Um sich unabhängiger von russischen Energielieferungen zu machen, stellt die Bundesregierung Lieferketten neu auf. Während bei Öl und Kohle bereits Fortschritte zu verzeichnen sind, gestaltet sich die Umstellung der Gasversorgung etwas schwieriger. Wie geht es also weiter in der nächsten Heizsaison? Und wie viele Heizungen sind betroffen? Nach Informationen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks nutzten im Jahr 2021 über 19 Millionen Heizungsanlagen fossile Energien. Davon heizten 14 Millionen mit Gas, zirka 5,2 Millionen mit Öl. Während jedoch die Zahl der Ölheizungsanlagen seit einigen Jahren kontinuierlich abnimmt, steigt die Zahl der Gasheizungen immer noch leicht an (+ 0,6 Prozent von 2020 zu 2021).
Zuwächse stellen die SchornsteinfegerInnen hauptsächlich bei effizienten Brennwertanlagen fest. Fast 7,6 Millionen, das heißt mehr als die Hälfte aller im Jahr 2021 erfassten Gasheizungen, verfügen über Brennwerttechnik. Zuletzt wurden vor allem Gas-Hybridanlagen in Kombination mit erneuerbaren Energien eingebaut. Diese gelten als Brückentechnologie beim Ausstieg aus fossiler Wärme und werden vom Staat gefördert. Mit dem Ukraine-Krieg haben sich die Umstände jedoch verändert, die Energie- und Wärmewende in Deutschland soll nun deutlich schneller stattfinden.
Heizungen früher austauschen
Potenzial bietet vor allem der Altanlagenbestand mit rund 7 Millionen fossilen Heizungen (Öl und Gas) und einem Alter von über 20 Jahren. Die Bundesregierung plant, die Austauschverpflichtung strenger auszulegen und weniger Ausnahmeregelungen zuzulassen. Bislang genießen bestimmte Heizungen in selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern Bestandsschutz. Eine Heizungsmodernisierung könnte in vielen Bestandsgebäuden Anlass für einen Energiewechsel sein. Ob und in welchem Umfang dies möglich ist, kann im Rahmen einer vorherigen Energieberatung geklärt werden.
Alternativen: Biomasse und Strom
Schnell und regional verfügbar sind vor allem feste, regenerative Brennstoffe wie Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz. Der Vorteil: Mit der Nutzung von Biomasse erfüllen Hausbesitzer und Mieter den gesetzlich geforderten Anteil an erneuerbarer Wärme und reduzieren CO2-Emissionen. Ohne Einbindung erneuerbarer Energien bei Heizung und Warmwasser läuft ab dem Jahr 2024 ohnehin nicht mehr viel. Der Maßnahmenkatalog der Bundesregierung von März 2022 sieht vor, den Anteil erneuerbarer Wärme auf 65 Prozent zu erhöhen – wenn eine neue Heizung eingebaut wird. Auch strombasierte Lösungen wie Wärmepumpen bieten sich als Alternative an, idealerweise in Kombination mit Solarthermie oder Photovoltaikanlagen.
Wärmepumpen eignen sich besonders für den Neubau, im Bestand können sie nicht immer sinnvoll sein. Ausschlaggebend für Effizienz und Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe ist der energetische Zustand des Gebäudes.
Vorhandenes Potenzial nutzen
Im Jahr 2021 beheizten über eine Million Holzzentralanlagen private, gewerbliche und öffentliche Gebäude. Zusätzlich zu diesen Biomassekesseln erfassten die SchornsteinfegerInnen 11,3 Millionen Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe. Es handelt sich hierbei um Kamin- und Kachelöfen oder Heizeinsätze. Auch sie können fossile Wärme teilweise ersetzen. Ofen und Zentralheizung lassen sich sogar möglicherweise kombinieren. Ein wasserführender Pelletofen beispielsweise speist Wärme in das Zentralheizungsnetz ein und beheizt auf diese Weise mehrere Räume.
Energieberatung und Brennstoff sparen
Fazit: Die Substitution von Erdgas im Wärmemarkt lässt sich nicht so einfach umsetzen. Flüssiggas ist nicht für jede Feuerstätte geeignet (zirka 600.000 Feuerstätten heizen aktuell mit Flüssiggas), Einschränkungen für den Einbau neuer Ölheizungen wurden längst beschlossen. Wärmepumpen sind teilweise nur nach längeren Wartezeiten oder zu sehr hohen Preisen lieferbar und warten auf die Installation durch das Fachhandwerk. Kurz- bis mittelfristig kann es helfen, den Energieverbrauch zu senken, energetische Sanierungen fortzusetzen und weiter erneuerbare Energien zu erschließen. Energieberatungen sollten Standard für Hausbesitzer werden, denn vor allem im Bestand liegt Potenzial.
Deutlich mehr Energieberatungen
Das Schornsteinfegerhandwerk spürt bei seiner täglichen Arbeit bereits eine deutliche Nachfrage nach Energieberatungen. Aktuell stellt das Handwerk rund 10.000 qualifizierte Energieberater, die Energieberatungen anbieten und Energieausweise ausstellen. So können SchornsteinfegerInnen mit Energieberater-Qualifikation auch mit den Verbraucherzentralen zusammenarbeiten und über das dortige Netzwerk Beratungen anbieten.