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/// Junge Talente: Helene Schütze

Die nächste Generation im Ofenbau

Besonders froh sind wir, zur Eröffnung dieser neuen Rubrik mit Helene Schütze eine vielseitig interessierte Ofenbaumeisterin gewonnen zu haben, die für ihren Beruf „brennt“ und die nicht zuletzt für ihre Ausbildung sogar ins europäische Ausland gezogen ist und damit zweifellos einen besonders vorbildlichen Einsatz zeigt. Nachfolgend steht sie Rede und Antwort auf unsere Fragen.

K&L-Magazin: Hallo Helene, schön, dass Du für die neue Rubrik spontan zur Verfügung stehst: Könntest Du uns sagen, wann Du Dich entschieden hast, Ofenbauerin zu werden – und was gegebenenfalls alternativ für Dich noch zur Wahl stand?

Helene Schütze: Der Wunsch, Ofenbauerin zu werden, war schon immer in meinem Kopf. Natürlich habe ich mich auch nach anderen Optionen umgeschaut, aber während sich diese immer wieder geändert haben, ist das Thema Ofenbau recht fix geblieben. So wirklich zur finalen Entscheidung kam es dann jedoch in der Corona-Zeit: Meine Au pair und Work & Travel-Pläne wurden über den Haufen geworfen, und es galt nach dem Abitur schnell eine andere Lösung zu finden. Das war dann der Punkt, wo ich gesagt habe „Let’s do this!“

K&L-Magazin: Welche Gründe waren es, die Deine Berufswahl bestimmten?

Helene Schütze: Ich bin natürlich familiär vorbelastet. Mein Opa war bereits Ofenbaumeister, und meine Eltern führen gemeinsam Ihre Firma (Roter Hahn, Großenhain). Von der Praxis hatte ich noch nicht allzu viel mitbekommen, aber meine Eltern haben mich oft auf Events und Messen mitgenommen. Da habe ich die Menschen und das Miteinander in der Branche lieben gelernt. Und Kachelöfen an sich als Produkt fand ich eben einfach schon immer genial! Außerdem ig.

K&L-Magazin: Welche handwerklichen oder technischen Erfahrungen hattest Du gegebenenfalls vor Ausbildungsbeginn schon?

Helene Schütze: Alles so ziemlich in meiner Abiturzeit. Für meine „BeLL“ (eine Arbeit, die man statt einer mündlichen Abiturprüfung schreiben kann) habe ich mich mit Hypokausten beschäftigt, bis dahin bestehende alte Tabellen aus unseren Regelwerken kontrolliert und eben aufgrund von Messungen und Berechnungen angeglichen. Während meiner Abiturprüfung habe ich mit meinem Vater noch einen Backofen auf unserem Schulgelände aufgebaut (das war eine super Ablenkung zwischen dem ganzen Lernen, was ich eh noch nie mochte). Und ja, das war es tatsächlich auch schon. Ansonsten bin ich einfach auf dem Dorf groß geworden, wo man meiner Meinung nach automatisch eine Grundlage fürs Anpacken und Machen bekommt.

Ich liebe das Arbeiten mit ­meinen Händen, also wenn ich am Ende des Tages sehe, was ich geschaffen habe. Das ist absolut motivierend und ­großartig. «

Helene Schütze

K&L-Magazin: Was hat Dir im Verlauf Deiner Ausbildung am besten gefallen und was gegebenenfalls auch nicht so gut?

Helene Schütze: Mit meiner Ausbildung war ich sehr zufrieden. Die Berufsschule war gut organisiert. Nur Themen wie Schweißen und vielleicht ein kleiner Einblick in Elektronik haben mir dort gefehlt. Unserer Hafnerei bei Sommerhuber bin ich besonders dem Bereich handwerklicher Ofenbau dankbar! Ofenbau ist ja überall sehr unterschiedlich. Wir sind da jedoch sehr traditionell, bauen fast nur Grundöfen und immer mit handwerklich gebautem Zugsystem und meist auch ebensolchem Brennraum (was in Österreich doch etwas leichter zu machen ist und wo ich dankbar für das Wissen bin). Baut man den Brennraum erst einmal selber, bekommt man meiner Meinung nach auch ein besseres Verständnis dafür, was alles in einem Einsatz steckt. Und natürlich habe ich den Umgang mit Keramik top beigebracht bekommen – es ist eben einfach auch ein schönes Material.

Bei meiner Meisterausbildung warr super, dass das Ganze in Dresden berufsbegleitend und online stattfand. Somit konnte ich auch von Österreich aus teilnehmen. Die Lehrer waren überwiegend technisch top unterwegs und haben den Online-Unterricht erfreulicherweise interaktiv gestaltet – mit eigenen Projektarbeiten Im Rahmen der Meisterausbildung hatten wir auch zwei Hersteller-Touren und durften beim „Wärme für Kinder“-Projekt in Rumänien mithelfen. Da aufgrund des Online-Modells auch Meisterschülerinnen und -schüler aus ganz Deutschland teilnahmen, war die Truppe bunt gewürfelt, was Erfahrungen und Bauarten von Öfen betrifft. Das hat den Austausch und die Lernmöglichkeiten auch noch einmal gefördert.

K&L-Magazin: Was sollten Betriebe unbedingt (mehr) tun, um Ofenbau-Azubis zu gewinnen?

Helene Schütze: Das ist schwierig zu sagen, da es von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich ist. Natürlich sollte man offen sein in dieser Hinsicht und sich tatsächlich auch offen gegenüber den jungen Leuten zeigen. Das Mitarbeiterteam sollte da ebenso motiviert sein und unterstützen, sonst wird sich auch kein Azubi wohlfühlen.

K&L-Magazin: Welche Voraussetzungen sollten Ofenbau-Azubis mitbringen, um im Job gut zu werden?

Helene Schütze: „Hausverstand“, also die von Kindesbeinen an praktizierte handwerkliche Übung und Erfahrung im Alltagsleben ist für mich das A und O. Was man immer als selbstverständlich gesehen hat, ist leider nicht mehr immer gegeben, besonders im städtischen Umfeld. Warum sollten Kinder auch jemals eine Schaufel in die Hand genommen haben, wenn es keinen Garten oder Feld gibt? Das macht es heutzutage eben etwas schwierig, und man muss an mancher Stelle etwas mehr Geduld bei den Grundlagen mitbringen. Aber es gibt auch viele motivierte junge Menschen, die wir aufgreifen und mitnehmen müssen. Was ich immer spannend zu beobachten finde, sind die Frauen in unserer Branche. Es ist nach wie vor eine vorwiegend männliche Sphäre – und wenn sich eine Frau entscheidet, Ofenbauerin zu werden, dann wirklich, weil sie absolut Bock darauf hat, sich reinzuknien. Das sehe ich auch bei unseren Auszubildenden im Haus. Und damit komme ich zum wichtigsten Punkt: die Motivation für unseren Beruf. Für mich gehören Emotion und Leidenschaft untrennbar zu unserem Produkt. Hat man keine Lust darauf, dann wird das auch nichts.

K&L-Magazin: Und wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Kunden/Auftraggebern?

Helene Schütze: Öfen sind wie gesagt ein emotionales und auch teures Produkt. Da ist es unbedingt notwendig, genau herauszufinden, was die Kunden möchten beziehungsweise auch brauchen (auch wenn die das manchmal selbst noch nicht genau wissen). Auch auf der Baustelle haben wir Kunden zwischendurch immer gefragt, wie sie Kleinigkeiten genau haben möchten und haben dann verschiedene Optionen aufgezeigt. Viele bauen sich ja nur einmal im Leben einen Ofen, und da möchte ich auch, dass sich der Kunde damit absolut wohlfühlt. Dazu gehört auch, auf lange Sicht ein verlässlicher Ansprechpartner zu sein. Für mich ein Muss.

K&L-Magazin: Beschreibe ein schönes und gegebenenfalls auch ein problematisches Erlebnis mit Kunden – und wie Ihr es gelöst habt.

Helene Schütze: Unvorhergesehen Probleme oder Änderungen gibt es zwischen Planung und Realität wohl immer. Das meiste lässt sich jedoch gut vor Ort anpassen beziehungsweise gehört es auch mit zu unserem Beruf als Handwerker dazu. Schöne Erlebnisse gibt es zur Genüge. Sei es die Freude am Ende, wenn der Kachelofen in seiner vollen Pracht da steht und man zum ersten Mal anheizt (und alles funktioniert), sei es auch, was in Österreich noch etwas verbreiteter ist, dass es von den Bauherren frisch gekochtes Mittagessen gibt (seien wir ehrlich: da baut man doch gleich mit doppelter Freude)

K&L-Magazin: Beschreibe einen typischen Arbeitstag in Deinem Unternehmen.

Helene Schütze: Seit einem Jahr bin ich nicht mehr so viel auf Baustellen unterwegs, sondern für die Kundenbetreuung in unserer Ausstellung bei Sommerhuber zuständig. Ich berate zu ca. 60 Prozent Kunden, die von anderen Ofenbauern kommen und die Keramik genauer einplanen wollen und zu zirka 40 Prozent eigene Kunden.

Unsere Ausstellung öffnet um 9 Uhr. Ich bin meist etwas eher da, bereite die Ausstellung etwas vor und habe die volle Freude, unsere Öfen alle anheizen zu dürfen (der beste Job, finde ich!). Je nach Kundenanzahl bin ich mal mehr, mal weniger mit der reinen Beratung beschäftigt. Zwischendurch plane ich dann Öfen für meine eigenen Kunden, mache Bestellungen und Berechnungen, und ab und zu gibt es immer wieder Projekte, an denen man noch arbeitet. Ab und an bin ich natürlich auch unterwegs bei Kunden (Feuertaufe, Baustellenbesichtigung, kleine Reparaturen etc.). Ich habe also eine nette Abwechslung, und meine 10.000 Schritte pro Tag schaffe ich auch so gut wie jeden Tag. Gegen
17.00 bis 17:30 Uhr mache ich dann die Lichter in der Ausstellung aus und gehe in meinen
Feierabend.

Viele bauen sich ja nur einmal im Leben einen Ofen, und da möchte ich auch, dass sich der Kunde damit absolut wohlfühlt. «

Helene Schütze

K&L-Magazin: Wo siehst Du Dich (jobmäßig) in fünf bis zehn Jahren?

Helene Schütze: Das ist ehrlich gesagt eine sehr schwierige Frage für mich. Meine typische Antwort momentan lautet dazu: Das kommt darauf an, in welchem Land von Europa ich lande. Ich habe momentan einen Partner hier in Österreich, und das greift natürlich auch in meine Entscheidung mit ein. Ich möchte aber auf alle Fälle im Ofenbau bleiben!

K&L-Magazin: Welche weiteren Interessen/Hobbies hast Du?

Helene Schütze: Ein bisschen muss ich da nach der Meisterschule erst wieder reinkommen, aber definitiv gehört Malen dazu, die Natur genießen, ganz viel kochen und dabei ausprobieren und ab und an in eine Kunstausstellung oder zu einer Rave Party gehen. Und ob man das Reisen und Cocktails schlürfen zu Interessen und Hobbies zählen kann, überlasse ich den Lesern.

K&L-Magazin: Ein paar Fragen haben wir noch: Wurden Deine Erwartungen an den Beruf nach einiger Zeit der Ausübung eher positiv übertroffen oder stimmten sie weitgehend mit dem Bild überein, das Du im Vorwege von dem Beruf hattest oder negativ übertroffen?

Helene Schütze: Da ich damit aufgewachsen bin, haben meine Erwartungen so ziemlich mit meinem Bild übereingestimmt. Aber wenn ich eine Richtung auswählen müsste, dann definitiv positiv! Dass das Arbeiten auf der Baustelle so motivierend und cool sein kann, war mir in diesem Ausmaß nicht bewusst. Und ein gratis Fitnessstudio ist es auch!

K&L-Magazin: Wie lautet Dein persönliches Fazit?

Helene Schütze: Ich bin wirklich glücklich und zufrieden mit meiner Berufswahl. Ich finde unsere Branche richtig cool und motiviert. Wir haben so wunderschöne Produkte, die viele verschiedene Handwerkstätigkeiten und Techniken verbinden – dadurch wird es eben auch nicht langweilig. Was unsere Branche besonders macht, ist der unglaubliche Einsatz vieler Menschen: In Vereinen, Gremien und Fachgruppen wird ehrenamtlich so viel Energie und Herzblut investiert, um unser Handwerk weiterzubringen. Das ist nicht selbstverständlich – dafür ein riesiges DANKE!

K&L-Magazin: Danke für die interessanten Einblicke in Deinen Werdegang. Möge er sich so fortsetzen wie Du es Dir wünschst!

Im Rahmen einer schulischen Prüfungsarbeit nahm Helene Schütze im Jahr 2019 Hypokausten unter die Lupe, um alte Werte in den Ofenbau-Regelwerken durch aktuelle Messreihen zu verifizieren.

Foto: Helene Schütze

Im Rahmen einer schulischen Prüfungsarbeit nahm Helene Schütze im Jahr 2019 Hypokausten unter die Lupe, um alte Werte in den Ofenbau-Regelwerken durch aktuelle Messreihen zu verifizieren.
Spätestens das Foto als „Ofenheldin“ machte Helene einem breiteren Publikum bekannt.

Foto: Helene Schütze

Spätestens das Foto als „Ofenheldin“ machte Helene einem breiteren Publikum bekannt.
Einer der stolzesten und schönsten Momente aus Helenes beruflicher Laufbahn: Drei Ofenbau-Generationen der Familie feiern ihren Meistertitel.

Foto: Helene Schütze

Einer der stolzesten und schönsten Momente aus Helenes beruflicher Laufbahn: Drei Ofenbau-Generationen der Familie feiern ihren Meistertitel.
Im Rahmen ihrer Meisterausbildung engagierte sich Helene gemeinsam mit Vater Hendrik im Projekt „Wärme für Kinder“ in Rumänien.

Foto: Helene Schütze

Im Rahmen ihrer Meisterausbildung engagierte sich Helene gemeinsam mit Vater Hendrik im Projekt „Wärme für Kinder“ in Rumänien.
Helene verleiht der Rückenlehne des Kachelofens im rumänischen Kinderhaus den letzten Schliff.

Foto: Helene Schütze

Helene verleiht der Rückenlehne des Kachelofens im rumänischen Kinderhaus den letzten Schliff.
Helene Schütze bei der Herstellung einer Keramik-Gussform während ihrer Lehrzeit.

Foto: Helene Schütze

Helene Schütze bei der Herstellung einer Keramik-Gussform während ihrer Lehrzeit.

Portrait Helene Schütze

Geboren: November 2001 in Großenhain, Sachsen

2008-2014: Grundschule in Plessa, Brandenburg

2014-2020: Schulausbildung am Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen, Sachsen

2017: Vier Monate Auswärtsstudium am DLD College London in England mit Hauptkursen Biologie, Musik, Kunst

2018-2020 Student beim International Baccalaureate Program, Kurse: Biologie, Mathematik, Business & Management, Geschichte, Deutsch

2020 Abschluss Abitur und International Baccalaureate

2020: Umzug nach Österreich, Ausbildungsstart bei Sommerhuber GmbH

2020-2022 Ausbildung zur Hafnerin in Steyr/Linz, Oberösterreich und Abschluss mit Auszeichnung

2023: Start Teile III & IV der Meisterausbildung (Ausbilderschein, Betriebswirtschaft)

2023-2024: Berufsbegleitende Meistervorbereitungskurse Teil I & II, Ofen-und Luftheizungsbau mit anschließenden Prüfungen

September 2024: Erhalt des Meistertitels „Ofen und Luftheizungsbau-Meisterin“

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