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FV SHK BW – Verbandstagung

Das SHK-Handwerk baut auf die Zukunft

Wow, was war das für ein Fest!“ Dieses Statement eines Teilnehmers am Jubiläumsfestabend spiegelte die Stimmung treffend wider. Schönstes Sommerwetter, ein festliches Ambiente im Pforzheimer Congresszentrum, blendend gelaunte Festgäste und Showacts, die alle Sinne ansprachen, ergänzten sich zu einem unvergesslichen Abend.

Mehr als 250 Gäste waren nach Pforzheim gekommen, um das 75. Jubiläum des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Baden-Württemberg zu feiern.

Wie der Verband zu dem wurde, was er heute ist, und wie damit auch die gesamtdeutsche Geschichte verwoben war, davon berichteten vier Verbands-„Urgesteine“: Manfred Stather als Fachverband-Ehrenvorsitzender und ehemaliger ZVSHK-Präsident, Dr. Hans-Balthas Klein, der den Fachverband in seinen 35 Jahren als Geschäfts- und Hauptgeschäftsführer aufbaute, Dietmar Zahn, der Jahrzehnte das Referat Technik unter seinen Fittichen hatte, und Erwin Fidelis Reisch, der als Verleger der SBZ, des Mitteilungsorgans des Fachverbandes, diesen Weg begleitete, wurden von Moderator Wulf Wager nach den besonderen Geschehnissen und Herausforderungen befragt. Trotz des Abstands, den die Gesprächsteilnehmer inzwischen vom Verband haben, wurde in den Statements deutlich, mit wie viel Herzblut und Engagement sie für die Belange des SHK-Handwerks eingestanden sind.

Doch das Jubiläum sollte vor allem den Blick in die Zukunft befördern, so der Wunsch des Fachverbandsvorsitzenden Butz. „Unser Land und unsere Rahmenbedingungen haben sich verändert. Sie haben verändert, wie wir Energie und Gesellschaft denken müssen und auch die Art und Weise wie die Haus- und Gebäudetechnik der Zukunft aufgestellt sein muss.“ Die Lebens- und Arbeitswirklichkeit der Handwerksunternehmen änderten sich momentan mit einer Geschwindigkeit, die vor Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte. Mit der Weisheit von Aristoteles „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ appellierte der Fachverbandsvorsitzende an die anwesenden Branchenvertreter, gemeinsam die Herausforderungen anzugehen und dabei die Chancen zu sehen. Er verwies aber auch auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, den Energie- und Ressourcenverbrauch zu überdenken. „Auf uns alle wird mehr zukommen und wir werden auf Gewohntes verzichten müssen. Aber die Investition in unsere Zukunft und die unserer Kinder muss uns das wert sein“, so Joachim Butz.

Diesen Anknüpfungspunkt griff Bundesbauministerin Klara Geywitz als Ehrengast in ihrer Festrede auf. „Die Fragen ‚Wie schaffen wir die Wärmewende?‘ und ‚Wie schaffen wir es, unsere Häuser altersgerecht umzubauen?‘ stehen im Mittelpunkt.“ Dafür brauche die Politik das Handwerk. „Es ist wichtig, dass wir ins Gespräch kommen. Ohne Sie geht es nicht.“

Ein Berufsweg in die Klimagewerke sei jungen Menschen zu empfehlen, wenn sie tatsächlich etwas für den Klimaschutz tun wollten. Dabei habe ihr Ministerium sehr wohl auf dem Schirm, dass Ausbildung auch etwas mit der Frage zu tun habe, wo der Lehrling untergebracht werden könne. Daher engagiere man sich auch für günstigen Wohnraum für Auszubildende. 

In Sachen Energiewende wiederholte Geywitz ihre Zusage vom Wärmegipfel, der wenige Tage zuvor stattgefunden hatte: „Unser Haus ist generell für Technologie- und Materialoffenheit.“

Ein Highlight war schließlich die Wilhelm-Braun-Preis-Verleihung an Dietmar Zahn. Der langjährige Geschäftsführer und Leiter des Referats Technik beim Fachverband, erhielt diese höchste Auszeichnung, die der Fachverband vergibt, in Anerkennung seiner Verdienste um die Bedeutung und das Ansehen der Berufsorganisation. Der Fachverbandsvorsitzende Joachim Butz würdigte in seiner Laudatio die außerordentlich hohe Fachkompetenz Zahns, der sich gleichzeitig immer als „Dienstleister“ der Mitgliedsbetriebe verstanden habe. So habe er beispielsweise „unermüdlich“ und „akribisch“ Entwürfe von Gesetzes- und Verordnungsvorlagen sowie technischen Regelwerken geprüft, die Auswirkungen auf die SHK-Branche erkannt und sich bei den Verordnungsgebern für praktikablere und am Markt umsetzbare Lösungen eingesetzt. Zahn sei in seiner Arbeit für das SHK-Handwerk stets sachlich, präzise, ausgleichend und verbindlich gewesen. Zahn ist seit 2020 im Ruhestand.

Ehrengast Bundesbauministerin Klara Geywitz bei ihrer Festrede.

Foto: FV SHK BW

Ehrengast Bundesbauministerin Klara Geywitz bei ihrer Festrede.
Ein Highlight war schließlich die Wilhelm-Braun-Preis-Verleihung an Dietmar Zahn durch den Fachverbandsvorsitzenden Joachim Butz.

Foto: FV SHK BW

Ein Highlight war schließlich die Wilhelm-Braun-Preis-Verleihung an Dietmar Zahn durch den Fachverbandsvorsitzenden Joachim Butz.
Eine nasse Abkühlung gab es bei der Badewannen-Akrobatikshow von Andalousi, eher heiß her ging es dann bei den Physikanten.

Foto: FV SHK BW

Eine nasse Abkühlung gab es bei der Badewannen-Akrobatikshow von Andalousi, eher heiß her ging es dann bei den Physikanten.
Prof. Dr. Stephan Friedrich von den Eichen widmete sich zum Auftakt der Fachtagung dem Aspekt der Digitalisierung.

Foto: FV SHK BW

Prof. Dr. Stephan Friedrich von den Eichen widmete sich zum Auftakt der Fachtagung dem Aspekt der Digitalisierung.

Fachtagung zur Transformation im SHK-Handwerk

Morgen noch genauso erfolgreich zu sein wie heute: Dies ist das Ziel eines jeden Unternehmens. Doch das ist gar nicht so leicht, gilt es dabei stets, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Und die ändern sich derzeit rasant. Grund genug für den Fachverband, bei der Fachtagung im Rahmen des Verbandstages diese Transformationsprozesse zu analysieren und für die SHK-Unternehmen Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Prof. Dr. Stephan Friedrich von den Eichen widmete sich zum Auftakt dem Aspekt der Digitalisierung – einem Begriff, der inflationär verwendet wird und unter dem jeder etwas anderes versteht. Leider auch ein Begriff, an dem sich viele sattgehört haben oder an deren Durchführung einige bereits gescheitert sind.

Daher bemühte sich der BWL-Honorarprofessor zunächst, die Digitalisierung zu differenzieren in Prozessdigitalisierung, Produktdigitalisierung und die Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Häufig scheiterten derlei Digitalisierungsprozesse, weil der Bedarf entweder vom Unternehmer nicht erkannt wird, er womöglich nur die Risiken sieht oder sich der Sache nicht mit der erforderlichen Zeit widmet, so der Experte. Das Thema werde häufig „wegdelegiert“.

Wie gelingt es besser? Der Referent nannte drei Erfolgsfaktoren: Richtung: Es muss ein gemeinsames Verständnis geben, was Digitalisierung konkret für den Betrieb bedeutet und auf was gezielt hingearbeitet wird: Auf Effizienz? Auf Kundennutzen? Auf neue Geschäftspotenziale?

Geschwindigkeit: Es braucht einen „Fahrplan“, der Transformationsprozess muss gut organisiert werden, es müssen überzeugende „Werkzeuge“ vorliegen und die Schritte müssen allen klar sein.

Es muss eine Bereitschaft im Team geschaffen und alle müssen darauf vorbereitet werden, es muss ein Zielbild vorliegen und jedem klar sein, warum die Themen verfolgt werden.

Ob Digitalisierung gelinge, werde im Kopf entschieden: „Es liegt an euch, ob ihr einen Trend als Bedrohung empfindet oder Bewegung als Chance versteht. Ihr entscheidet selbst, ob ihr Digitalisierung als etwas Schwieriges empfindet oder ob ihr euch positiv darauf einstellt.“

Prof. Dr. Bert Oschatz zeigte auf, was sich in der Wärmeversorgung von Gebäuden ändern muss, um die klima- und energiepolitischen Ziele zu erreichen.

Foto: FV SHK BW

Prof. Dr. Bert Oschatz zeigte auf, was sich in der Wärmeversorgung von Gebäuden ändern muss, um die klima- und energiepolitischen Ziele zu erreichen.
Gewohnt provokant zeigte sich Unternehmensberater Arno Kloep.

Foto: FV SHK BW

Gewohnt provokant zeigte sich Unternehmensberater Arno Kloep.

65 Prozent EE: wie im Neubau erreichen, wie im Bestand?

Während bei dem Vortrag zur Digitalisierung jeder Teilnehmer die Übertragung auf die Situation im eigenen SHK-Betrieb noch selbst gedanklich leisten musste, wurden die Folgen für das SHK-Handwerk von dem, was Prof. Dr. Bert Oschatz anschließend aufzeigte, sehr schnell deutlich. Der Experte vom ITG Dresden analysierte, was sich in der Wärmeversorgung von Gebäuden ändern muss, um die klima- und energiepolitischen Ziele zu erreichen.

Ausgehend vom Status quo der jetzigen Beheizungsstruktur, der Versorgungskonzepte und der Energieträger und Wärmeerzeuger im Bestand erläuterte er, wie sich dies zeitnah entwickeln wird. Dabei berücksichtigte er bereits die „65-Prozent-EE-Regel“, also die Vorgabe gemäß Klimaschutz-Sofortprogramm, dass bereits bis zum Jahr 2024 jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden muss.

Als Optionen, um dies im Bestand zu erreichen, sieht der Experte in erster Linie Wärmepumpen und (dekarbonisierte) Wärmenetze. Vorstellbar wären beispielsweise zunächst auch Wärmepumpen-Brennwertkessel-Hybride. Im Neubau schätzt er als zukunftsfähige Versorgungskonzepte ein:

  • elektrische Wärmepumpen: Luft-Wasser, Sole-Wasser,
    Wasser-Wasser
  • PV-Anlagen mit/ohne Batteriespeicher
  • dekarbonisierte Nahwärmenetze und Fernwärmenetze
  • Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
  • Gleichzeitig, prognostizierte Oschatz, werde es einen Arbeitskräfte-Mehrbedarf geben: im SHK-Handwerk, aber auch bei TGA-Planern, Energieberatern, Genehmigungsbehörden und Herstellern.

    Sein Fazit: Die Erreichung der Klimaziele erfordert eine grundlegende Umgestaltung der bisherigen Wärmeversorgung. Die zentrale energie- und klimapolitische Weichenstellung werde in Richtung ­Wärmepumpen, Photovoltaik und Wärmenetze gehen. Regeneratives Gas oder Öl als „breite“ Problemlösung sieht er eher als unwahrscheinlich an. Während es im Neubau anlagentechnisch relativ unkritisch werde, da der Wärmepumpeneinsatz einfach und Nahwärme häufig möglich sei, werde der Bestand die große Herausforderung. „Technische Lösungen sind verfügbar, aber die Investitionen werden deutlich steigen und die Energiekosten vergleichsweise kaum sinken.“ Doch die Ziele seien erreichbar, wenn der Klimaschutz entsprechend priorisiert werde.

    „Ein Angebot muss mehr sein als eine Preisabgabe“

    Gewohnt provokant zeigte Unternehmensberater Arno Kloep anschließend auf, warum die SHK-Fachschiene in einem Zustand zwischen Tradition und Disruption steckt. Angesichts des Engpasses an Montagekapazitäten werde es dazu kommen, dass die alte Fachschiene von einer neuen abgelöst werde. Branchenexternen Lösungen erteilte Kloep dabei ein klares Nein. Mit Seitenhieb in Richtung des Papiers zum „Fachkräftebooster“ betonte Kloep: „Du kriegst arbeitslose Nail-Artisten nicht in zwei Wochen zu Wärmepumpenspezialisten.“ Insofern riet er zu brancheninternen Hebeln, um an den „Engpass Fachkräfte“ anzusetzen. Dies seien:

  • Digitalisierung (in Prozessketten)
  • vorintegrierte Produkte (z. B. bei Wärmepumpen ein vollautomatischer hydraulischer Abgleich)
  • Feldservice (z. B. durch „Abrisskolonnen“)
  • neue Werkzeuge (z. B. Exoskelette, AR-Brillen).
  • Kloep riet den Unternehmern, Angebote nicht durch Digitalisierung „beliebig“ zu machen. „Ein richtiges Angebot ist eine Abgrenzung gegenüber relevanten Wettbewerbern. Seien Sie nicht schneller, sondern bunter, kreativer, individueller. Grenzen Sie sich ab von Schnellschraubern!“ Ziel sei es, im Kopf des Kunden die Nummer eins zu sein. Dieser müsse erkennen, dass er in den richtigen, in sicheren Händen sei. Angesprochen auf die aktuelle Nachfrageflut, empfahl Kloep, sich auf bestimmte Auftragsarten und Kundentypen zu spezialisieren. Ihm sei klar, dass dies vielen Angst mache, jedoch seien Spezialisten mehr gefragt.

    Nicht nur die Themen Spezialisierung und Kooperation wurden in der anschließenden, von SBZ-Chefredakteur Dennis Jäger moderierten Diskussionsrunde angesprochen, sondern auch das Thema Daten und dass entscheidend sei, wer zukünftig über diese verfügen wird.

    Anknüpfend an Arno Kloep, der die Unternehmer aufforderte, sich die Frage zu stellen „Möchte ich getrieben werden oder bin ich in der Lage, eigene Ideen zu denken?“, bedauerte Professor von den Eichen, dass es erfahrungsgemäß in den meisten Fällen erst einer Bedrohung bedürfe, bevor sich in Firmen etwas bewege. Erst dann werde nach vorne gedacht. Fachverband-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker schloss die Diskussion damit ab, dass die erlebte Fachtagung ja genau diesen Gedanken verfolge: mithilfe von Expertenwissen zu zeigen, in welche Richtung es gehen wird, sodass jeder Unternehmer selbst analysieren kann, welche Konsequenzen er daraus für sich und sein Unternehmen ziehen muss.

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