Bei allem, was wir an digitalen Kommunikationsmöglichkeiten in den letzten zwei Jahren hinzugelernt haben und wie selbstverständlich nutzen – ohne Präsenzveranstaltungen geht es auf Dauer schlecht, und so hatten sich schon viele auf die diesjährige Jahrestagung der Europäischen Feuerstätten-Arbeitsgemeinschaft
e. V. (EFA) gefreut, die für den 18. und 19. September bei Camina & Schmid im TCB Bissendorf angesetzt war – und auch an den geselligen Abend, der für den 18, September im Van der Valk Hotel Melle vorgesehen war. Doch der Präsenzteil wurde zwei Tage vorher abgesagt und damit eines der ersten Veranstaltungsopfer der Branche, nachdem der Sommer zunächst ein glimpfliches Infektionsgeschehen erhoffen ließ.
In seiner Absage der Präsenzveranstaltung hob EFA-Geschäftsführer Dr. Johannes Gerstner hervor, dass das Netzwerken in der Branche zurzeit gerade besonders wichtig sei, weil aktuell auf politischer Ebene entscheidende Weichenstellungen ins Haus stünden. Wir zitieren: „Besonders bedauern wir die notwendige Entscheidung (die Präsenzveranstaltung abzusagen, Anm. d. Red.), da gerade in dieser politisch kritischen Zeit für unsere Produkte ein Austausch auf allen Ebenen sehr notwendig ist. Daher haben wir uns entschieden, für Sie eine kompakte Onlinesitzung zu veranstalten, in der wir Sie über den aktuellen Stand in der Branche informieren. Wir hoffen, dass dieses Angebot Ihnen die Möglichkeit gibt, auch angesichts der schwierigen Lage so viele Informationen wie nur möglich zu bekommen, um für Ihre Unternehmungen wichtige strategische Planungen anstellen zu können.“
Zu den „entscheidenden Weichenstellungen“ zählen neben der beschlossenen und im Januar kommenden Jahres in Kraft tretenden Ökodesign-Richtlinie (die der Branche voraussichtlich kein allzu großes Kopfzerbrechen bereitet) mögliche weitere Verschärfungen der Emissionsrichtlinien insbesondere in Bezug auf Feinstaub. Diese könnten so gravierend ausfallen, dass sie für die Branche und das Ansehen ihrer Produkte in der Bevölkerung ein erhebliches Problem darstellen könnten. Hier gilt es deshalb, den Einfluss als Branchenverband auf europäischer Ebene spürbar zu machen und im Diskurs der Gremien gehört zu werden. Dazu Johannes Gerstner: „Die Branche muss jetzt zusammenstehen – es war noch nie so knapp.“
Die Onlinetagung am 18. September startete pünktlich um 13.00 Uhr und hatte zwischenzeitlich bis zu 30 Teilnehmer. Dr. Gerstner begrüßte und moderierte die Veranstaltung. Er begann mit einer Rückschau auf die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft im vergangenen Jahr. Als eines der PR-Highlights konnte er die Übergabe eines Forderungspapiers der EFA durch EFA-Vorstandsmitglied Friedrich Allendorff unmittelbar vor der Verabschiedung der neuen Ableitbedingungen an Bundesratspräsident Reiner Haseloff verbuchen. Anders als zwei Jahre zuvor, wo durch eine vergleichbare Aktion ein Beschluss schon einmal in letzter Minute ausgesetzt und zu neuerlichen Beratungen verwiesen wurde, konnten die darin geäußerten Bedenken und Vorstellungen der Branche in diesem Fall keine Umstimmung des Bundesrates mehr bewirken. Wie bekannt, wurden die neuen Ableitbedingungen nunmehr beschlossen.
Forderung der Deutschen Umwelthilfe: Keine Öfen ohne Filtertechnik
Als nächstes stünde auf EU-Ebene eine Implementierung der neuesten und wesentlich verschärften WHO-Richtlinie zu Feinstaub zur Debatte, die im Zuge des „Clean Air Acts“ als Richtlinie verabschiedet werden könne. Die „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH) sei auf diesen Punkt bereits aufgesprungen und fordert, keine Öfen ohne Filtertechnik mehr zuzulassen. Immerhin, lobte Gerstner, sei sein Verband mit der DUH im respektvollen Gespräch, und diese sei auch von ihrer Vorstellung abgerückt, handbeschickte Einzelraumfeuerstätten völlig untersagen zu wollen. Trotzdem bleibt natürlich die Frage, ob auch eine solche generelle Filterpflicht realistisch umgesetzt werden könne.
Im Prinzip würde das bedeuten, dass künftig sämtliche Feuerstätten den außerordentlich restriktiven Vorgaben zur Erlangung des Blauen Engels (für Kaminöfen) entsprechen müssten. Zu diesem Punkt referierte Diplom-Ingenieur (FH) Dirk Böhringer, Inhaber des Instituts für rationellen Energieeinsatz und Technologietransfer (IET) und Leiter des technischen Bereichs in der EFA. Und auch er mahnte, dass bereits 2024 auf EU-Ebene weitere Verschärfungen der Ökodesign-Richtlinie zu erwarten wären und auf nationaler Ebene in Deutschland ein ebenfalls verschärfter Anforderungskatalog bei einer dann neu zu beratenden 1. BImSchV.
Auch die EN 16510 „Häusliche Feuerstätten für feste Brennstoffe“ wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 295 beraten – mit Folgen für die Feuerstättenhersteller, was die Zulassungen der Geräte betrifft. Zum Hintergrund: Die neue Produktnormenreihe EN 16510 wird zukünftig alle aktuell gültigen Normen für häusliche Feuerstätten für feste Brennstoffe ersetzen. Ab Inkrafttreten der neuen Norm gilt eine Übergangsfrist von maximal drei Jahren, in der jedes bereits geprüfte Produkt auf die neue Norm umgeschrieben und gegebenenfalls neu geprüft werden muss. Auf EU-Ebene wurde Anfang 2021 eine sogenannte Commission implementing decision zu dieser Normenserie erarbeitet, um kurzfristig die Norm unter der EU-Bauprodukten-Verordnung 305/2011 (CPR) als harmonisierte Norm als Ersatz für die bestehenden Normen einzuführen. Im Weiteren erreicht man damit auch eine Vereinheitlichung der Ökodesign-Anforderungen nach Verordnung 2015/1185, indem die aktuell drei beschriebenen Staubmessmethoden durch die neu entwickelte einheitliche EN-PME-Messmethode, die in der EN 16510 verankert wird, ersetzt werden.
Darüber hinaus wird neben der Ökodesign-Verordnung EU 2015/1185 auch die Verordnung EU 2015/1186 zur Energieeffizienzkennzeichnung implementiert. Da jedoch ab Inkrafttreten der neuen Norm eine Übergangsfrist von maximal drei Jahren mit den alten Normen angestrebt wird, muss in dieser Zeit jedes bereits geprüfte Produkt auf die neue Norm umgeschrieben und gegebenenfalls geprüft werden. Nach Ablauf der Frist dürfen nur noch Leistungserklärungen auf Basis gültiger Prüfberichte nach EN 16510 ausgestellt werden.
Kritische Anmerkung
Im Verlauf der Diskussion kritisierte Spartherm-Gesamtentwicklungsleiter Dr. Volker Schmatloch die fehlenden eindeutigen Kriterien für untersuchte Emissionen. Zurzeit scheine bei den beratenden Organen noch nicht mal Einigkeit darüber zu bestehen, was zum Beispiel „Black Carbon“ ist und wie dies sinnvoll gemessen werden könne.
Ingo Hartmann, Leiter des Forschungsschwerpunkts Emissionen beim Deutschen Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ) sieht auch kommen, dass künftig Anreize für Festbrennstofffeuerstätten von Seiten des Bundesumweltministeriums nur noch bei Einsatz der jeweils bestmöglichen Technologie zur Effizienz und Emissionsminderung zu erwarten seien.
Abschließend betonte Dr. Johannes Gerstner nochmals, wie wichtig ein gutes Netzwerken für die doch im Vergleich recht kleine Branche sei. Sehr gut gelänge dies unter anderem bereits mit dem ZVSHK sowie dem neu gegründeten Gesamtverband Ofenbau (GVOB) sowie dem ebenfalls noch recht jungen Händlerverband Ofen und Kamin (HVOK). Nur gemeinsam sei man stark. Gerstner sorgt sich trotz der aktuell guten Lage: „Die ersten hundert Tage der neuen Bundesregierung werden zum Maßstein unserer Branchenzukunft. Wenn wir jetzt als Branche in Berlin nicht präsent sind, werden wir an unerfüllbaren Regulierungen ersticken.“