Vor dem letzten Winter zitterten wir in Folge des russischen Gas-Boykotts um eine ausreichende Gasversorgung. Die Bürgerinnen und Bürger waren alarmiert, auch befristete Erlaubnisse zum Weiterbetrieb stillgelegter Öfen als Notfeuerstätten per Ausnahmeverordnung wurden in einigen Bundesländern diskutiert. In der Folge kam ein wahrer Nachfrage-Run auf Öfen und Kamine mit Koch- und Backmöglichkeiten auf, denn die nächste Frage, die sich aus drohenden Einschränkungen der leitungsgebundenen Gasversorgung ergab, war für viele: Wie bekomme ich im Ernstfall ohne Gas mein Essen warm? Die Hersteller der Ofenbranche reagierten durch die Bank sehr schnell auf die Situation. Einige, die ohnehin schon immer Herde oder Öfen mit Zusatzfunktionen fürs Kochen und Backen boten, stellten die in ihren Marketingaktivitäten und auf Messen in den Vordergrund, andere erweiterten ihr Programm ganz schnell um eine solche Option.
Der „Worst Case“, rationierte Heizenergie, blieb zum Glück aus, weil Sparprogramme und neue Lieferwege sowie der Ausbau von Flüssiggas-Terminals schnell genug griffen. Auch für diesen Winter scheint das Risiko gebannt; die Gasspeicher sollen gefüllt sein und hinreichende Reserven bieten. Aber der Argwohn der Bevölkerung über eine dauerhaft krisensichere Heizwärmeversorgung dürfte noch nicht vollständig verflogen sein – eine Chance, die die Ofenbranche geschickt nutzen sollte, selbstverständlich ohne unnötige Panik zu verbreiten.
Manchmal hilft der Branche die bezüglich der Holzfeuerung allzu oft negative Publikumspresse (Feinstaubdebatte, behauptete Waldvernichtung durch Holzeinschlag) allerdings auch mal mit Meldungen, wie sie in den letzten Wochen die Runde machten. Neues Ungemach droht diesmal auf der Stromseite: Weil es für die Energiewende jede Menge neuer Wärmepumpen und E-Autos braucht, drohen partielle Überlastungen des Stromnetzes. Damit das nicht passiert, dürfen Stromnetzbetreiber künftig mit dem Segen der Bundesnetzagentur den Strombezug von neuen steuerbaren Wärmepumpen oder Ladestationen zeitweise einschränken. „Dabei muss eine Mindestleistung immer zur Verfügung stehen, so dass Wärmepumpen betrieben und Elektroautos weiter geladen werden können“, teilte die Bundesnetzagentur am 27. November in Bonn mit.
Die Behörde stellte fest, dass ein Großteil der Niederspannungsnetze noch nicht auf den raschen Ausbau von Wärmepumpen und privaten Ladestationen ausgelegt ist. Daher sei es notwendig, die Netze schnell zu optimieren, zu digitalisieren und auszubauen. In Bereichen, in denen diese Netzoptimierung noch nicht erfolgt ist, sollen die neuen Regelungen die Versorgungssicherheit im Niederspannungsbereich gewährleisten. Durch die neue Regelung, die ab Januar 2024 in Kraft tritt, dürfen Verteilnetzbetreiber nun bei Netzüberlastungen die Stromzufuhr zu Haushalten auf bis zu 4,2 Kilowatt reduzieren. Diese Maßnahme soll es ermöglichen, Wärmepumpen in reduziertem Umfang weiterhin zu betreiben und Elektroautos in der Regel innerhalb von zwei Stunden für eine Distanz von 50 Kilometern aufzuladen, ohne den regulären Haushaltsstrom zu beeinträchtigen, wie die zuständige Behörde hervorhebt. Technisch möglich sollen solche sequenziellen Abschaltungen durch die zunehmend verbreiteten digitalen Stromzähler (Smart Meter) werden, die einen gesteuerten Zugriff auf bestimmte Verbrauchertypen ermöglichen sollen. Auch wenn die Bundesnetzagentur davon ausgeht, dass Eingriffe der Netzbetreiber nur in Ausnahmefällen erfolgen müssen, sollen sich die Komforteinbußen in Grenzen halten, heißt es. „Vollständige Abschaltungen“ seien zum Beispiel nicht zulässig. Zudem müssten die Leistungsreduzierungen auf den Webseiten der Betreiber angekündigt werden.
Schöne Worte. Wer sich auf die nicht verlassen möchte, zum Beispiel, weil sich mancher Altbaubesitzer, der sich eine Wärmepumpe hat einbauen lassen, mit 4,2 kW Stromleistung nicht mehr wirklich im Warmen sitzen wird, hat – wie auch schon bei drohender Gasknappheit, eigentlich nur eine Wahl: einen holzbefeuerten Ofen zu nutzen. Und den installieren Sie, der Ofenbauer! Immer mehr neue Öfen wurden allerdings in den letzten Jahren mit elektronischen Zusatzeinrichtungen ausgerüstet, manche Ofenbaubetriebe verbauen generell so gut wie keine Feuerstätte mehr ohne Regelung. Der Ofen ohne Stromanschluss scheint ein Auslaufmodell zu werden. Entscheidend für eine Funktion als Notheizung ist dann, dass der Ofen auch bei Ausfall der Elektrik weiter betreibbar ist. Wir haben uns bei den Herstellern erkundigt und können als schnelle Antwort vorweg sagen, dass das tatsächlich in den meisten Fällen möglich ist. Schwierig wird es nach Auskunft der befragten Unternehmen eigentlich nur bei wasserführenden Feuerstätten, die für die Funktion dringend eine Umwälzpumpe benötigen, und bei Pelletöfen mit elektronischer Zündung. Aber auch dafür gibt es Lösungen, wie wir weiter unten noch zeigen. In den meisten neueren Öfen kommen Abbrandsteuerungen zum Einsatz, die die Zuluft bedarfsgerecht dosieren. Vermehrt werden Öfen auch mit elektrostatischen Staubabscheidern oder Rauchsaugern ausgestattet – speziell für neue Kaminöfen mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ sind elektronische Hilfseinrichtungen eine Voraussetzung, um das Siegel zu bekommen.
Elektronische Abbrandsteuerungen fahren entweder im Störungsfall automatisch ganz auf, oder sie bleiben in der Position stehen, in der sie sich gerade befinden. Bei manchen wie der Ledatronic LT3 WiFi oder auch der Regelung von Ofen Innovativ kann man durch Drücken eines Knopfs oder eine anderweitige mechanische Trennung vom Stellmotor der Steuerung einfach auf manuelle Bedienung umstellen. Einrichtungen wie Rauchsauger sind ohnehin nicht dazu gedacht, während des gesamten Ofenbetriebs kontinuierlich in Betrieb zu sein, deshalb ist ein Stromausfall auch hier generell unbedenklich und ein Weiterbetrieb möglich. Dasselbe gilt für die elektrostatischen Staubabscheider.
Nicht mehr ganz so einfach liegt die Sache bei Pelletfeuerstätten, die fast immer mit elektronischer Steuerung und oft mit elektromechanischer Brennstoffzuführung (zum Beispiel über eine Förderschnecke) ausgestattet sind. Bereits vor neun Jahren hat Wodtke für einen solchen Fall die Modelle ixpower und später den ixbase optional mit der Akkulösung „eReserve“ angeboten. Manch einer mag das damals als übertrieben angesehen haben, aber damit ist bis zu 24 Stunden ein netzunabhängiger Betrieb gewährleistet. Für mehrtägige oder gar mehrwöchige Stromausfälle, bei denen gemäß dem auch nach Ansicht mancher Experten nicht allzu unrealistischen Szenario der Science-Fiction-Romanvorlage „Blackout“ (siehe Infokasten) ganze Nationen ins Chaos stürzen und apokalyptische Zustände herrschen, hilft dies natürlich nicht. Aber nachdem die meisten Stromausfälle lediglich ein paar Minuten andauern oder auch bei Abschaltungen für wenige Stunden zu erwarten sind, hat man es mit dieser Lösung dann doch kontinuierlich warm.
Um andere Feuerstätten, die für den Betrieb zwingend auf Strom angewiesen sind, weiter betreiben zu können – insbesondere also wasserführende Öfen und Kamine, sind aufwendigere Lösungen nötig. Gut dran ist beispielsweise, wer in den letzten Jahren in eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher investiert hat. Diese muss allerdings „inselfähig“ sein, um wirklich für einen längeren Zeitraum für Autarkie sorgen zu können. Ähnliches gilt für Netzersatzanlagen und USV- beziehungsweise UPS-Systeme (USV = Unterbrechungsfreie Stromversorgung, UPS = Uninterruptable Power Supply). Diese sind im gewerblichen Bereich schon lange üblich, um insbesondere Computersysteme bei Stromausfällen weiter betreiben zu können oder Datenverluste zu vermeiden. Eines der marktführenden Unternehmen in diesem Bereich, die italienische Firma Riello, hat vor dem Hintergrund der in Italien beliebten Pelletöfen eine für diese Ofengattung besonders geeignete Lösung für Privathaushalte entwickelt. Grundsätzlich lassen sich damit auch wasserführende Feuerstätten weiter betreiben. Zu bedenken ist allerdings, dass mit den USV-Einrichtungen üblicherweise nur einzelne Geräte oder Baugruppen, nicht aber ganze Haushalte mit Strom versorgt werden können. All diesen batteriegestützten Einrichtungen – wie auch der „Pionierlösung“ von Wodtke – ist gemein, dass sie nicht billig und vor allem auch nicht unbegrenzt haltbar sind. In der Regel sind die eingesetzten Akkumulatoren nach fünf bis zehn Jahren auszutauschen.
Fazit
Generell sind Holzfeuerstätten als Notfeuerstätten bei Stromausfällen die einzige sichere Möglichkeit, ein Haus weiter zu beheizen. Für einfache Kaminöfen. Kamine und Kachelöfen ohne elektronische Zusatzeinrichtungen gilt das sowieso, aber auch die meisten Öfen mit elektronischen Extras können in einem manuellen Modus weiter betrieben werden. Pelletöfen, sofern nicht stromlos und nach dem Naturzugprinzip arbeitend sowie wasserführende Öfen benötigen allerdings eine inselfähige Stromversorgung (Stromspeicher/USV-Gerät), um auch dann weiter betrieben werden zu können aber am Ende eine Frage des Aufwands, den ein Kunde betreiben möchte – und des Preises.
„Blackout“
Hochspannung durch Stromausfall: Vor zehn Jahren erschien der Spiegel-Bestseller „Blackout“ von Marc Elsberg. Der mittlerweile über eine Million Mal verkaufte und auch verfilmte Thriller zeichnet eine dystopische, aber nach Expertenansicht nicht völlig unrealistische Vision der Folgen eines flächendeckenden „Blackouts“ auf.
An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, die Behörden zu warnen – erfolglos. Als Europol-Kommissar Bollard ihm endlich zuhört, tauchen in Manzanos Computer dubiose E-Mails auf, die den Verdacht auf ihn selbst lenken. Er ist ins Visier eines Gegners geraten, der ebenso raffiniert wie gnadenlos ist. Unterdessen liegt ganz Europa im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben beginnt. Nach wie vor ein spannender Roman, bei dem sich Fiction und „Faction“ begegnen.