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GVOB zur Energiewende: Umweltbundesamt und Regierung sorgen erneut für Verunsicherung

Beim Thema „Nachhaltiges, klimaschonendes Heizen“ kommen Verbraucher nicht zur Ruhe. Der neue CO₂-Rechner für Holz auf der Webseite des Umweltbundesamtes und die von der Bundesregierung möglicherweise geplante CO₂-Abgabe auf Holzenergie sorgen bei den Bürgern für Verunsicherung, Unverständnis und Unmut. Scharfe Kritik kommt auch von renommierten Wissenschaftlern, Forstwissenschaftlern und Verbänden aus Holzwirtschaft, Heizungsindustrie und dem Ofenbau-Handwerk. „Dadurch werden Entscheidungen für den notwendigen Fortschritt der Energie- und Wärmewende unnötig blockiert“, so der GVOB-Vorsitzende Robert Mülleneisen, und die Bürger wüssten nicht mehr, was sie glauben und tun können, um umweltgerecht zu handeln.

Heizen mit Holz: definitiv klimaneutral, UBA-Rechner nicht EU konform

Der Brennstoff Holz gilt nach der Erneuerbaren-Richtline RED III der Europäischen Union als klimaneutrale, erneuerbare Energie, da Holz beim Wachstum so viel CO₂ bindet, wie es bei der Verbrennung – oder bei seiner Verrottung im Wald – wieder abgibt. Diese Begründung wird auch im deutschen Gebäudeenergiegesetz („Habecks Heizungsgesetz“) anerkannt.

Doch nun missachtet das Umweltbundesamt (UBA), das ans Bundesumweltministerium angegliedert ist, diese EU-Richtlinie völlig zu Unrecht – und stuft laut eines Berichts in der ‚Welt am Sonntag’ die Nutzung von Holzenergie von klimaneutral auf klimaschädlich herab. Auf der UBA-Webseite wurde der „CO₂-Rechner“ neu programmiert – und der Verbrennung von einer Tonne Holz nun eine Emission von 1,77 Tonnen CO₂ zugeschrieben. „Bullshit“, „völliger Blödsinn“, „Quatsch“, „absurd“, „paradox“ und „irrsinnig“ – so lauten viele Kommentare von Fachleuten und Verbrauchern.

Für noch mehr Zündstoff sorgt ein bisher unveröffentlichter Entwurf vom Februar, der der ‚Welt am Sonntag’ vorliegt: Laut diesem bereitet die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Biomasse-Strategie (Nabis) die Einführung einer CO₂-Abgabe auf Holzenergie vor. Im Entwurf sei die Rede von der „Entwicklung eines Konzepts für die Anwendung eines CO₂-Faktors für holzartige Biomasse“. Federführend ist das Wirtschaftsministerium. Eine Sprecherin des Ressorts von Robert Habeck (Grüne) in Berlin dementierte jedoch: „Es ist keine CO₂-Abgabe auf Holz geplant. Diese wird es nicht geben.“

Verwirrung schadet der Energiewende und der Klimaschutz-Akzeptanz

Die widersprüchlichen Meldungen und nicht nachvollziehbaren Entscheidungen seitens der Politik sorgen massiv für Verunsicherung auf allen Ebenen. „Diese ideologisch motivierte Verteuerung der Holzenergie“ müsse verhindert werden, sagt Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger der ‚Welt am Sonntag’. „Wir werden wegen des notwendigen Waldumbaus in den nächsten Jahren große Mengen Holz zur Verfügung haben“, so Aiwanger. Wenn dieser Energieträger durch Verteuerung unattraktiver gemacht würde und dann ungenutzt verfaule, werde auch CO₂ freigesetzt: „Und wir hätten nichts gewonnen.“

Anrechnung von CO2-Emissionen aus Holzenergie widerspricht internationaler wissenschaftlicher Forschung

Der Tübinger Ökologie-Professor Roland Irslinger fordert eine umgehende Korrektur des CO₂-Rechners auf der Internetseite des Umweltbundesamtes. In einem offenen Brief vom 31. Juli 2024 wirft er UBA-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner vor, die energetische Nutzung von Holz wider besseres Wissen als klimaschädlich anzuprangern. „Die Anrechnung von CO₂-Emissionen aus der energetischen Nutzung von Holz im CO₂-Rechner des UBA ist unehrlich, realitätsfern, waldschädlich und widerspricht der internationalen wissenschaftlichen Forschung!“, so Prof. a. D. Roland Irslinger.

Das UBA behauptet hingegen, dass der CO₂-Rechner auf Basis wissenschaftlicher Studien und Erkenntnisse arbeitet. Irslinger hält dies – was die CO₂-Bilanzierung der Holzenergienutzung betrifft – für fragwürdig, da sie keinen wissenschaftlichen Kriterien standhält. Das UBA stützte sich auf Vermutungen, falsche Annahmen und beziehe wichtige seriöse wissenschaftliche Publikationen nicht mit ein.

Für den Tübinger Waldökologen steht natürlich außer Frage, dass bei der Ernte, beim Transport und bei der Weiterverarbeitung von Holz fossile THG-Emissionen entstehen. Das bei der energetischen Nutzung (Verbrennung) freigesetzte CO₂ dürfe jedoch nicht in die Kalkulation aufgenommen werden, denn das entstehe auch, wenn Holz im Wald verrotte und sei damit Teil des natürlichen Kreislaufs, weil es umgehend wieder gebunden werde. Ganz im Gegensatz zu fossilen Energieträgern, die wir aus der Tiefe der Erdkruste holen, und die dort auch blieben, wenn wir sie nicht fördern würden. 

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