K&L-Magazin: Welche Rolle vom Auftragsvolumen (Umsatz) spielt der deutsche Ofenmarkt für Ihr Unternehmen?
Erich Hänni: Deutschland ist für Attika ein sehr wichtiger Absatzmarkt. Der Umsatzanteil in Deutschland beträgt für uns aktuell beinahe 50 Prozent.
Manuela Baumann: Neben dem Schweizer Markt ist Deutschland das wichtigste Exportland für unsere Ofenprodukte.
Gina Demarchi: Dies ist eine Kennzahl, die wir nie nach außen geben. Man kann sagen, dass Deutschland zu unseren Top fünf Märkten gehört.
Lukas Bühler: Der deutsche Markt hat einen sehr wichtigen Anteil. Bei unseren Tonwerk Produkten liegt der Anteil im Bereich von zirka 70 Prozent.
K&L-Magazin: Welche Ofenprodukte aus Ihrem Hause werden in Deutschland besonders nachgefragt?
Erich Hänni: Äußerst beliebt sind unsere Bestseller-Modelle: „Viva L“, „Nexo“ „Juno“ in verschiedenen Höhen und Ausführungen – aber auch unser Premium-Modell „Pilar“ oder der altbewährte klassische „Bando“ wird stark nachgefragt. Hinzu kommt unserer Customizing-Konzept. Damit bieten wir unseren Kunden einen richtig guten Nutzen. Denn hier kann sich der Kunde selbst seine Wunschkonfiguration zusammenstellen – und wir produzieren den Ofen entsprechend danach in unserem Werk. Zu finden auf unseren Internetseiten. Dieser Wettbewerbsvorteil bringt jedoch auch eine gewisse Komplexität mit sich und fordert uns schon in der Produktion.
Manuela Baumann: Aus unserem großen Sortiment vertreiben wir nur unsere Eigenmarken in Deutschland. Dies sind Ganz Kaminöfen, die Stahlkamine von „swissfirecube“, ein Mörtel-Sortiment und Kacheln für Kachelkamine und -öfen.
Gina Demarchi: Die am stärksten nachgefragte Produktgattung von uns sind Kamine.
Lukas Bühler: Besonderer Beliebtheit bei unseren deutschen Abnehmern erfreuen sich vor allem die Tonwerk Speicheröfen.
K&L-Magazin: In welcher Hinsicht unterscheidet sich der deutsche Feuerstättenmarkt vom Schweizer? Welche Produkte werden in Deutschland häufiger nachgefragt als in der Schweiz (und umgekehrt)?
Erich Hänni: Abgesehen von der Größe des Marktes verhalten sich der Kunde beziehungsweise die Nachfrage sehr ähnlich. Qualität und Verlässlichkeit – diese beiden Werte sind in Deutschland und in der Schweiz gleichermaßen wichtig. Einen Unterschied gibt es nach unserer Beobachtung in der Nutzung der Feuerstätten. In Deutschland werden Feuerstätten wesentlich häufiger als Zusatzheizung gekauft und entsprechend genutzt. In der Schweiz ist die Bedeutung der Heizwirkung geringer – sprich, viele Feuerstätten dienen primär dem Ambiente.
Manuela Baumann: Der Schweizer und der deutsche Markt unterscheiden sich nicht wesentlich – im Gegenteil, die Märkte haben sich in den letzten Jahren immer mehr angenähert. Wir stellen aber fest, dass in Deutschland die Öfen mit Keramik aus unserer Manufaktur sehr gefragt sind. Nicht nur die Keramikverkleidung, sondern auch die Feuerräume und Speichersteine für unsere Ganz Kaminöfen fertigen wir in Embrach. Die große Auswahl an Strukturen und Farben wird ebenfalls geschätzt.
Auch unsere „swissfirecubes“ sind beliebt, weil sie objektbezogen maßgefertigt werden können. Zudem ist die Qualität außergewöhnlich. Alle „swissfirecubes“ in Schwarzmetall werden aus einer einzigen Platte hergestellt. Somit ist der Farbverlauf wie aus einem Guss. Unterstrichen wird dies durch die Passgenauigkeit der Kantenveredelung.
Lukas Bühler: Wir sehen, dass im deutschen Markt Speicheröfen/ Kaminöfen eher als (Zusatz-) Heizung gekauft werden, während im Schweizer Markt nach wie vor das „Lustfeuer“ Vorrang hat. Die Tonwerk Speicheröfen sind im deutschen Markt sehr verbreitet und haben in den letzten drei bis vier Jahren nochmals an Bekannt- und Beliebtheit gewonnen. Grund dafür ist, dass sich immer mehr Ofenkunden in Deutschland (wie aber auch in der Schweiz) der Vorteile von Speicheröfen bewusst machen (Effizienz, Strahlungswärme, Komfort).
K&L-Magazin: Wie schätzen Sie die künftige Marktentwicklung in Deutschland für Ihr Unternehmen ein und wovon hängt das möglicherweise ab?
Erich Hänni: Wir dürfen auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken, und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft. Bei den Holzfeuerstätten dürfte sich die Austauschpflicht auch 2025 positiv auf die Nachfrage auswirken. Innovative Technologie verbunden mit einer korrekten Bedienung der Feuerstätten bleibt wichtig.
Wir beobachten außerdem eine gewisse Erholung bei der Nachfrage nach Gas-Feuerstätten, und wir sehen ganz klar Potenzial bei
elektrischen und Bioethanol-Feuerstätten. Entsprechend haben wir uns hier strategisch aufgestellt und unser Sortiment demnnach ausgerichtet.
Manuela Baumann: Ich bin überzeugt, dass für Öfen auch weiterhin ein Markt vorhanden ist. Feuer fasziniert seit Urzeiten die Menschen. Holzfeuerstätten spenden nicht nur Wärme, sondern geben in diesen weltpolitisch turbulenten Zeiten ganz viel Sicherheit und Unabhängigkeit.
Gina Demarchi: Der Markt ist nach unserer Beobachtung stagnierend bis rückläufig: Gründe dafür sind der Fachkräftemangel, die mediale Berichterstattung gegen die Branche, politische Stimmung gegen Feuerungen und nicht zuletzt der Kaufkraftverlust.
Lukas Bühler: Aktuell ist auch der deutsche Markt durch die letzten Jahre eher gesättigt: viele Ofenhändler haben noch Lagerbestände, und die Wirtschaftslage ist durch die aktuellen Ereignisse eher schwierig. Deshalb ist es aktuell sehr schwierig für uns als Hersteller, eine Prognose über die nächsten Monate bezüglich der Marktentwicklung abzugeben. Diese hängt stark davon ab, wie schnell sich der Markt wieder erholen wird.
K&L-Magazin: Hätten Sie einen Wunsch bezüglich des deutschen Ofenmarkts an die deutsche Politik? Welchen?
Erich Hänni: Mehr Pragmatismus, weniger Verbote und viel weniger Administration – und Learnings aus Fehlentscheiden wie beispielsweise dem „Verbrennerverbot“ für Fahrzeuge. Mit dem Verbrennerverbot zerstört die deutsche Politik vor den Augen ihrer Bürgerinnen und Bürger einen Industriebereich, in dem Deutschland über Jahrzehnte führend war, und sie vernichtet Hunderttausende von Arbeitsplätzen. Die Politik muss sich technologieoffen verhalten. Unsere Branche beweist seit Jahren, dass durch innovative technische Lösungen Holzfeuerstätten wesentlich sauberer brennen als früher. Das müsste auch die Politik anerkennen und daraus vernünftige Rahmenbedingungen für unsere Branche schaffen. Zudem ist die Politik verantwortlich für die hohen Energiepreise – ergo darf sie doch ihren Bürgerinnen und Bürgern nicht verbieten, mit dem Kaminofen Wärme zu erzeugen.
Manuela Baumann: Was die Situation je länger, desto mehr erschwert, ist der Regulierungswahn und der dabei fehlende Praxisbezug.
Gina Demarchi: Wünschenswert wäre eine klare Differenzierung zwischen Produkten, die die geforderten Grenzwerte wirklich einhalten und den sogenannten „schwarzen Schafen“. Diese gehören vom Markt genommen; Marktüberwachung ist auch bei ausländischen Herstellern in Deutschland nötig.
Lukas Bühler: Klare und langfristige Gesetzgebungen – grundsätzlich hätten wir nichts gegen eine Verschärfung der Vorschriften bezüglich Emissions- und Feinstaub, denn es gibt Mittel diese zu mindern. Dies würde dem Ruf der Branche gut tun und die Spreu vom Weizen trennen.
K&L-Magazin: Hätten Sie einen Wunsch an die europäischen Entscheidungsträger, der die Situation verbessern könnte? Welchen?
Erich Hänni: Hier gilt analog dasselbe zur vorangehenden Frage/Antwort.
Manuela Baumann: Das zuvor Gesagte betrifft auch die Politik auf EU-Ebene.
Gina Demarchi: Einheitliche Anforderungen in allen europäischen Märkten, damit eine einheitliche Zertifizierung genügt. Italien verlangt „Stelle“ (Sterne), Österreich die 15a und so weiter. Das macht es für Hersteller teuer und aufwändig, und diese Kosten werden am Ende der Kette auf die Endkunden abgewälzt.
Lukas Bühler: Planungssicherheit und keine zusätzlichen Regelungen auf Länderebene (Italien: Sterne-Bewertung, Deutschland: BImSchV, Frankreich: flamme verte, Skandinavien: nordic swan, …)