Schon seit geraumer Zeit gibt es massive Probleme bei der Versorgung einzelner Produktionsprozesse mit verschiedenen Rohstoffen. Die Gründe liegen zum einen in der weltweit wachsenden Bevölkerungszahl und zum anderen im anhaltenden Wirtschaftsboom aufstrebender Staaten wie China und Indien. Die Folgen sind massive Lieferverzögerungen über notwendige Teuerungszuschläge bis hin zum Produktionsstillstand. Die Situation verschärft sich nun zusätzlich durch die weltweite Coronakrise. Ein Großteil vom verarbeiteten Holz wird in die USA verkauft, da dort coronabedingt die Holzproduktion heruntergefahren wurde. Der Bedarf ist aber groß und die Amerikaner sind bereit, höhere Preise zu zahlen. Das führt hierzulande unter anderem zu einer enormen Verzögerung in der Möbel- und Küchenproduktion.
Auch viele weitere Branchen gingen krisenbedingt von einem starken Nachfragerückgang aus, drosselten die Produktion und schickten Mitarbeiter in Kurzarbeit.
Der deutsche Stahlmarkt ist von zunehmenden Versorgungsproblemen betroffen und das quer durch die Erzeugnisse. Stahl wird knapp – vor allem Flachstahl ist Mangelware. Derzeit haben rund 90 Prozent der Zulieferer Probleme, Stahl zu beschaffen. Kurzfristige Stahlbestellungen sind seit geraumer Zeit nicht mehr möglich. Ein Ausweichen auf Drittstaaten könnte dem Mangel entgegenwirken, allerdings verhindern die derzeitigen EU-Importbeschränkungen solche Beschaffungsalternativen. Bereits im ersten Halbjahr 2021 ist mit vereinzelten Lieferausfällen von Stahl zu rechnen, weswegen sich Lieferzeiten und Preise von Metallteilen erhöhen werden. Eine Tonne Stahl kostet aktuell zwischen 700 bis 800 Euro, nachdem der Preis 2020 noch auf 400 Euro geschrumpft war.
Gerade in den letzten Wochen kam es am Spotmarkt zu kräftigen Preissprüngen. Der zunächst auf Flacherzeugnisse konzentrierte Preisanstieg hat sich mittlerweile auch auf Grobbleche und Langprodukte ausgedehnt. Darüber hinaus könnte es schon bald zu weiteren Engpässen bei Legierungsmetallen wie Chrom, Molybdän oder Niob kommen, die wiederum zur Herstellung von Edelstahl nötig sind. Auch am Weltmarkt kam es zu einem scharfen Preisanstieg. Vor allem in Asien sind die Lieferketten, angefangen bei der Beschaffung von Eisenerz und Kohle, merklich ins Stocken geraten.
Im Chemiesektor sprechen Insider im Bereich der Kunststoffproduktion bereits davon, dass in vielen Bereichen der kunststoffverarbeitenden Industrie schon bald die Bänder stillstehen. Ausbleibende Kunststofflieferungen haben bereits vereinzelt zu Einschränkungen der Produktions- und Lieferfähigkeit geführt.
Hinzu kommen lange Transportlaufzeiten und eingeschränkte Verfügbarkeit von See- und Landfrachtkapazitäten. Dieses hat im globalen Rohstoffmarkt Auswirkungen auf die derzeitige Versorgungslage in Europa und Asien. Der Einbruch des Welthandels zu Beginn der Pandemie und die nun wieder angestiegene Nachfrage führen bereits zu chaotischen Situationen. So fehlen vielfach Container, die infolge der Pandemie in den falschen Häfen aufgelaufen sind. Das knappe Angebot Die Containerpreise auf der Strecke Asien-Europa sind seit Ende 2020 um über 400 Prozent gestiegen.□