K&L: Herr Kaufmann, der mit dem Designpreis „Ofenflamme“ prämierte Ofen von Axel Götze steht ja in Ihrem Privathaus und wurde natürlich auch mit Keramik aus Ihrer Produktion eingekleidet. In welchem Raum befindet sich der Ofen, und welche Funktion hat er dort?
Matthias Kaufmann: Das Prachtstück steht beziehungsweise „schwebt“ in unserem offenen und lichtdurchfluteten Wohn-Essbereich. Es ist quasi der Mittelpunkt für die ganze Familie, um den sich gerade an herbstlichen oder winterlichen Tagen alles dreht. Der Blick aus dem Fenster, dazu die wohlige Wärme eines echten Grundofens, was gibt es Schöneres. Uns war es wichtig, einen besonderen Ofen genau für diesen besonderen Platz zu erschaffen.
K&L: Sagen Sie etwas über das gewählte Kachelmaterial für den Ofen. Was hat Sie bewogen, genau diese Keramik für diesen Ort zu wählen?
Matthias Kaufmann: Die Keramik dieses Grundofens ist eine komplette Eigenentwicklung. Von der Grundkachel in verschiedenen Formaten bis zum Eckelement mit überglasierter und abgerundeter Kante. Alles ist auf das Ofenlayout und unseren bayerisch-skandinavischen Einrichtungsstil ausgerichtet. Die glatten, glänzenden Keramikoberflächen in Grün spiegeln das Licht. Gerade, wenn die Sonne tief steht, entwickelt der Ofen eine ganz außergewöhnliche Aura und Strahlkraft. Man soll sehen, dass hier echte Keramik verbaut wurde – und zwar viel davon.
K&L: Wenn man als Keramik-Hersteller einen Ofen für sein eigenes Haus bauen lässt, ist das natürlich noch einmal etwas ganz Besonderes. Zugleich sind Sie in dieser Hinsicht selbst auch „Kunde“ eines Kachelofenbauers. Wie lief die Abstimmung über das Design des Ofens mit Axel Götze? Mit welchen Vorstellungen sind Sie an ihn herangetreten und wie wurden diese dann umgesetzt?
Matthias Kaufmann: Alles begann mit einem Bier und bestimmt über 20 Handskizzen, die Axel für uns aufs Papier zauberte. Dabei haben wir in alle Richtungen gedacht. Nach und nach entstand dann in vielen produktiven Runden die zentrale Idee eines schwebenden Ofens. Um die perfekte Größe zu definieren, fertigten wir sogar einige Prototypen in Originalgröße aus Pappe an. Alles musste passen. Nur zur besseren Vorstellung: Es bedarf bereits im Vorfeld und während der Entwicklung enorm viel Gehirnschmalz, einen zwei Tonnen schweren Grundofen mit einer enormen Speichermasse an eine normale Wand zu bringen und ihn trotz seines Gewichtes noch leicht und elegant schweben zu lassen.
Bezüglich der Zusammenarbeit mit Axel: die hat riesigen Spaß gemacht. Und das nicht nur freundschaftlich. Er greift eine Idee auf und entwickelt sie kreativ weiter. Auch aus Herstellersicht arbeiten wir gerne mit einem solchen Schlag Ofenbauer zusammen, der über den Tellerrand des guten alten Kachelofens hinausdenkt. Auch an dieser Stelle nochmals: „Super, Axel!“
K&L: Sie hatten schon immer, das wurde auch aus Vorträgen auf Ofenbau-Veranstaltungen deutlich, einen ausgeprägten Sinn für zukünftige Wohn- und Einrichtungstrends und sind sehr bemüht, diese bei der Entwicklung von Keramik-Kollektionen einfließen zu lassen. Kurz: Trends nicht nur zu erkennen und aufzugreifen, sondern sie aktiv mitzugestalten. Wohin „geht die Reise“ aus Ihrer Sicht bei Wohntrends ganz allgemein und bei der Ofengestaltung und der Keramik dafür im Besonderen?
Matthias Kaufmann: Aktuell liegt der Fokus auf eher traditionellen Glasuren mit Charakter: grün, honig-farben. Man soll sehen, dass es Keramik ist. Dabei geht der Trend eher weg von der kühlen „Kartonschachtel“ hin zum gemütlichen Zuhause, in dem man sich rundum wohlfühlt. Das bedeutet: Organische Formen, Rundungen, soft und nicht zu hart. Gerade Endkunden, die einen Architekten beauftragen, legen verstärkt Wert auf Eigenentwicklungen. Sie wollen ein Unikat, etwas Besonderes. Eben wie diesen Ofen, den es so nur einmal gibt. Eine Nachbildung kann aber ausnahmsweise gerne bei uns angefragt werden. Der Ofenbesitzer hat mir erzählt, dass er nichts dagegen hat (schmunzelnd).
K&L: Im „Stimmungsbarometer der Branche“ im K&L-Magazin haben wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Ofenbau im letzten Jahr immer wieder thematisiert. Die Branche scheint ja insgesamt ziemlich gut davongekommen zu sein. Gilt dies auch für die Keramik-Hersteller? Beschreiben Sie bitte in ein, zwei Sätzen, wie sich Ihr Markt in letzter Zeit entwickelt hat und wie Sie die Lage für die Zukunft einschätzen.
Matthias Kaufmann: Glücklicherweise hat es uns, anders als einige Kollegen, nicht erwischt. Im Gegenteil. Unsere Auftragsbücher sind voll. Gerade jetzt wollen die Leute Ihr Zuhause verschönern. Auch die Zulieferung beim Rohstoff läuft. Das bedeutet aber nicht, dass es für uns einfach war und ist. Es erfordert sehr viel Kraft und Flexibilität, einen Betrieb mit 70 Mann bei allen Bestimmungen und spontanen Quarantänefällen aufrechtzuerhalten. Aber so ist das eben in einem echten Familienbetrieb. Man hält zusammen und packt das.
K&L: Herr Kaufmann, wir danken für das Gespräch.
Matthias Kaufmann: Sehr gerne.