Der handwerkliche Kachelofenbau wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet und in das Bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Der Förderverein „Ofen- und Keramikmuseum Velten e.V.“ aus Velten (Oberhavel) hatte sich mit dem „Netzwerk Kachelofenbau – Traditioneller, handwerklicher Kachelofenbau“ in der Kategorie „Gute Praxisbeispiele“ beworben. Es repräsentiert lebendige Alltagskultur, die über Generationen weitergegeben wird und das Zusammenleben prägt. Dazu zählen auch Handwerkstechniken und überliefertes Wissen und Können aus dem Kachelofenbau. Robert Mülleneisen, der Vorsitzende des GesamtVerband OfenBau e.V. (GVOB), begrüßt die Entscheidung der UNESCO-Kommission: „Kachelöfen verbinden Tradition mit zukunftsweisender Heiztechnik. Der regenerative Brennstoff Holz schont Ressourcen und ist unverzichtbar für die Wärmewende.“
Lebendige Handwerkskunst
Unter dem Dach der „Stiftung Museumsstandort Velten“ ist ein Netzwerk aus Handwerkern, Denkmalpflegern und Wissenschaftlern aktiv für den Erhalt der jahrhundertealten Tradition des Kachelofenbaus und für die Erforschung, Förderung und Weitergabe des dazu notwendigen Wissens und Könnens. Es geht dabei um Materialzusammensetzungen, Glasurrezepte, Brenntechniken, Verfahrens- und Handwerkstechniken, die für den Bau moderner Öfen wie auch für die Restaurierung historischer Kachelöfen essentiell sind.
Velten _größte deutsche Ofen-Stadt um 1900: 8-10 Millionen Kacheln pro Jahr
Ein Kompetenzzentrum und Schnittstelle zwischen den Netzwerkpartnern ist das Ofen- und Keramikmuseum Velten in der denkmalgeschützten ehemaligen Ofenfabrik A. Schmidt Lehmann & Co. Es zeugt von der Blütezeit des Kachelofenbaus: Eine große Zahl historischer Kachelöfen erwartet die Besucher, sie können Ofensetzern bei der Arbeit zusehen und die Brennkammern besichtigen, in denen die Kacheln gebrannt wurden.
In der Region um Velten gab es große Vorkommen an Ton, der für den Ofenbau besonders geeignet war. 1835 wurde in Velten die erste Kachelofenfabrik gegründet. Bereits um 1905 waren es 36 Veltener Werke. Die Produktion betrug acht bis zehn Millionen Kacheln pro Jahr und Velten wuchs zur bedeutendsten Ofenbau-Stadt in Deutschland.
„Alter Fritz“ ganz aktuell: fördert effiziente Heiztechnik mit Keramikspeicher
Interessante Hintergründe zur kulturellen Bedeutung des Kachelofenbaus berichtet Nicole Seydewitz, die Leiterin des Ofen- und Keramikmuseums in Velten. So habe der preußische König Friedrich der Große (Friedrich II.) im Jahr 1763 einen Wettbewerb für effiziente Kachelöfen ausgeschrieben – die Suche „nach einem Stubenofen, so am wenigsten Holtz verzehret“, so lautete der Auftrag. Handwerker tüftelten an Kacheln, Zügen und Kaminen, um den Ofen mit der größten Wärmeausbeute zu bauen.
Gerade heute gehört nach wie vor die effiziente Nutzung des Brennstoffs Holz in einem modernen, emissionsarmen Grund-/Speicherofen oder Kachelofen zu den wichtigsten Anforderungen an eine zeitgemäße regenerative Heiztechnik. Dies sieht auch der „Verein 850° Handwerklicher Grundofen e.V.“ so, der sich der Förderung handwerklicher Grund-/Speicheröfen verschrieben hat. Der Verein betreibt mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum Studien zum Nachweis der besonderen Effizienz von Grundöfen. „Grundöfen von heute sind moderne, emissionsarme Feuerstätten“, betont der Vereins-Vorsitzende Thomas Zander. „Der Grund- oder Kachelofen hat ein enormes Potenzial, ressourcenschonend und sparsam zu heizen.“ Schamottesteine können die gespeicherte Wärme bis zu 24 Stunden lang anhaltend abgeben. „Die alte Schamotte ist ein moderner Speicher, der hilft, bei der Ressource Holz zu sparen“, erläutert er. Wer sich für einen handwerklich gesetzten Grund-/Speicherofen, Kachelofen oder eine andere Holzfeuerstätte interessiert, sollte sich von einem Ofen- und Luftheizungsbauer beraten lassen.
GVOB
Als Dachverband repräsentiert der GVOB das Handwerk, die Industrie und den Großhandel bei übergreifenden Themen der Branche gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit.