GVOB: Jannik, herzlichen Glückwunsch zum Europameister-Titel! Du bist 22 Jahre und hast seit 2022 deinen Meisterbrief. Seit 2020 bist du Deutscher Meister und jetzt noch Europameister im Ofen- und Luftheizungsbau. Eine steile Karriere als Ofenheld.
Jannik: Danke! Ja, ich freue mich natürlich riesig über diesen Erfolg. So eine Meisterschaft ist immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und als Ofenheld wurde ich ja auch gut unterstützt, zum Beispiel von unserem Bundestrainer hier in Deutschland, Jürgen Hartmann. Und von Josef Bock, meinem Mentaltrainer aus Schweinfurt. Beide haben mich von Anfang an begleitet und kurz vor Weihnachten haben wir ein intensives Training bei „Ofen Innovativ“ gemacht.
GVOB: Wie fing bei dir alles an?
Jannik: Ich war während der Schulferien schon bei meinem Vater im Betrieb dabei. Da habe ich schnell gemerkt: Das passt, ist echt super und auch kreativ. Ich habe auch ein paar Praktika in anderen Berufen gemacht, aber keiner konnte mit dem Ofenbauer-Beruf mithalten. Nach dem Realschulabschluss 2017 habe ich meine dreijährige Ausbildung im Ofenbau begonnen und war an der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart. Nach der Gesellenprüfung wurden die mit dem besten Abschluss gefragt, wer an der Deutschen Meisterschaft 2020 teilnehmen möchte. Ich war dabei, wurde Deutscher Meister und war damit auch qualifiziert für die Europameisterschaft.
GVOB: Was war die besondere Herausforderung an diesem Wettbewerb?
Jannik: Wir mussten einen komplett gemauerten Grundofen bauen, jeder den gleichen. Bei der EM war die Maßgenauigkeit das Wichtige, weniger die Gestaltung. Dafür gab es die meisten Punkte. Bei der Arbeit hat uns die internationale Jury immer über die Schulter geschaut, wie sauber und genau wir arbeiten und ob wir die Baustelle sauber halten. Schon während des Prozesses hat die Jury die Ofen-Elemente, die schon fertig waren, auf Maßhaltigkeit kontrolliert.
GVOB: Die Vorgaben waren für alle gleich und es kam auf jeden Millimeter an. Wieviel Kreativität war denn gefragt?
Jannik: Natürlich musst du schon Kreativität mitbringen, auch wenn der Ofen vorgegeben ist. Du überlegst, wie du die einzelnen Schritte ausführst und am besten realisieren kannst. Ich hatte mir schon vor dem Wettbewerb ein paar Tricks für den Ablauf des Arbeitsprozesses überlegt, wie ich den Ofen am besten aufbaue. Ich habe mir Schablonen angefertigt, die mir geholfen haben, alles sehr genau hinzubekommen. Der Feuerraum sollte zum Beispiel 56 cm hoch sein. Ich habe mir zwei Steine zugeschnitten, aufeinandergelegt und in den Feuerraum reingestellt. Diese Hilfsmittel haben mir die Arbeit erleichtert. Denn es kam auf den Millimeter an. Die erste Toleranz, bei der es Punktabzug gab, lag im Bereich von 1 bis 2 Millimetern. Die Bewertungskriterien und die Schwerpunkte kannten wir ja alle.
GVOB: Wie waren die Zeitvorgaben? Gab es Stress?
Jannik: Am ersten Tag konnten wir uns frei vorbereiten, den Platz einrichten und die Werkzeuge herrichten. Und dann durften wir schon anfangen, die Rückwand aufzubauen. Auch der Sockel durfte an diesem Tag fertiggestellt werden. Am zweiten Tag ging es schon früh los – im Wettkampf-Modus bis 18:00 Uhr mit einer Dreiviertelstunde Mittagspause. Das war der stressigste Tag. Jeder hat versucht, möglichst weit zu kommen. Am dritten Tag habe ich dann gewusst, wo ich mir etwas Zeit lassen konnte und wo ich eher auf Genauigkeit achte. Der Zeitdruck hat manche schon etwas in Stress versetzt. Ich habe für mich persönlich ganz gut geplant.
GVOB: Sich gut organisieren können spielt also eine wichtige Rolle?
Jannik: Ja klar. Das Zeitmanagement ist wichtig – wie lange brauchst du für was. Und die Werkzeuge musste jeder selbst mitbringen: Die Nasssäge für die Ofenkacheln ist eines der wichtigsten Werkzeuge, die du im Ofenbau brauchst.
GVOB: Wie fühlst du dich jetzt als Europameister?
Jannik: Die ersten Tage habe ich ein wenig gebraucht, das Ganze zu verarbeiten. Ich habe so viele Nachrichten und Glückwünsche bekommen – das fühlt sich echt super an. Auch Radio Oberösterreich war auf der Kachelofen-EM in Wels und hat, während ich an meinem Ofen gearbeitet habe, ein kurzes Interview mit mir gemacht.
GVOB: Was treibt dich an, bei einem Wettbewerb wie diesem mitzumachen?
Jannik: Ich möchte mal unsere Firma übernehmen und das Geschäft weiterentwickeln. Ich will immer Neues lernen, nicht auf dem gleichen Stand bleiben und Erfahrung dazugewinnen. So ein Wettbewerb ist eine ganz andere Erfahrung und natürlich noch spannender als die tägliche Arbeit, die schon sehr abwechslungsreich ist. Jetzt habe ich ja auch meinen Meisterbrief und der Europameister-Titel ist schon ein guter Schritt nach vorne. Die Firmenübernahme wäre dann der nächste Schritt. Aber ich denke, das dauert noch ein paar Jahre.
GVOB: Warum soll heute ein junger Mensch den Ofenbauer-Beruf erlernen?
Jannik: Wir haben bei uns im Betrieb seit September einen Auszubildenden, den ich auch betreue. Ihm gefällt besonders die Vielseitigkeit an diesem Beruf. Im Ofenbauer-Beruf sind wirklich viele Berufe vereint: Mauern, Fliesen legen, verputzen, Stuckateur, Steinmetz, Granitmaterial bearbeiten, Heizungsbauer … eine enorme Bandbreite. Das findet unser Auszubildender super. Und das war auch mein Anreiz damals, weil wirklich jeder Beruf drinsteckt. Und im elterlichen Betrieb bin ich natürlich sehr nah dran. Aber ich habe vorher auch Praktika gemacht: bei einem Schreiner, einem Fliesenleger und in der Industrie. Aber die Vielseitigkeit hat gefehlt. Als Ofenbauer machst du jeden Tag was anderes. Und kein Ofen gleicht dem anderen.
GVOB: Wie siehst du die Zukunft der Branche? Hat Heizen mit Holz Zukunft?
Jannik: Auf jeden Fall. Das sehen wir ja auch aktuell in der Gaskrise. Ohne Holz geht’s einfach nicht mit der Energiewende weiter. Öl- und Gasheizungen werden in den nächsten Jahren zurückgehen. Holz hat auf jeden Fall Zukunft. Und die Öfen werden immer moderner mit ausgeklügelter Heiztechnik.
GVOB: Planst du, bei der nächsten Deutschen Meisterschaft wieder anzutreten und deinen Titel zu verteidigen?
Jannik: Das geht nicht mehr, da bin ich nicht mehr unter 25 Jahren. So haben Jüngere wieder eine Chance. Eines ist mir noch wichtig, ich möchte mich bei allen bedanken, die mich super unterstützt haben. Auch die Sponsoren, wie zum Beispiel GVOB, Hagos, Ofen Innovativ und alle anderen. Ohne sie wäre der Wettbewerb nicht möglich gewesen. Das brauchen wir in der Branche, damit wir allen zeigen können, dass der Ofenbau ein lebendiges Handwerk mit Zukunft ist.
GVOB: Vielen Dank! Und wir wünschen dir weiterhin alles Gute für deine Zukunft!□