
Foto: Westbo

Foto: Nordpeis
Nicht nur mit dem Thema „Heizen mit Holz“ kennen sich die Skandinavier besonders gut aus; sie haben überdies einen eigenen, sehr schlichten Einrichtungsstil hervorgebracht. Es kommt nicht von ungefähr, dass ein schwedisches Möbelhaus weltweit in die Wohnräume eingezogen ist. Doch es geht auch noch exklusiver: So gelten zahlreiche Möbel der 1950er- und 60er-Jahre heute als Klassiker des Midcentury-Designs. Viele Entwürfe werden nach wie vor gebaut und sind weltweit in hochkarätigen Einrichtungs- und Architekturmagazinen zu finden. Diese besondere Designkultur hat sich erwartungsgemäß auch auf die Gestaltung von Feuerstätten aus skandinavischen Ländern ausgewirkt – mit der Folge, dass Form und Funktion hier oft eine besonders überzeugende Einheit bilden. Daraus folgt, dass dänische, schwedische, norwegische oder finnische Öfen und Kamine auch in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen. Wie bedeutend, das haben wir Hersteller aus diesen Ländern gefragt.
Die Antworten stammen von:
K&L-Magazin: Welche Rolle spielt der deutsche Ofenmarkt für Ihr Unternehmen in Bezug auf das Auftragsvolumen (Umsatz)?
Thorsten Flagge: Der Umsatzanteil Deutschlands für unser Unternehmen liegt bei zirka 15 Prozent.
Craig Neville: Deutschland hat sich nach unserem Heimatmarkt Norwegen zum mit Abstand wichtigsten Exportmarkt entwickelt und trägt maßgeblich zu unserem internationalen Umsatz bei.
Friedrich Allendorff: Der deutsche Markt ist für die Firma Westbo ein wichtiger Markt, zirka 35 bis 40 Prozent des Umsatzes werden hier geniert.
K&L-Magazin: Welche Ofenprodukte aus Ihrem Hause sind in Deutschland besonders gefragt?
Thorsten Flagge: Unsere besonders gut verkauften Produkte in Deutschland sind die Serien „1400“ und „7900“.
Craig Neville: Besonders beliebt sind unsere kompakten Kaminanlagen wie Praha oder Capri. In den letzten Jahren verzeichnen wir zudem ein wachsendes Interesse an unseren Kaminöfen, insbesondere mit Colorado-Verkleidungen.
Friedrich Allendorff: Die Victoria-Familie bietet eine hohe Bandbreite an Öfen, die in Deutschland gut ankommen. Besonders beliebt ist unser Modell Victoria 125 mit Kochplatte.
K&L-Magazin: Wie unterscheidet sich der deutsche Feuerstättenmarkt von Ihrem Heimatmarkt? Welche Produkte sind in Deutschland gefragter als in Ihrem Land – und umgekehrt?
Thorsten Flagge: Der deutsche Markt ist wichtig für uns und wird direkt beliefert. In Deutschland sind große Brennkammern sehr beliebt.
Craig Neville: Speicheröfen der Salzburg-Serie sind in Deutschland besonders gefragt, da sie in Form handwerklicher Grundöfen seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Heizkultur sind.
Friedrich Allendorff: In Schweden gibt es oft noch Stromausfälle. Deswegen ist Autarkie eine wichtige Sache. Wir haben bei vielen Öfen eine Kochplatte.
K&L-Magazin: Wie schätzen Sie die künftige Marktentwicklung in Deutschland für Ihr Unternehmen ein, und wovon hängt sie ab?
Thorsten Flagge: Wir erwarten wieder einen höheren Umsatz in Deutschland und hoffen auch auf ein anhaltendes Austauschgeschäft, das ja immer noch läuft.
Craig Neville: Wir erwarten in den kommenden Jahren eine weiterhin positive Entwicklung, insbesondere aufgrund des weiterhin hohen Austauschbedarfs alter Feuerstätten. Vor allem im Bereich der Heizkamine sehen wir großes Potenzial für unsere Kaminbausätze, da hier ein erheblicher Austauschrückstand besteht – eine Herausforderung, die durch den aktuellen Fachkräftemangel zusätzlich verstärkt wird.
Friedrich Allendorff: Die Marktentwicklung hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Dazu zählen die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt oder aber – etwas spezieller für unsere Branche – auch die Aktivitäten in den Bereichen Hausbau oder Renovierung.
K&L-Magazin: Hätten Sie einen Wunsch an die deutsche Politik in Bezug auf den Ofenmarkt?
Thorsten Flagge: Wie wären für eine weitere Verschärfung der Feinstaubwerte, da unsere Öfen schon sehr niedrige Werte haben.
Craig Neville: Ich wünsche mir mehr Weitsicht in der Kommunikation und weniger Panikmache. Einzelraumfeuerstätten sind eine ideale Ergänzung zu Wärmepumpen, tragen zur Entlastung des Stromnetzes bei und erhöhen sowohl die Effizienz als auch den Komfort. Biomasse als erneuerbare Energiequelle spielt dabei eine entscheidende Rolle beim nachhaltigen Ersatz fossiler Brennstoffe.
Friedrich Allendorff: Ich würde mir für unsere Branche ein eindeutiges „Ja“ zur Holzenergie wünschen. Holzbefeuerte Öfen könnten Helfer in Spitzenlastsituationen im Stromnetz sein und als Teil der Versorgungssicherheit wertgeschätzt werden. Bei den Bürgern ist dieser Wunsch offensichtlich schon sehr ausgeprägt. Es wäre gut, wenn sich die Politik daran orientieren würde.
K&L-Magazin: Welchen Wunsch hätten Sie an die europäischen Entscheidungsträger zur Verbesserung der Situation?
Thorsten Flagge: Unbedingt wünschenswert wären einheitliche Richtlinien in ganz Europa.
Craig Neville: Bei der anstehenden Überarbeitung der Ökodesign-Verordnung sollten praxisnahe, anreizbasierte Konzepte für den Austausch veralteter Technologien im Mittelpunkt stehen – begleitet von soliden Folgenabschätzungen. Überflüssige Doppelregelungen sollten vermieden und die bereits überbordende Bürokratie reduziert werden. Stattdessen wäre eine konsequente Umsetzung bestehender Vorschriften zielführender, ergänzt durch klare, einheitliche Umweltziele.
Friedrich Allendorff: Auf europäischer Ebene wäre anzustreben, dass die Regionalität der Brennstoffe wieder stärker propagiert wird. Das soll heißen, dass vor allem regionales nachwachsendes Holz in häuslichen Feuerstätten genutzt wird