Vergessen Sie die wirklich gruseligen Elektrokamine, die in den 1980er- und 90er-Jahren für ein- bis zweihundert D-Mark in Versandhauskatalogen angeboten wurden und bei denen ein paar flackernde Glühlampen hinter einem billigen „Scheitholzimitat-Gebirge“ aus Plastik, optional unterstützt von einem Heizlüfter, für ein „stimmungsvolles Ambiente“ in der Eiche-Rustikal-Wohnhölle sorgen sollten. Wer die jüngsten Ofenmessen besucht hat, wird erstaunt zur Kenntnis genommen haben, dass elektrische Kachelöfen und Kamine nicht länger einen Exotenstatus haben. Inzwischen bieten viele namhafte Hersteller von Heiz- und Kamineinsätzen sowie von hochwertiger Ofenkeramik elektrische Kamin- und Wärmelösungen an, die weder von ihrer Bauart her, noch von ihren optischen und technischen Eigenschaften den Vergleich mit konventionellen Holzfeuerstätten zu scheuen brauchen.
Zu den Pionieren auf diesem Sektor zählen Unternehmen wie die österreichischen System-Vorlieferanten Carlo Loysch sowie die die Keramische Werkstätte Leutschacher. Vor allem die Tagstrom-Schamotte-Einsätze (TSE) von Carlo Loysch kommen inzwischen bei einer ganzen Reihe von Ofen- und Keramikherstellern zum Einsatz beziehungsweise eignen sie sich herstellerunabhängig für den individuellen Ofenbau. Neben dem „TSE“-System hat Carlo Loysch auch Widerstandsleitungen zum Beheizen von Ofenbänken und Hüllflächen im Lieferprogramm, die sich auch mit konventionellen Feuerstätten kombinieren lassen.
Zu den erstaunlichsten Erkenntnissen zählt, mit welchen geringen Anschlussleistungen elektrische Kachelöfen eine der Holzfeuerung absolut ebenbürtige Strahlungswärme liefern können – häufig genügen hier bereits weniger als 2 kW. Und die zweite Überraschung ist bei den Elektrokaminen, dass sie inzwischen ein dem Holzfeuer täuschend ähnliches „Flammenbild“ bieten können. Hersteller wie die niederländischen Unternehmen Faber und dru, aber auch der französische Designkaminhersteller Focus haben es dank offensichtlich immenser Entwicklungsarbeit geschafft, mit unterschiedlichen Technologien vom LED-beleuchteten Wassernebel über Projektionstechniken bis zur Holografie die optische Wirkung eines Holzfeuers sehr überzeugend nachzuahmen.
Zu den offensichtlichen Vorzügen elektrischer Öfen und -kamine zählt natürlich, dass sie völlig emissionsfrei sind. Uns interessierte, wie die Hersteller von Elektroöfen und -kaminen selbst die Marktchancen bewerten und weshalb sie sich (neuerdings) in diesem Segment engagieren. Außerdem wollten wir wissen, wie sie hier das Potential für den handwerklichen Ofenbau sehen. Wir haben deshalb einige von ihnen um Statements sowie um Bildmaterial ihrer Produkte gebeten. Hier sind sie.
Nikolaus Fleischhacker, Geschäftsführer bei der Oranier Unternehmensgruppe
Oranier ist ein führender Hersteller von Kamin-, Gas- und Pelletöfen, Einzelraumfeuerung ist quasi unsere DNA. Aus diesem Anspruch heraus ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns mit Wärmelösungen für alle Wohnsituationen beschäftigen. Nicht immer ist eine klassische Verbrennung möglich, oft stehen entweder bauliche oder gesetzlich Restriktionen entgegen. Hat man als Eigenheimbesitzer noch die ein oder andere Gestaltungsmöglichkeit, so sind den meisten Mietern die Hände gebunden. Um diesen Wunsch nach einer gemütlichen Feuerstelle doch noch zu erfüllen, haben wir den elektrische Design-Kaminofen „e-Ziva“ entwickelt. Er liefert ein täuschend echtes Feuererlebnis mit flackernden Flammen, einem wohligen Knistern und sogar einer elektrischen Zusatzheizung. Der Einbau ist denkbar einfach, entweder freistehend am Boden, oder die besonders attraktive Wandmontage, die sehr beliebt ist.
Elektrische Kaminöfen werden sicher eine Nische bleiben und häufig dort zum Einsatz kommen, wo Verbrennung aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist. Dass diese die klassische Feuerstelle ersetzen, denken wir eher nicht. Sie sind und bleiben eine erfreuliche Ergänzung des Marktes.
Carsten Preiss, Spezialist für Elektrokamine bei Spartherm
In Restaurants, im Café oder für zuhause: In den Niederlanden, dem Herkunftsland der zu Spartherm gehörenden Marke DRU, sind Elektrokamine weit verbreitet. Auch hierzulande registrieren wir eine stetisteigende Nachfrage, weil Elektrokamine einfach in der Montage sind und quasi überall im Haus aufgestellt werden können.
Viele Kunden begeistert das Flammenspiel, die Wärme und der Klang eines knisternden Kaminfeuers, gleichzeitig möchte man auf Anschlüsse und Emissionen verzichten. Die hochwertigen Einbau-Elektrokamine aus der Serie „Virtuo Evolve“ der Marke DRU machen dies alles möglich. Die modernen Geräte lassen sich unkompliziert in jedem Raum des Hauses platzieren. Nötig ist nur eine Steckdose. Einfach den Stecker einstecken – schon kann der Kamingenuss starten. Ein lebendiges, naturgetreues Flammenbild und realistische Geräusche sorgen für das ultimative Feuererlebnis. Nicht nur akustisch und optisch punkten Elektrokamine: Sie produzieren auf Wunsch auch Wärme und verursachen Null Emissionen. Vor allem in punkto Nachhaltigkeit überzeugen elektrische Kamine: Für den Betrieb sind keine fossilen Brennstoffe nötig; es entstehen keine Treibhausgase und auch keine schädlichen Emissionen. Hier liegt sicherlich ein wesentlicher Grund für die steigende Nachfrage: Denn nie zuvor war ein elektrisches Kaminfeuer so realistisch und nachhaltig zugleich!
Christian Seyffarth, Inhaber und Geschäftsführer bei Seyffarth Keramik
Bei unserem Messeauftritt auf der ‚World of Fireplaces 2023‘ in Leipzig, sind wir das erste Mal in Kundengesprächen mit der Nachfrage nach elektrisch beheizten Kachelöfen konfrontiert worden. Wir waren dann überrascht, dass im Laufe des weiteren Jahres auch Anfragen von Endkunden nach elektrisch beheizten Säulenöfen an uns herangetragen wurden. Dies galt für uns als Ansporn, über einen elektrisch beheizten SäulenOfen nachzudenken. Bei der Projektierung und in Gesprächen mit einzelnen Kachelofenbauern kamen immer mehr Argumente, die für eine Elektrifizierung sprechen. Angetrieben durch den politischen Willen und in Verbindung mit der neuen GEG-Gesetzgebung, Gebäude in Zukunft überwiegend durch Strom zu heizen, wächst langsam die Bereitschaft, über elektrisch beheizte Kachelöfen nachzudenken. Wir sind deshalb der Überzeugung, dass jetzt die Zeit reif ist, solche Systeme im Markt anzubieten.
Nachfolgend möchte ich einige Argumente für den „e-SäulenOfen“ nennen:
Collen Gwizdalla, Inhaber und Geschäftsführer bei Freifeuer
Wir haben uns irgendwann mal zusammengesetzt und uns kritisch mit dem Thema beschäftigt, wo aktuell die Probleme und Grenzen von Holzkaminen liegen und wie die Lösung für die Zukunft aussehen müsste. Die Hauptpunkte waren dabei:
Letzten Endes kamen wir zu der Erkenntnis, dass viele Kunden die Gemütlichkeit des Kamins wollen, allerdings ohne die ganzen Einschränkungen. Daher beschlossen wir, dass „Elektro“ unser Weg für den Kamin der Zukunft ist. Ob im privaten Neubau, der kleinen Stadtwohnung oder im Penthouse – elektrische Kamine sind immer und vor allem einfach umzusetzen. Kein Schornstein, keine Sicherheitseinrichtung, kein Brandschutz. Es Bedarf nur einer Steckdose, und man kann loslegen. Wir als „freifeuer“ bieten sowohl einfache Standkamine als auch individuelle handwerkliche Anlagen an. Letztere werden individuell mit dem Kunden geplant und umgesetzt. Wir verwenden zwar keine Schamotteplatten mehr für Elektrokamine, doch durch den nicht erforderlichen Brandschutz ist die Gestaltung noch viel freier als bei Holz- oder Gaskaminen. Wir sehen großes Potential fürs Handwerk, man muss sich nur trauen, sich auf Neues einzulassen.
Christophe Ployé, Leiter für Designprojekte bei focus Cheminee
Das Design von Focus in Verbindung mit der virtuellen Flamme macht es heute möglich, „High End“ und elektrisches Feuer miteinander in Einklang zu bringen. Tatsächlich hat der Elektrokamin mit der Einführung des holografischen Feuers, für das wir eines der jüngsten Patente besitzen, eine ästhetische Revolution erlebt. Für unsere Marke war es selbstverständlich, diese Technologie mit der ikonischen Form unserer Modelle zu verbinden.
Abgesehen davon, dass diese Kamine keinen Rauchabzug benötigen und überall im Raum aufgestellt werden können, geht diese Entwicklung natürlich Hand in Hand mit den neusten Tendenzen des Wohnens und Bauens. In einem Umfeld, in dem die Häuser immer weniger Energie verbrauchen (sollen), bleibt am Ende nur die Freude am Geist des Feuers. Dieser Trend spiegelt sich übrigens auch in der Anzahl der Aufrufe virtueller Feuer auf YouTube und auf Streaming-Plattformen wider.
Christiane Wodtke, Inhaberin und Geschäftsführerin bei wodtke Wärmer wohnen
Nun, ganz neu sind elektrische Wärmelösungen für wodtke nicht. Unser Unternehmen ist halt oft dem Trend etwas voraus – das ist im Übrigen nicht immer einfach, aber spannend. Bereits vor Jahrzehnten hat sich wodtke mit elektrischen Wärmelösungen beschäftigt – vielleicht erinnern sich manche Ofenbauer noch an die extravaganten Wärmemöbel, zum Beispiel Liegen und Bänke für den Saunabereich, für ein Tepidarium oder Caldarium. Die Strahlungswärme wird hier als besonders angenehm empfunden, gerade auch durch die Verwendung einzigartiger Keramik-Kunst.
Objekte mit Strahlungswärme zu gestalten gehört zur DNA des Ofenbauers. Seit einigen Jahren bieten wir dem Markt bereits Infrarot-Strahlungsheizungen der Marke „wodtke feel warm“ und Elektro-Kamine „feel the flame“ an. Emotionalität, praktischer Nutzen und Hightech bilden ein perfektes Zusammenspiel. So ist auch der Energieverbrauch bei den Elektrokaminen durch die LED-Technik sehr gering, Infrarot-Strahlungsheizungen zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad aus. Eine strategische Ausrichtung unseres Hauses ist es, das Geschäftsfeld „Elektrische Wärmelösungen“ – neben unseren Geschäftsfeldern Pellet- und Kaminöfen – in Zukunft weiter auszubauen. Auf der Hagos-Börse werden wir auch unsere neue Modellreihe „pure classic“ zeigen. Mein Credo: Die Wärme und das Heizen der Zukunft erfordern das Zusammenspiel verschiedener Energien für ein ganzheitliches und nachhaltiges Wärmeversorgungssystem. Dazu gehören, neben der Holzwärme, auch elektrische Wärmelösungen. Zudem trägt das Feuerfeeling der Elektrokamine und die wohltuende Strahlungswärme der Infrarot-Strahlungsheizungen zu einem besonderen Lebensgefühl bei.
Auch für den Ofenbau sehe ich ein großes Potential. Wie heißt es doch: „das eine tun ohne das andere zu lassen“. Das heißt, die Kern-Kompetenz für den handwerklich gesetzten Ofen bleibt natürlich beim Ofenbauer. Aber die Erweiterung seines Portfolios auf das Einbauen und den Handel mit Elektro-Produkten für die Wohlfühlwärme oder auch die Faszination des Feuers für den Wohnraum ist sicherlich sehr sinnvoll und auch eine Chance. Elektrokamine eignen sich insbesondere für alle, die sich die behagliche Wärme eines Kachelofens, Kamins oder Kaminofens für Holz und Holzpellets wünschen, diesen aber nicht installieren können, da zum Beispiel kein Schornstein vorhanden oder nur schwerlich zu installieren ist, oder auch die Möglichkeiten in Mietwohnungen und Mehrfamilienhäusern eingeschränkt sind. Die Infrarot-Strahlungsheizungen – das Prinzip ist ähnlich der Sonnenstrahlung – steht für eine besonders behagliche Wärmestrahlung und optimales Raumklima; sie stellen zudem eine perfekte Ergänzung zu einer Fußbodenheizung dar.
Zusammenfassend: Unsere Produkte entsprechen dem Zeitgeist, sie sind schnell und einfach zu montieren – angesichts des Fachkräftemangels sicherlich auch in der Ergänzung zu der handwerklichen, kreativen Tätigkeit ein Vorteil – und sie bieten, ganz wichtig: „Wohlfühlwärme“.
Wohlfühlwärme kommt vom Ofenbauer!
Erich Hänni, Geschäftsführer Attika
Primär sehen wir die elektrischen Effektfeuer als ästhetische Ambiente-Feuer in Situationen wo kein Schornstein zur Verfügung steht und auch nachträglich keiner eingebaut werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass elektrische Feuerstellen ein interessantes Marktpotential haben.
Auch der handwerkliche Ofenbau kann von diesem Marktpotential profitieren – im Sinne einer Diversifizierung. Unsere Erfahrung zeigt, dass elektrische und hochwertige Stilfeuer nicht nur in Restaurants oder Hotels, sondern auch bei privaten Kunden als stilvolle Anlagen verbaut werden.
Wichtig scheint uns, dass die Ofenbauer das Angebot auf ihren Websites aktiv bewerben und in ihren Ausstellungen in Funktion zeigen, damit der Kunde auch die Faszination eines elektrischen Feuers direkt erleben kann.
Mattias Gunnarsson, Geschäftsführer Westbo of Sweden und Friedrich Allendorff, Geschäftsführer Westbo Deutschland
Mattias Gunnarsson: Wir haben schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine gestiegene Nachfrage nach Elektroöfen in Schweden und auch in Deutschland gespürt. Es gibt gerade im städtischen Raum viele Menschen, die Ofenwärme auch ohne Schornstein genießen wollen. Dem können wir mit unseren elektrischen Gusskaminofenlösungen entsprechen. Besonders praktisch ist die Kombination mit einem elektrischen Glaskeramik-Kochfeld, das bei Nichtbenutzung mit der gusseisernen Ofenkrone abgedeckt werden kann.
Friedrich Allendorff: Im Rahmen der Energiewende gibt es eine immer weiter voranschreitende Marktdurchdringung von Photovoltaik-Anlagen. Damit haben die Menschen eine Möglichkeit, Strom zu erzeugen, der hier auch zum Heizen mit Elektroöfen verwendet werden kann. Westbo nutzt die Nachfrage, um das Portofolio für die Händler zu erweitern.
Gutbrod Keramik, Norbert Müller
In vielen bestehenden Miet-und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern besteht wegen fehlender Anschlussmöglichkeiten an einen Schornstein oft keine Möglichkeit, einen holzbefeuerten Kachelofen oder Heizkamin anzuschließen. In Neubauten wird der Fokus verstärkt auf Wärmeerzeugung mittels Wärmepumpe gesetzt. Aus Kostengründen wird oft auf den Einbau eines Schornsteins verzichtet. Dadurch besteht auch dort keine Möglichkeit, einen holzbefeuerten Kachelofen oder Heizkamin anzuschließen. In Gebieten in denen gemäß Bau- und Umweltbestimmungen kein Einsatz von holzbefeuerten Feuerstätten erlaubt ist, sind elektrisch beheizte Systeme eine Möglichkeit, eine zusätzliche Heizquelle zur Erwärmung der Wohnräume zu realisieren. Elektrisch beheizte Kachelöfen sind extrem leicht zu bedienen und zu regeln. Es gibt keinen Schmutz durchs Befüllen und auch keinen Ascheanfall. Elektrische Heizungen in handwerklich errichteten Kachelöfen punkten auch durch das Speichervolumen des verwendeten Materials (Kachelmantel, Ausfütterung und zusätzliche Speichersteine), das die Wärmeenergie speichert. Ebenso kann der Strom aus Photovoltaik-Anlagen genutzt werden. Das heißt: Aufladung in den Sonnenstunden und Nutzung in den sonnenarmen Stunden. Elektrisch beheizte Kachelöfen erzeugen wie ihre mit Holz befeuerten Alternativen infrarote Wärmestrahlung. Die Wärmestrahlung dringt tief in den menschlichen Körper ein und wirkt damit so entspannend wie ein Sonnenbad im Freien. Außerdem wirbelt eine Infrarotheizung keinen Staub und Schmutz auf. Das erfreut besonders Allergiker und sorgt für mehr Wohlbefinden. Auch das Mauerwerk der Wand oder die Decke nehmen die Wärme auf. So bleibt (oder wird) es trocken, und Schimmel hat weniger Chancen. Zum Betreiben des Ofens reicht in der Regel eine mit 16 Ampere abgesicherte 220 Volt Schuko-Steckdose aus.
Mit elektrisch beheizten, handwerklich erstellten Kachelöfen hat der Ofenbauer eine hervorragende Alternative zum holzbefeuerten Gegenspieler. Dadurch kann er beim Kunden den Wunsch nach behaglicher Strahlungswärme erfüllen, auch wenn die Gegebenheiten vor Ort oder gesetzliche Vorgaben den Einbau einer holz- oder gasbefeuerten Anlage nicht zulassen. Eingesetzte elektrische Kaminfeuer mit 3D-Effekt runden das Produkt ab und schaffen – neben der gesunden Strahlungswärme des elektrisch beheizten Ofens – eine stimmungsvolle Atmosphäre.