Gegründet wurde der Händlerverband HVOK schon vor drei Jahren, um dem Qualitäts-Fachhandel für industrielle Feuerstätten eine markenübergreifende Plattform zu bieten. Doch Corona bremste den jungen Verband so stark aus, dass das erste reguläre Zusammentreffen seiner Mitglieder bis zum Juni 2023 warten musste. Friedrich Allendorff war im Jahr 2020 selbst treibende Kraft bei der Verbandsgründung. Als Importeur von schwedischen Kaminöfen und selbst Besitzer eines Ofenstudios erklärt er, warum er einen Händlerverband für notwendig hielt: „Händler bekommen fast ausschließlich Informationen von den Marken, die sie vertreten – produktunabhängige Informationen fallen in den Vertriebsschulungen und -gesprächen oft hintenüber.“ Daher hatte er sich in seiner Doppelrolle als Importeur und Händler stark gemacht, einen Impuls zu setzen. Neben Corona hat die teilweise krasse Marktentwicklung alle Energie gekostet, die man für den Aufbau eines Verbandes gebraucht hätte. Der HVOK war zwar gegründet, blieb aber einige Zeit zumindest in seiner Außenwirkung „auf Parkposition“. Das sollte sich mit der Fachhändlertagung im Juni endlich ändern. Sowohl die hohe Zahl der Teilnehmenden als auch das hochkarätige Tagungsprogramm zeigten, dass dies gelungen war.
Allendorff hatte gute Argumente, weshalb der Qualitäts-Fachhandel in Abgrenzung zur „Baumarkt-Billigschiene“ und in Partnerschaft mit dem handwerklichen Ofenbau einen solchen Zusammenschluss heute dringender denn je braucht.: Es sind vor allem die Herausforderungen der Zukunft. „BImSchV, Gebäudeenergiegesetz, Europarichtlinien, das alles muss auch im Handel kommuniziert werden,“ so Allendorff. Und nicht nur das, „die Stimme der Händler fehlt einfach im Branchenkonzert. Eine vollständige Meinungsbildung und Kommunikation in Richtung der Politik kann nur im Schulterschluss passieren.“
Am Dienstag, 27. Juni 2023 begrüßte Allendorff um 13.00 Uhr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit einem Grußwort schloss sich Dr. Johannes R. Gerstner, politischer Berater der Europäischen Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft (EFA) und des Fachverbands Schornsteinbau an, bevor es an die Fachvorträge ging. Bei der Tagung in Pömmelte gab es Informationen von Schornsteinfegern aus erster Hand zur Anwendung der VDI-Richtlinie 3781 Blatt 4 (Höhen über Dach) und dem damit verbundenen § 19 der 1. BImSchV. Weiter informierte man über die Herausforderungen der kommunalen Luftreinhaltung und Energieplanung sowie den aktuellen Stand der politischen Verhandlungen zum GEG.
Informationen zum digitalen Ofenführerschein gab Max Kummrow, Gründer und Geschäftsführer der Ofenakademie. Alexander Root, Mitglied der Geschäftsführung der Firma Raab und Vorstandsvorsitzender des Abscheiderverbands CEA, informierte über Möglichkeiten der technischen Emissionsminderung. Der Prokurist der Energieagentur LENA, Dirk Trappe, gab Einblick in die Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung und den Stand von Holz als Energieträger in der Förderlandschaft. Am Abend des ersten Tages gab es noch ein politisches Highlight. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Bundestag, Tino Sorge, vermittelte beim gemeinsamen Abendessen Einblicke in das politische Leben in Berlin.
Das Rahmenprogramm der Händlertagung hielt weitere Attraktionen bereit: So konnte man bereits vor der Eröffnung der Tagung an einer Führung durch das Industrie- und Kunstmuseum Schönebeck (iMUSEt) teilnehmen, das sich als „Leuchtturm der Industriekultur in Sachsen-Anhalt“ versteht.
In den denkmalgerecht restaurierten Fabrikanlagen mit Villa des iMUSEt erfährt man unter anderem Details über die älteste Chemische Fabrik Deutschlands (von 1797), die „Siegel“–Geschichte von der Lokomobile zum modernsten PKW Deutschlands (Phaeton) um 1905, über die größte und einzige Traktorenproduktion der DDR, über Deutschlands zweitälteste Sprengstoffproduktion (1904) sowie über die Munitions- und Waffenproduktion, über Weltrad-Fahrräder und die Erfindung des Klappfahrrads 1956 in Schönebeck sowie über den DDR-Mode-Zar Heinz Bormann (der „rote Dior“ des Ostens) und die Kunstausstellung „Künstlerstadt Schönebeck“ sowie die umfassendste Lebenswerkausstellung des einzigen Kriegsblinden Bildhauers Deutschlands Dario Malkowski.
Am Abend des ersten Tages gab es einen geselligen Bunten Abend mit Grillbüffet. Und auch nach Abschluss des offiziellen Tagungsteils am Mittwoch wartete noch ein Programmpunkt auf interessierte Teilnehmer: Der Besuch des Ringheiligtums Pömmelte. Südlich von Magdeburg hatten Archäologen die Überreste eines mehr als 4.000 Jahre alten Kultortes entdeckt. Unweit der Elbe wurde die Kreisgrabenanlage am originalen Fundort rekonstruiert. In Größe, Aufbau und Funktion glich das Ringheiligtum Pömmelte dem englischen Stonehenge. Der Bau in Pömmelte bestand jedoch nicht aus großen Steinen, sondern aus Tausenden von Holzpfählen. Beide Anlagen entstanden am Ende der Steinzeit. Das Ringheiligtum Pömmelte war am Ende der Jungsteinzeit und zu Beginn der Bronzezeit ein bedeutender Kultort. Die im Boden hervorragend erhaltenen Funde geben ungewöhnlich detaillierte Einblicke in das Leben der damaligen Zeit. Sie bezeugen in einzigartiger Weise die komplexen Rituale und Opferhandlungen der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit.
Bei der Umsetzung des künftigen Verbands baut Friedrich Allendorff auf die Händlerinnen und Händler, aber auch auf andere Unterstützer wie die Firmen Nordpeis, Bullerjan oder Color Emajl. Diese Unternehmen sehen einen Wert in informierten Händlern, die Öfen fundiert an Kundinnen und Kunden vermitteln können. Auch konnte er Dr. Johannes R. Gerstner gewinnen, die Gründung zu unterstützen. Der erfahrene Verbändeberater hält eine starke Stimme der Händlerinnen und Händler ebenfalls für wichtig, denn „den Kampf um die Zukunft unserer Technologie können wir nur gemeinsam gewinnen“.