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Walter-Bucerius-Seminar

Seit 110 Jahre geballtes Wissen für den Ofenbauer

Begrüßt wurden die Teilnehmer des 110 Walter-Bucerius-Seminares von Hauptgeschäftsführer Wolfgang Becker, der nicht nur einen Rückblick auf 110 Jahre Walter-Bucerius-Seminar hielt, sondern auch auf die Bedeutung des Seminares in den jetzigen Zeiten, sowohl auf wirtschaftlicher, gesetzgebender und politischer Ebene. Hierzu ist das Seminar für die Branchenteilnehmer unverzichtbar.

Den Eröffnungsvortrag hielt Max Thinius. Er gilt als Europas führender Futurologe und Zukunftsgestalter. Neben seiner Arbeit als Berater für Unternehmen, Städte, Regionen und Menschen, hält er viele Vorträge, ist Moderator und Bestsellerautor.

Eine Essenz seines Wissens bekamen die Zuhörer in seinem Vortrag, bei dem es um Wärme in der Digitalität ging. Die Zukunft der Digitalität denkt anders und bietet neue Möglichkeiten durch neue Strukturen „ ZUKUNFT unplugged!“, so Max Thinius ist als eine Art Motto aus diesem Denken hervor gegangen. „Denn wir haben zunehmend mehr Möglichkeiten. Vor allem im Übergang aus der Industrialisierung (die sehr zentral gesteuert war) in die Digitalität (die polyzentral gesteuert ist und über kollaborative Netzwerke funktioniert). Leider denken wir oft in industriellen Wahrscheinlichkeiten und nutzen die vielen neuen Möglichkeiten der Digitalität daher nicht.“

Max Thinus zeigte in seinem Vortrag auf, wie diese neuen Möglichkeiten,bestehend aus neuer Technologie, neuen Strukturen und sich verändernden Werten in der Gesellschaft, unsere Lebens- und Wirtschaftsqualität positiv beeinflussen. Vor allem aber: wie die Menschen Zukunft, auch die der Wärme, gestalten können. Denn diese kommt nicht einfach – es gibt deutlich mehr Möglichkeiten in unseren Regionen, Unternehmen und in uns selbst zu ihrer Gestaltung als wir denken. ZUKUNFT unplugged!

Ein spannender Vortrag, dem die Zuhörer mit Begeisterung folgten und sicher zum Nachdenken anregte.

Danach wurde es wieder theoretischer, aber nicht minder spannend.Jörg Knapp, Dipl.-Ing. (FH) vom FVSHK BW erläuterte den Zuhörern das GEG, das am 1. Januar 2024 in Kraft trat und erläuterte die Konsequenzen für die OL-Branche und gab Antworten auf vielerlei Fragen, die ihn schon zu diesem Thema erreicht haben.

Die Nutzung von Holz im Rahmen der Nationales Biomassestrategie – dieses Thema wurde von Martin Waldhausen, Referatsleiter Klimaschutz in Land- und Forstwirtschaft Biomasse – BMWK, behandelt, der online zugeschaltet war. Er stellte Überlegungen zur künftigen Nutzung von Holz als Brennstoff für den Gebäudesektor in Deutschland vor und informierte über die Strategie des Bundes zur Verwendung von Biomasse am Beispiel des Energieträgers Holz (abgekürzt NABIS: Nationale Biomassestrategie).

Tobe Hinrichs (Leda), ein gern gesehener Vortragender auf Seminaren und Veranstaltungen widmete sich um das buchstäblich heiße Thema Betrieb von Einzelfeuerstätten und deren Emissionen. Wie sollen ideale Betriebsbedingungen für Einzelfeuerstätten aussehen und wie unterscheiden sich Prüfung und Praxis voneinander? Viele Fragen und Hintergründe, Konsequenzen und künftige Entwicklungen wurden von ihm in anschaulicher und ausführlicher Weise dargestellt und erläutert.

Am zweiten Tag des Seminars eröffnete Harald Heynen von Heynen Feuerfest den Reigen der Vortragenden. Sein Thema: 1. BIMSCHV, VDI 3781-4 und LAI-Empfehlung. Er erklärte die Grundprinzipien der einzelnen Regeln und beschäftigte sich mit der Frage auf welchen Wegen die erforderlichen Gebäudedate möglichst einfach zu bekommen sind und was es dabei zu beachten gilt, um im Wirrwarr der Regeln am Ende den Überblick zu gewinnen. Sein Fazit Software ist kaum verzichtbar, exemplarisch wurde dies mit dem Excel-basierten BIMSchV-Mündungsrechner „BMR-Plus“ durchgespielt.

Eine verhängnisvolle Affäre

Leistungsdruck im Wettstreit mit den eigenen Grenzen. Die Burnout Falle, die ohne Kennen und Wahren der eigenen Bedürfnisse zu einer verhängnisvollen Affäre werden kann. Doch es gibt immer einen Weg aus diesem Dilemma. Martina Mangleas Anliegen war das, was viele von uns betreffen kann und wir es leider selten rechtzeitig wahrnehmen: Burnout. Sie zeigte die vielen Anzeichen für einen Burnout auf, beschrieb die Symptome und bot Auswege und Lösungsvorschläge an, die aber voraussetzen, das man sich selbst mit großer Achtsamkeit begegnet, sowohl auf der Bewusstseins- als auch auf der körperlichen Ebene. Ein spannender Vortrag, der den Zuhörern nahe brachte, das das „wahre Ich“ und nicht die „Stresspersönlichkeit“ die Oberhand in uns haben soll.

Der zweite Vortrag von Tobe Hinrichs, der es immer wieder versteht, technische Themen lebhaft zu erläutern, war die TROL 2022 – Anwendung in der Praxis und Einsatz von Ersatzdämmstoffen. Im Jahr 2023 sind für zahlreiche im Ofenbau verwendete und langjährig bewährte Ersatzdämmstoffe die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder allgemeinen Bauartgenehmigungen ausgelaufen und werden auch nicht mehr verlängert – die Zulassungen für solche Produkte werden generell nicht mehr erteilt, die Erteilung allgemeiner Bauartgenehmigungen wäre zwar möglich, unterläge jedoch neuen, komplexeren Beurteilungskriterien, weshalb die Hersteller auch hier Aufwand und Kosten scheuen dürften.

Ein Weg, die Ersatzdämmstoffe dennoch weiter im Ofenbau nutzen zu können, ergab sich durch die Etablierung unter Punkt 6.13 in der aktuellen Fassung der TROL. Die künftige weitere Nutzung von Ersatzdämmstoffen kann dann nicht mehr unter Bezug auf die DIBt-Zulassung, sondern gemäß TROL erfolgen, wenn der Hersteller des Ersatzdämmstoffs entsprechende Herstellererklärungen zu der Verwendung und entsprechend benötigten Schichtdicken und/oder Umrechnungstabellen abgibt. Grundsätzlich zu unterscheiden ist dabei die Verwendung der Dämmung als Brandschutz beim Einsatz an brennbaren Anbauflächen beziehungsweise Dämmung zum Wärmeschutz. Basis für die weiterhin zulässige Anwendung der Ersatzdämmstoffe kann wahlweise eine Konformitätserklärung/Fachunternehmererklärung TROL sein oder die Übereinstimmungserklärung zu einer Bauartgenehmigung.

Jörg Knapp befasste sich in seinem 2. Vortrag mit Einzelfeuerstätte, Wärmepumpe und die Rolle die der Ofenbauer dann inne hat. Die Wärmepumpe wird der künftige Nummer 1 Wärmeerzeuger im Gebäudesektor werden. Daran führt kein Weg vorbei. Was aber bedeutet das für den Ofenbau? Hier gilt es vielfältige Möglichkeiten zu nutzen, die dieses Thema dem Handwerk eröffnet. Dazu sollten, die eigenen Grenzen überschritten und über den Tellerrand geblickt werden. Hierbei sieht der Fachverband folgende Chancen:

  • Fokus auf erneuerbare Energien (EE) durch das neue GEG
  • Warmwasser-Zentralheizungen weiterhin Standard
  • Einzelraumfeuerungsanlagen mit Wassertechnik integraler
    Bestandteil von Zentralheizungen.
  • Ausführlich erläuterte Jörg Knapp die Vorgaben zur Wassertechnik und kam zu dem Ergebnis: Wärmepumpe und Ofen ist die perfekte Kombination. Des weiteren informierte er über die Betriebsbedingungen von Wärmepumpen.

    Internetseite Kommunale Wärmeplanung

    Zur kommunalen Wärmeplanung stellte Jörg Knapp die Internetseite des FV SHK BW www.wärmeplanung.bw.de vor. Diese Webseite ist ein Informationsangebot des Fachverbands Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg. Sie trägt die Wärmepläne der Kommunen in Baden-Württemberg zusammen. Zusätzlich zu einer Übersichtskarte finden der Leser direkte Links zu den Wärmeplänen der Städte und Gemeinden. Hausbesitzer und SHK-Betriebe finden hier hilfreiche Antworten auf Fragen rund um die Kommunale Wärmeplanung im Südwesten sowie aktuelle Meldungen zum Thema. Die Seite wird laufend ergänzt.

    Das traditionellen Schwarzwälder Vesper rundete den 2. Seminartag ab. Hier wurden nicht nur Köstlichkeiten aus dem Schwarzwald geboten, sondern auch ein gemütliches Beisammensein und einen regen Informationsaustausch.

    Am Donnerstag Morgen gab es einen Rechtsvortrag von Matthias Scheible, Rechtsassessor beim FV SHK BW. Solche Vorträge klingen erst einmal nicht spektakulär, sind aber mit die interessantesten bei Seminaren. Denn hier wird rechtliches ins richtige Licht gerückt. Und je mehr man darüber weiß, desto besser ist man gewappnet. Strafrecht im Handwerk und Schwarzgeldabrede. Das waren die diesjährigen Themen. Der Auftrag ist ausgeführt, der Kunde hat die Leistung abgenommen und macht Mängel geltend. In diesem Fall wird das Gewährleistungsrecht herangezogen. Matthias Scheible erläuterte, was Gewährleistung genau bedeutet. Ein anderes Kapitel war die Schwarzgeldabrede und was sie für Konsequenzen für alle Beteiligten hat.

    Tobias Nusser von ega-plan informierte praxisnah über die Kommunale Wärmeplanung und wie diese abläuft. Mit der Erfahrung von mehr als 20 Wärmeplanungen unterschiedlichster Größe, über deren Ablauf, die Vorgehensweise und die Ergebnisse. Neben der inhaltlichen Erarbeitung und den Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung ging er besonders auf die nächsten Schritte nach Erstellen der kommunalen Wärmeplanung sowie die rechtlichen Verbindlichkeiten ein.

    Staubreduzierende Verfahren und Techniken im Ofenbau, präsentierte Markus Flender von der BG Bau. Die Zuhörer erhielten hier Informationen über die Gefährdung durch Quarzstaub und den aktuellen Stand der Technik zur Staubminderung. Die BG Bau unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe mit Arbeitsschutzprämien bei der Anschaffung von ausgewählten besonders gegen Staub wirksamen Produkten.

    Aus der Praxis für die Praxis: Das ist das Motto des Walter-Bucerius-Seminares. Und warum nicht aus Fehlern von anderen etwas lernen. Kurioses oder Fehler, die jedem passieren können, zeigte im letzten Vortrag Stephan Kohl, vereidigter Sacheverständger i OL-Hndwerk. Er berichtete, was den Fehlern zu Grunde lag, was die Vorschriften dazu sagen und vor allem, wie es richtig geht.

    Jörg Knapp verabschiedete sich von den Zuhörern und teilte den Termin des nächsten Walter-Bucerius-Seminare mit. Dieses findet am 3.3.2025 bis 5.3.2025 statt. 

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