarkt in den kommenden Monaten entwickeln wird, und welche Auswirkungen könnte dies auf Ihre Aufträge haben?
Erich Dieterle: Das lässt sich schwer sagen. Jede Prognose derzeit ist sehr unsicher. Wir beobachten den Markt sehr genau und versuchen daraus Anleitungen herzustellen.
Erich Hänni: Wir denken, dass die Herausforderungen über die nächsten 18 Monate bleiben werden. Die Produktionsmengen in vielen Industrien wurden 2020 heruntergefahren, die Lager sind leer und die Weltwirtschaft läuft nun besser als letztes Jahr erwartet. Das wird zur Folge haben, dass mit längeren Lieferfristen geplant werden muss.
Alexander Root: Wir gehen davon aus, dass sich die Situation weiter verschärfen wird. Solange die großen Industriestaaten wie USA und China die Märkte leerkaufen und somit eine künstliche Verknappung der Rohstoffe erzeugen, können wir als Europäer nur zuschauen. Das wird sich in der Inflation entsprechend widerspiegeln, denn nicht nur die Rohstoffe zur weiteren Verarbeitung werden dadurch teurer, sondern auch elementare wie Grundnahrungsmittel werden so immer weiter im Preis steigen.
Bernd Böke: Da eine verlässliche Prognose abzugeben, ist für uns unmöglich. Wir rechnen auch im zweiten Halbjahr 2021 mit weiter steigenden Preisen und Versorgungsengpässen. Aus heutiger Sicht haben wir alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, die für uns möglich und umsetzbar sind. Ob frühzeitige Disposition, größere Lagervorräte, täglicher Kontakt zu unseren wichtigsten Lieferanten, um Veränderungen sofort zu erkennen, aber auch die Suche nach neuen Partnern gehört dazu.
Otakar Slanar: Erfahrungen aus den letzten Monaten haben gezeigt, dass es schwierig ist, irgendwelche Prognosen auf den Tisch zu legen. Wir arbeiten jeden Tag mit neuen Informationen, das heißt, jegliche Prognose ist im Moment unsicher.
Andreas Schönfeld: Die Preisentwicklungen sind sehr schwer einschätzbar. Im Januar wurde noch davon gesprochen, dass die Preissteigerungen nur zirka vier Wochen anhalten werden. Im Moment gehen die Lieferanten davon aus, dass die Steigerungen bis Ende des Jahres anhalten. Wir tun alles dafür, unsere Preise stabil zu halten.
K&L: Zum Schluss noch einmal das Stichwort Corona: Die Pandemie bescherte der Ofenbranche bisher zumindest keinen Umsatzeinbruch, oft war das Gegenteil zu beobachten, da Endnutzer/Baufamilien das aus ausgefallenen Urlaubsreisen eingesparte Geld oft in die Aufwertung ihres Eigenheims investierten, in dem sie sich überdies häufiger aufhielten. Wie ist Ihre Prognose für die mittelfristige Auftragslage, jetzt, wo die coronabedingten Einschränkungen zunehmend entfallen? Stellen Sie aktuell bereits Anzeichen für eine Änderung des Konsumentenverhaltens fest, oder bleibt der positive Trend erhalten?
Erich Dieterle: Das Verhalten der Menschen lässt sich schwer voraussagen. Eine Prognose ist schwierig. Wir analysieren regelmäßig konsequent den Markt, um die Entwicklung festzustellen. Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass der Trend positiv bleibt, jedoch nicht auf dem im vergangenen Jahr erlebten Niveau.
Erich Hänni: Wir glauben an einen weiterhin positiven Trend. Corona hat bei vielen Menschen nachhaltig Verhaltens- und Werte-Muster verändert.
Alexander Root: Ich glaube nicht, dass Corona der Grund ist, sondern nur die Situation begünstigt. Im Rahmen des Green Deals gibt es zum Beispiel bei Kesseln BAFA-Förderprogramme, um von den klassischen Ölheizsystemen wegzukommen. Hier ist die Biomasse ein zentraler Bestandteil neben der Wärmepumpe. Im Bereich der Einzelraumfeuerstätten gibt es momentan die Situation, dass die Menschen so viel Zeit zu Hause verbracht haben wie niemals zuvor bevor diese Pandemie uns ereilte. Somit wenden sich viele Menschen diversen Projekten zu, um ihre Lebensqualität im Rahmen „schöner Wohnen“ zu steigern. Das betrifft aber alle Bereiche rund ums Wohnen und nicht ausschließlich die Ofenbranche.
Bernd Böke: Eine Veränderung erkennen wir heute als Industrie noch nicht. Wir haben einen großen Auftragsvorlauf und erkennen auch an den heute eingehenden Aufträgen noch keinen Abschwung. Ich persönlich denke, dass sich die weitere Entwicklung auch frühestens im Herbst abzeichnen wird. Dafür sind die „neuen Freiheiten“ noch zu frisch.
Otakar Slanar: Unsere Kunden sind handwerkliche Ofenbauer, und wir wissen, sie füllen ihre Auftragsbücher schon für das kommende Jahr. Wir erwarten, dass die Situation mindestens bis Mitte des nächsten Jahres stabil bleibt. Eine weitere Entwicklung ist allerdings auch davon abhängig, ob die nächste Herbst-Corona-Welle kommt und wie der Staat darauf reagiert. Es hat sich aber gezeigt, der Kamin- und Ofenbau gehört zu traditionellen Werten und ist dementsprechend robust und stabil. Die Vergangenheit hat schon gezeigt, in unsicheren Zeiten profitiert unsere Branche von der Situation. Wir sind stolz darauf, ein Teil dieser verlässlichen Branche zu sein.
Andreas Schönfeld: Der Trend bleibt positiv. Zum einen kann aktuell nur ein Teil der Nachfrage bedient werden, sodass ein gewisses Auftragsvolumen brachliegt. Zum anderen steht durch die BImSchV eine weitere Austauschwelle an. Für die nächsten fünf Jahre sehe ich für unsere Branche sehr gute Voraussetzungen.