Um sich unabhängiger von russischen Energielieferungen zu machen, stellte die Bundesregierung Lieferketten neu auf. Während bei Öl und Kohle bereits Fortschritte zu verzeichnen sind, gestaltet sich die Umstellung der Gasversorgung etwas schwieriger. Wie geht es also weiter in der nächsten Heizsaison? Und wie viele Heizungen sind betroffen?
Nach Informationen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks nutzten im Jahr 2022 über 19 Millionen Heizungsanlagen fossile Energien. Davon heizten fast 14 Millionen mit Gas, zirka 5 Millionen mit Öl. Damit verringerte sich zwar die Anzahl der fossilbetriebenen Heizungen insgesamt leicht um 0,6 Prozent, gleichzeitig stieg jedoch die Anzahl der Brennwertgeräte in beiden Kategorien an. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Anteil der Gasbrennwertgeräte um zirka. 4,3 Prozent auf fast 8 Millionen Anlagen. Auch die Anzahl der Ölbrennwertgeräte stieg im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf über 800.000 Anlagen an. Während über die Hälfte der Gasheizungen mit effizienter Brennwerttechnik arbeitet, sind es bei den Ölheizungen lediglich rund 19 Prozent. Das Schornsteinfegerhandwerk deutet die Zunahme als Reaktion vieler Hausbesitzer auf das angekündigte GEG und ein drohendes Verbot von Öl- und Gasheizungen – so zumindest haben viele Eigentümer die Ankündigungen der Politik verstanden. Dazu Verbandsvorstand Markus Burger: „Wie schnell die Wärmewende in deutschen Heizungskellern voranschreitet, wird sich frühestens ab dem Jahr 2025 oder 2026 in den Zahlen des Schornsteinfegerhandwerks ablesen lassen. Dann sehen wir, wie viele fossile Heizsysteme tatsächlich noch in Betrieb sind und wie die Veränderungsraten ausfallen.“ 65 Prozent EE und CO₂-Bepreisung werden Wirkung zeigen. Das Schornsteinfegerhandwerk geht davon aus, dass in den nächsten Jahren deutlich weniger Öl- und Gasheizungen neu installiert werden. Und wenn doch, muss der Eigentümer auf Basis des jetzigen GEG nachweisen, dass mindestens 65 Prozent der benötigten Wärmeenergie mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Das GEG führt verschiedene Technologien und Energieträger auf, mit denen der 65-Prozent-Anteil erreicht werden kann. Nach Meinung des Bundesverbandes dürfte sich die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen auch über die bevorstehende CO₂-Bepreisung regulieren. Nach und nach werden viele Hausbesitzer ihre Wärmeversorgung von fossil auf erneuerbar umstellen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und ihre Energiekosten möglichst niedrig zu halten.
Nicht für jedes Haus optimal: Wärmepumpen
Eins steht für die mehr als 11.000 Energieberaterinnen und Energieberater im Schornsteinfegerhandwerk fest: Vor allem in Bestandsgebäuden wird es keine Standardlösungen geben. Viel hängt vom Effizienz- und Sanierungsstatus des Gebäudes sowie von der Infrastruktur ab. Ist das Gebäude ausreichend gedämmt? Verfügt es über entsprechende Heizflächen, vorzugsweise Fußbodenheizungen? Bestehen Anschluss-möglichkeiten an Strom- beziehungsweise Fernwärmenetze? Das GEG definiert vor allem für den Neubau Wärmepumpen und Elektroheizungen als Standard. Alternativen wie Biomasseanlagen sollen laut aktuellem GEG nur noch in Bestandsgebäuden als erneuerbare Energie angerechnet werden. Das Schornsteinfegerhandwerk bedauert diese Einschränkung und setzt sich für die Nutzung nachhaltiger Biomasse ein, wo sie technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist – auch im Neubau. Diese Option wird gerade diskutiert und könnte mit weiteren Änderungen in das Gesetz aufgenommen werden.
Immer noch eine Option: Heizen mit Holz
Im Jahr 2022 beheizten über eine Million Holzzentralheizungen private, gewerbliche und öffentliche Gebäude. Zusätzlich zu diesen Biomassekesseln erfasste das Schornsteinfegerhandwerk 11,5 Millionen Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe. Es handelt sich hierbei um Kamin-, Kachelöfen oder Heizeinsätze. Auch sie können fossile Wärme teilweise ersetzen. Ofen und Zentralheizung lassen sich sogar möglicherweise kombinieren. Ein wasserführender Pellet- oder Kaminofen beispielsweise speist Wärme in das Zentralheizungsnetz ein und beheizt auf diese Weise mehrere Räume.
Deutlich mehr Energieberatungen
Das Schornsteinfegerhandwerk spürt bei seiner täglichen Arbeit bereits eine deutliche Nachfrage nach Energieberatungen. Aktuell stellt das Handwerk rund 10.000 qualifizierte Energieberater, die Energieberatungen anbieten und Energieausweise ausstellen. Seit Kurzem können Schornsteinfeger/innen mit Energieberater-Qualifikation auch mit den Verbraucherzentralen zusammenarbeiten und über das dortige Netzwerk Beratungen anbieten.