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Nachgefragt

Was macht eigentlich das Austauschgeschäft?

Neben der Planung und Installation neuer Kamine und Kachelöfen gab es in den letzten Jahren einen kräftigen Umsatzschub durch die Austauschpflicht der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung bei Kachelöfen mit Heizeinsätzen. Drei Austauschfristen sind demnach schon länger verstrichen: In der ersten Phase waren Öfen dran, die bis 31.12.1974 in Betrieb gingen. Sie mussten spätestens bis 31.12.2014 ausgetauscht oder stillgelegt werden. Bis zum 31.12.2017 waren dann Öfen und Kamine an der Reihe, die zwischen dem 1.1.1975 und 31.12.1984 errichtet wurden. Am 31.12.2020 endete die Betriebsgenehmigung für Feuerstätten aus den Baujahren 1.1.1985 und 31.12.1994. Jede dieser drei Phasen hatte einen spürbaren Umsatzzuwachs für die Branche zur Folge, der noch bis weit über das jeweils gesetzte Enddatum hinaus anhielt. Am 31.12.2024 läuft nun die vierte und letzte Phase ab. Sie betrifft Feuerstätten der Baujahre 1995 bis 2010, die dann ebenfalls ausgetauscht oder stillgelegt werden müssen.

Ohne jetzt auf die überschaubaren Ausnahmen einzugehen, die von der Stilllegungspflicht nicht betroffen sind – wie beispielsweise historische Öfen – gestaltet sich der Ersatz alter durch neue Feuerungsanlagen bei Kaminöfen besonders einfach: Alter Ofen raus, neuen Ofen aufgestellt und an den Schornstein angeschlossen – fertig! Aber auch bei handwerklich errichteten Kachelöfen gibt es eine Gattung, die sich ähnlich leicht auf den aktuellen Stand der Technik bringen lässt, nämlich solche, die über serienmäßig gefertigte Heizeinsätze verfügen. Noch bis weit in die 1970er-Jahre hinein gab es einige Hersteller, die auf diesem Gebiet große Stückzahlen in den Markt gebracht haben: Bekannte Namen sind da zum Beispiel Ortrand, Esch oder EK, aber auch heute noch am Markt befindliche Hersteller wie Leda, Brunner und Buderus haben schon zu Zeiten Einsätze gefertigt, die einer heutigen Austauschpflicht unterliegen. Generell lässt sich ein Kachelofeneinsatz, aber auch Kamineinsätze natürlich durch alle annähernd passenden neuen Einsätze austauschen, aber für die meistverkauften Einsatztypen gibt es heute ab Werk passgenauen Ersatz, der sich sogar häufig nach Listen ermitteln lässt. Unter anderem Leda hat dafür eine sehr umfangreiche Broschüre zusammengestellt, die sich an Profis aus dem OL-Handwerk wendet und neben einer Typenliste eine Checkliste mit Schnellübersicht zur Planung und Beratung beinhaltet. In ihr werden unter anderem Daten zur bisherigen Feuerstätte, zum Gebäude, dem Schornstein, dem geplanten Einsatzzweck und weitere Details dokumentiert. Tauscheinsätze, die nicht exakt die Maße eines alten Einsatzes aufweisen, zeichnen sich oft auch durch eine auf Maß konfektionierbare Frontblende aus.

Buderus „HLS116-HLS216“: Moderner 6-kW-Festbrennstoff-Heizeinsatz für Kachelöfen aus hochwertigem Gusseisen und großer Sichtscheibe. Die Rostfeuerung ermöglicht zusätzlich den Betrieb mit Braunkohlenbriketts.

Foto: Buderus

Buderus „HLS116-HLS216“: Moderner 6-kW-Festbrennstoff-Heizeinsatz für Kachelöfen aus hochwertigem Gusseisen und großer Sichtscheibe. Die Rostfeuerung ermöglicht zusätzlich den Betrieb mit Braunkohlenbriketts.

Vorteile eines Einsatz-Austauschs liegen auf der Hand

Da ist zunächst die Kostenersparnis gegenüber einer kompletten Neuanlage. Der Austausch eines alten Einsatzes ist in der Regel in einem halben bis einem Arbeitstag erledigt, und er verursacht nur einen geringen Schmutzanfall, was in einem wohnfertig eingerichteten Haus ein nicht zu vernachlässigender Grund ist. Er ist überdies nachhaltig und ressourcenschonend, denn der reine Austausch eines Einsatzes verringert den Anteil an sogenannter „grauer Energie“, der in den verbauten Materialien steckt.

Natürlich sind Kachelöfen auch schon immer stilprägende Interieur-Elemente eines Hauses gewesen, weshalb sie oft nicht mehr den aktuellen Geschmacksvorstellungen der Bewohner entsprechen. Dieses Argument spricht dann eher für einen kompletten Ersatz, und der wird, insbesondere nach einem Eigentümerwechsel des Hauses ja auch häufig praktiziert. Andererseits gibt es oft genauso gute Argumente, bei einem vorhandenen Ofen lediglich das „Herz“ (den Einsatz) zu transplantieren, um ihn für die nächsten Jahrzehnte technisch wieder Up-to-date zu bekommen:

  • wenn ein vorhandener Kachelofen in seiner Ausführung und Qualität so hochwertig ist, dass es zu schade wäre, ihn zu entsorgen.
  • wenn ein vorhandener Kachelofen von der Gestaltung her ideal zum Haus passt. Das ist häufig der Fall, wenn der Ofen gemeinsam mit dem Haus errichtet wurde und den architektonischen Zeitgeschmack der Immobilie widerspiegelt.
  • wenn ein vorhandener Kachelofen ausdrücklich nicht besonders „modisch“, sondern zeitlos oder avantgardistisch gestaltet ist. Dann wird er als Designobjekt für die Bewohner auch in Zukunft noch ein interessanter Hingucker sein.
  • Für einen Austausch statt einer Neuanlage spricht neben den rein gesetzlichen Anforderungen an Emissionsarmut auch, dass sich so mit verhältnismäßig geringem Aufwand eine geänderte wesentlich effizientere Technik (geringerer Brennstoffverbrauch, Wechsel des Brennstoffs, zum Beispiel Öl oder Gas auf Scheitholz oder Pellets) mit neuen Funktionen installieren lässt. Beispielsweise kann ein neuer Heizeinsatz mit Speicherelementen, einer elektronischen Abbrandregelung, mit Wassertechnik oder gar mit einer komfortsteigernden automatisierten Pelletfeuerung ausgestattet sein – und dass man auf einen Schlag jeglichen Verschleiß an der alten Feuerstätte los ist wie: Undichte Tür, defekte Feuerraumauskleidung, Korrosion am Einsatzkorpus etc.

    Die LE-Technologie am Hafnertec-Einsatz „WFR XL“ funktioniert ohne zusätzliches Gebläse und ist damit genauso langlebig wie der Gusseinsatz selbst. Bevor die Zugluft in den Brennraum gelangt, wird diese im „WFR XL“ bereits vorgewärmt und ermöglicht das schnelle Erreichen einer hohen Verbrennungstemperatur. Hierdurch werden fast alle Partikel komplett verbrannt.

    Foto: Hafnertec

    Die LE-Technologie am Hafnertec-Einsatz „WFR XL“ funktioniert ohne zusätzliches Gebläse und ist damit genauso langlebig wie der Gusseinsatz selbst. Bevor die Zugluft in den Brennraum gelangt, wird diese im „WFR XL“ bereits vorgewärmt und ermöglicht das schnelle Erreichen einer hohen Verbrennungstemperatur. Hierdurch werden fast alle Partikel komplett verbrannt.

    Branchen-Stimmen zum aktuellen Austauschgeschäft

    Wir haben uns für diesen Beitrag quer durch die Branche sowie im In- und Ausland nach dem aktuellen Stand des Austauschgeschäfts erkundigt. Hier exemplarisch die Einschätzungen von drei Vertretern aus Industrie und Handwerk:

  • Alberto Martinez, Country Manager DACH bei Piazzetta
  • Colin Rokossa, Geschäftsführer bei Camina & Schmid
  • Hendrik Schütze, Geschäftsführer bei Großenhainer Ofenbauer GmbH und BUFA-Mitglied
  • K&L-Magazin: Wie hat sich das Austauschgeschäft in den letzten Jahren entwickelt und wie ist die Prognose für eine künftige Entwicklung?

    Alberto Martinez: Da wir im Austauschgeschäft eher pelletlastig sind, ist der Verlauf in den Jahren 2020 und 2021 stetig steigend gewesen. Mit der Pelletknappheit, die bis zur lokalen Nichtverfügbarkeit reichte und massive Preissteigerungen bewirkte, gab es 2022 einen totalen Einbruch. Langsam merkt man aber wieder eine steigende Nachfrage speziell von älteren Kunden. Daher meine Prognose, dass es dort wieder einen potenziellen wachsenden Markt gibt – natürlich unter der Voraussetzung, dass unsere Bundesregierung keine naiven Pläne bezüglich der Heizwärme durchzieht.

    Colin Rokossa: Das Austauschgeschäft ist 2020 im Vorjahresvergleich explosionsartig angestiegen und wuchs bis 2021 weiter an wo es gipfelte. 2022 ist die Nachfrage auf sehr hohem Niveau geringfügig zurückgegangen, was sich in diesem Jahr fortsetzt. Wir rechnen damit, dass das Austauschgeschäft 2024 ähnlich stark anzieht, wie 2020 und sich über mehrere Jahre strecken wird.

    Hendrik Schütze: Bei uns lief das Austauschgeschäft in den vergangenen zwei Jahren auf einem zufriedenstellenden Niveau weitestgehend kontinuierlich ohne nennenswerte Höhen und Tiefen. Ich bin persönlich gar nicht so involviert, weil das meine Kollegen/-innen selbstständig bearbeiten und abwickeln. Ich denke aber, dass das Austauschgeschäft im nächsten Jahr an Dynamik zunehmen wird, da die letzte Frist 31.12.24 näher rückt. Begünstigt wird das wohl durch eine allgemeine Nachfrageflaute, die wir seit dem Frühjahr beobachten. Dadurch werden im nächsten Jahr Kapazitäten bei den Kollegen/-innen frei, wenn der gegenwärtige Auftragsberg abgearbeitet ist.

    K&L-Magazin: Wie ist Ihre Einschätzung, ob Ofenbesitzer bei der Verpflichtung zur Stilllegung einer bestehenden Feuerstätte eher dazu neigen, diese tatsächlich ersatzlos stillzulegen, –sie mit einem Austauscheinsatz zu ertüchtigen oder sie im Regelfall eher gleich durch eine ganz neue Feuerstätte zu ersetzen?

    Alberto Martinez: Nach meiner Einschätzung werden wohl wenigsten Kachelöfen ersatzlos stillgelegt werden, allein aus dem Grund der Versorgungssicherheit und Energieknappheit, die letztes Jahr zu beobachten war. Den Anteil der Menschen, die ihren alten Ofen mit einem neuen Einsatz aufrüsten Aufwand würde ich sagen 50 Prozent Austausch und 50 Prozent Neuanlage.

    Colin Rokossa: Ob die Ofenbesitzer die Feuerungstechnik tauschen oder eine neue Feuerstätte kaufen, hängt natürlich stark damit zusammen, welche Art von Feuerstätte sie besitzen. Bei einem Kachelofen werden sie meines Erachtens weiterhin die Feuerungstechnik tauschen, auch bei Geräten mit Mauerhals, wo der Aufwand etwas höher wird als beim herkömmlichen Heizeinsatz. Bei einem Kamineinsatz wird der Verbraucher schon eher zu einer Neuanlage tendieren.

    Hendrik Schütze: Wie viele Ofenbesitzer tatsächlich an Stilllegung denken, kann ich nicht einschätzen, weil diese Leute dann in der Regel gar keinen Kontakt zu uns aufnehmen. Das müssten die Schornsteinfeger besser einschätzen können. Was Austausch oder Neubau betrifft, hängt die Entscheidung meist von der Anlagenart ab. Bei Kachelöfen mit Heizeinsatz dominiert der Austausch, bei einfachen Heizkaminen la Kago und Hark spielt das Thema Ersatz durch eine neue Feuerstätte eher ein Rolle. Die Dynamik wird durch Inflation und Sparzwang allerdings stark gebremst. Aktuell warten die Leute erst einmal ab, was das neue GEG konkret an Auflagen bringt. Denn wenn in die Heizung investiert werden muss, bleibt kein Geld für die Modernisierung des Ofens übrig.

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