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Wärme für Kinder im Casa Emanuel

Ofenbauer helfen Waisenkinder in Rumänien

Für strahlende Kinderaugen und warme Zimmer haben Ofenbauer aus der Region ehrenamtlich in einem Waisenhaus in Rumänien gesorgt.

Im Casa Emanuel werden Waisenkinder auf ein selbstständiges Leben im Erwachsenenalter vorbereitet. Gezielt werden die Kinder und Jugendlichen zu Möglichkeiten der Schul-, Hochschul- und Berufsausbildung beraten und auf ihrem Weg dorthin unterstützt. Mit großem Erfolg, wie die mittlerweile zahlreichen Abschlüsse und Karrieren zeigen. Die Motivation ist also groß, nur Geld ist hier stets knapp – natürlich auch für Investitionen ins Haus und für die hohen Heizkosten. Das sollte durch den mit günstigem Brennholz zu betreibenden Kachelofen geändert werden.

Von langer Hand geplant

Bereits seit einigen Jahren war der Verein „Wärme für Kinder“ schon in Kontakt mit den Verantwortlichen des Waisenhauses im siebenbürgischen Crisicior. Ein konkreter Projektstart in Rumänien musste allerdings wegen der Corona-Zeit immer wieder verschoben werden. Im August 2023 konnten Vereinsmitglieder endlich zur Vorbesichtigung inklusive Aufmaß und Absprachen nach Rumänien fahren. Konkret ging es um einen neuen Kachelofen im großen Speisesaal, der auch für das tägliche Zusammensein und Lernen genutzt wird. Die vorhandenen drei kleinen Heizkörper schafften es nicht, den Raum im Winter ausreichend zu erwärmen. Gemeinsam mit der Einrichtungsleitung wurden die Möglichkeiten und Erfordernisse besprochen, anschließend das Aufmaß genommen und der Ausführungszeitraum abgesteckt. Ausführungszeichnungen, Berechnungen, Materialauszug, Sponsorensuche und Bestellungen waren bis Ende November 2023 abgeschlossen. Zusätzlich zum Ofen wurden zwei Tischtennisplatten und ein großes Trampolin für die Kinder und Jugendlichen bestellt.

Als Praxisprojekt für angehende Handwerksmeister hatte die wohltätige Aktion zugleich auch einen weiteren Nutzen. Nämlich als realistische Übung von der Planung bis zu Fertigstellung – Ärger mit der Lieferung, ungeplante Herausforderungen vor Ort und die Notwendigkeit, handwerkliches Improvisationstalent zu beweisen, inklusive. „Es gab schon einige Hürden zu überwinden“, sagt Ofenbaumeister und Ausbilder Hendrik Schütze und lacht. Auch er ist und Mitglied im gemeinnützigen Verein „Wärme für Kinder e. V.“.

Hürden in der ersten Arbeitswoche

Beim aktuellen Projekt im Casa Emanuel wollten die Handwerker in zwei Teams vor Ort über zwei Wochen aktiv sein. „Im ersten Team waren vier Ofenbaumeister und zwei Gesellen. Sie begannen die Arbeiten, bevor zehn Meisterschüler meiner Klasse und ich in der zweiten Woche dazustießen“, erläutert Hendrik Schütze. Doch nicht alles lief wie ursprünglich geplant. So blieb der Lkw mit den von Firmen gespendeten Materialen mit Pannen in erst in Österreich und dann ein weiteres Mal in Ungarn liegen. Die Lkw-Werkstatt konnte den Schaden erst am folgenden Montag, dem 22.04. beheben, sodass die Kollegen Ofenbauer zu Anfang mit leeren Händen auf der Baustelle standen. Sie waren bereits am Sonntag aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Brandenburg und Sachsen angereist und konnten nun lediglich vorbereitende Arbeiten ausführen, die schnell erledigt waren. Als weiteres Hindernis erwies sich ein bauseits gestelltes Gerüst, das für den Schornsteinbau benötigt wurde, das sich aber als untauglich für die notwendige Arbeitshöhe erwies. Während sich ein Teil der Gruppe auf die Suche nach einer Hebebühne machte, fuhr der andere Teil mit zwei Transportern dem 600 km entfernt liegengebliebenen Lkw entgegen, um Material umzuladen und zumindest mit Ofen- und Schornsteinbau beginnen zu können. Als Ersatz für das untaugliche Gerüst, das zum Bau des zwölf Meter hohen Schornsteins nötig war, wurde eine Hebebühne organisiert, und auch in der örtlichen Lehmgrube packten die Ofenbauer schließlich zu. „Als uns der Lehmmörtel ausgegangen war, fanden wir Sand und Lehm in der Nachbarschaft“, berichtet Hendrik Schütze schmunzelnd von den notwendigen Improvisationen. Das übrige Material traf mit dem zweiten Lkw am Donnerstagmittag in Criscior ein. Was die Ofenbauer dann in den verbleibenden eineinhalb Tagen schafften, war bemerkenswert.

Das fast Unmögliche geschafft

Während die erste Gruppe am Wochenende heimwärts fuhr, war zeitgleich die zweite Gruppe in Richtung Rumänien unterwegs. Ein Ofenbauermeister, ein Unterstützer der Aktion und die werdenden Ofenbauermeister der Meisterklasse aus Dresden machten sich daran, das begonnene Werk zu vollenden. Der erste Tag begann mit einer Baustellenbesprechung, Einteilung der Leute, Herstellen von Schablonen und ersten Arbeiten zur Fertigstellung der Sitzbank. Am zweiten Tag wurden die keramischen Heizgaszüge hinter der Rückenlehne gebaut. Schnell wurde klar, dass es einen Engpass beim Schamottemörtel geben wird. Also wurde nach einer Alternative gesucht, die zur örtlichen Lehmgrube führte. Nach einigem Hin und Her standen am Mittwochmorgen drei Säcke Lehm und Quarzsand bereit. Es konnte also weitergehen, zuerst mit dem Bau der Rückenlehne und dann mit der Errichtung des geschwungenen Aufsatzes mit Nische, Einbau und Anschluss der Abbrandsteuerung und ersten Armierungsarbeiten. Aufgrund des orthodoxen Osterfestes wurde die Feuertaufe bereits auf Donnerstagmittag anberaumt, damit Heimleiter, Erzieher und Hausmeister vernünftig eingewiesen werden konnten. Detailliert wurden die Funktion des Ofens, die maximale Holzmenge, der Hinweis auf trockenes Holz, die richtige Scheitgröße, das korrekte Einstapeln, Heizintervalle, Reinigungsintervalle und die Abbrandsteuerung erläutert. Anschließend brannte das erste Feuer und ließe die Augen der Beteiligten leuchten. Da sich der Ofen nunmehr als zu warm für das abschließende Verfugen und Verputzen erwies, musste eine Nachtschicht für die Arbeiten anberaumt werden. Alle zogen durch, damit am folgenden Morgen nach dem Frühstück ein gemeinsames Abschlussfoto mit Kindern und Erziehern geschossen werden konnte und alle die Heimreise antraten. Im Gepäck bleiben tolle Erinnerungen an ein großartiges Projekt, an freundliche Menschen, die uns rundum versorgt haben und deren Herzlichkeit ansteckend war sowie das unbeschreibliche Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.

Fazit: „Es war spannende Aufgabe. Das Auslandserlebnis war sicherlich auch für die Meisterschüler etwas ganz Besonderes. Schlussendlich sind alle glücklich. Das ist das Wichtigste“, freut sich Hendrik Schütze heute. Und so kann das Sozialhaus Casa Emanuel gestärkt seiner Arbeit nachgehen.

Der Verein „Wärme für Kinder e. V.“

Auch wenn der erste Kachelofen im Vereinssinne schon im Jahr 2001 entstand, erfolgte die offizielle Gründung 2004. Die Initiative „Wärme für Kinder e. V.“ hat sich darauf spezialisiert, in Kinderheimen oder ähnlichen Einrichtungen (vorzugsweise in Osteuropa, aber auch Deutschland) bei Erfordernis kostenlos einen Kachelofen und/oder eine vom Kachelofen versorgte Heizungsanlage zu installieren. So waren Ofenbauer unter anderem schon in Litauen, Lettland, der Ukraine, Weißrussland und Bulgarien aktiv. Die Einrichtungen werden somit auf Grundlage nachwachsender Rohstoffe ökologisch und ökonomisch sinnvoll beheizt. Dies macht sie unabhängig von teuren Energieträgern, die sich die Einrichtungen nicht leisten können. Insofern ist diese Aktion im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe als nachhaltiges Engagement zu sehen. Mit ihren Projekten verbinden die Ofenbauer vom Roten Hahn dringend benötigte Hilfe mit hochwertiger Ingenieurstechnik, ökologischem Denken und Handeln und vor allem mit viel Engagement aller Beteiligten.

Die Vorbereitung und Durchführung der Projekte stellt einen enormen zeitlichen und monetären Aufwand für die Handwerker dar. Es ist daher von äußerster Wichtigkeit, auf alle Eventualitäten vor Ort vorbereitet zu sein. „Lieber zu viel Material mitnehmen als dann vor Ort nicht mehr weitermachen können“ lautet hier die Devise, so Ofenbauermeister Frank Gehring, der selbst einige Projekte organisiert und durchgeführt hat. „Auf Grund der Komplexität und Individualität der Projekte ist im Vorfeld immer eine Besichtigung vor Ort erforderlich, um sich ein genaues Bild von der Lage zu machen.“ Während der zeitliche Aufwand von den Handwerkern kostenlos eingebracht wird, sind sie beim Material auf die Sponsorschaft von Unternehmen der Branche und Spenden der Bürger angewiesen.

Spendenkonto:

Stichwort „Wärme für Kinder“

Sparkasse Rottal-Inn

IBAN: DE48 7435 1430 0022 1986 42

BIC: BYLADEM1EGF

Projektbeteiligte

Planungen, Berechnungen, Vorbereitungen:

Hendrik Schütze, Großenhainer Ofenbauer GmbH, 01558 Großenhain

Sven-Lothar Zeitzmann, Zeitzmann Kachelofen- und ­Kaminstudio, 29227 Celle

André Dix, Hafnertec Heiztechnik GmbH, A-3370 Waasen

Ausführung (1. Woche):

Sven-Lothar Zeitzmann, Zeitzmann Kachelofen- und ­Kaminstudio, 29227 Celle

Tobias Schaldach, Andy und Leonhard, Kachelofen & Kaminbau Tobias Schaldach GmbH, 14959 Trebbin

Thomas Luther, Individuelle Kachelofenbau GmbH, 33184 Altenbeken

David und Josef Zschornak, Öfen-Kamine-Fliesen Zschornak GmbH, 01920 Ralbitz-Rosenthal OT Cunnewitz

Ausführung (2. Woche):

Hendrik Schütze, Großenhainer Ofenbauer GmbH, 01558 Großenhain

André Dix, Hafnertec Heiztechnik GmbH, A-3370 Waasen

Meisterschüler des Meisterkurses Dresden: Marc Alexander Bollmann, Jonas Colban, Timo Alexander Haas, Phillip Hänisch, Justin Kautzsch, Martin Löhnert, Till Lukas, Jim Schmitz, Helene Schütze, Christian Then

Sponsoren Ofenbaumaterial und Logistik:

Heizeinsatz und Abbrandsteuerung: Brunner

Keramik: Ruka/Hafnertec und Sommerhuber

Schamotte, Mörtel, Hüllenbaustoffe: Rath, Ortner, Hafnertec

Dämmstoff: Silca

Schornstein: Schiedel

Abgasrohre, Luftgitter, Kleinmaterial: Hagos

Logistik: Hagos

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