Eigentlich geht doch nichts über ein gemütliches, klassisches Scheitholzfeuer. Zwei wesentliche Nachteile eines konventionellen Kamins oder Ofens lassen sich allerdings nicht wegdiskutieren. Allen technischen Entwicklungen zum Trotz lassen sie sich (von ein, zwei Ausnahmen am Markt abgesehen) nicht ohne händisches Zutun des Ofenbesitzers in Betrieb nehmen, und zweitens ist für einen kontinuierlichen Betrieb regelmäßiges Holznachlegen nötig. Reine Pelletöfen haben diese Nachteile nicht, aber den meisten von ihnen fehlt doch „das gewisse Etwas“ beim Flammenbild. Auch der Brennstoff an sich muss erst industriell aufgearbeitet werden und kann nicht wie frisch geschlagenes Holz aus dem Wald einfach gesägt, gehackt und getrocknet verwendet werden. Bivalent zu betreibende Öfen für Pellets und Scheitholz verbinden die Vorzüge der einen Ofenart mit denen der anderen.
Im Wesentlichen sprechen zwei Gründe für Öfen, die mit zwei Brennstoffen arbeiten können: Erstens ermöglicht die Wahlfreiheit immer auch eine Entscheidung für den Brennstoff, der gerade am preisgünstigsten verfügbar ist – er macht die Nutzer damit unabhängig von Lieferengpässen oder Preisschwankungen am Markt. Der zweite Grund ist eine Komfortfrage. Bislang ist es praktisch nicht möglich, den Scheitholzbetrieb in einem Ofen vollständig zu automatisieren; zwar gibt es vereinzelt automatische Zündeinrichtungen und natürlich auch Abbrandregelungen, aber spätestens beim Nachlegen ist jede Automatik am Ende. Im Pelletbetrieb ist genau dies möglich. Eine elektronische Leistungssteuerung ist hier ebenso Standard wie eine automatisierte Zündung. Damit verbunden ist häufig auch die Möglichkeit einer Fernbedienung über das Smartphone. Das ist vor allem dann interessant, wenn man einen solchen Ofen zum Beispiel in einem Ferienhaus oder auch im Hauptwohnsitz bei Rückkehr von einer längeren Reise rechtzeitig einheizen möchte, um in einem angewärmten Heim anzukommen.
Allen Hybridöfen gemeinsam ist eine relativ große Sichtscheibe, die einen guten Blick auf die Flammen ermöglicht. Deshalb haben die Anbieter dieser Modelle auch darauf geachtet, dass nicht nur das Scheitholzfeuer „schön“ brennt, sondern dass auch das Flammenbild im Pelletbetrieb überzeugen kann. Der Pelletbetrieb kommt vor allem dann in Betracht, wenn man die Ofenwärme über einen längeren Zeitraum, beispielsweise über Nacht, ohne manuelles Zutun nutzen möchte. Fast alle der auf diesen Seiten gezeigten Öfen verfügen über einen Pellettank, der sinnvollerweise mit Sackware befüllt wird.
Weil der kombinierte Einsatz von Scheitholz oder Pellets in einem Ofen allerdings einen ziemlichen konstruktiven Mehraufwand bedeutet, sind diese Öfen nicht nur teurer als Modelle, die nur mit einem Brennstoff arbeiten. Es gibt deshalb auch nur eine recht begrenzte Auswahl am Markt. Eine besondere Herausforderung bei der Konstruktion eines Ofens für zwei Brennstoffe ist die Feuerraumkonstruktion, denn üblicherweise werden Feuerräume für genau einen Brennstoff entwickelt und dann auch dafür optimiert. Hier sollen aber die beiden doch recht unterschiedlichen Brennstoffe Pellets und Scheitholz in nur einem Brennraum verheizt werden können. Dazu ist es notwendig, Brennraumvolumen und -geometrie für beide Betriebsarten zu optimieren. Der Luftführung kommt hier besondere Bedeutung zu, um eine saubere Verbrennung zu erreichen. Bei der Entwicklung geht es aber nicht nur um die Erfüllung der Normen (relevant sind dabei sowohl die EN 13240 für Stückholzöfen als auch die EN 14785 für Pelletöfen. Zusätzlich ist auch noch eine Risikoanalyse erforderlich, denn so etwas wie einen Kombiofen gibt es ja laut Normen eigentlich nicht. Dabei geht es auch um das Benutzerverhalten, und da kann mit unterschiedlichen Brennstoffen natürlich viel mehr variiert werden. All dies ist bei der Entwicklung solcher Öfen zu berücksichtigen.
Einige Hybridöfen haben eine automatische Brennstofferkennung – sie „wissen“, wann mit Scheitholz geheizt wird (und schalten die Pelleteinrichtung dann ab) und wann nicht. Sie können auch nach dem Verlöschen des Scheitholzfeuers unterbrechungsfrei wieder in den Pelletbetrieb übergehen.
Einige Modelle haben wir hier zusammengetragen, auch um einen Überblick über die unterschiedlichen Funktionsweisen zu geben. Wir beschränken uns hier auf die „Wohnzimmermodelle“, also Einzelraumfeuerstätten. Ähnliche Lösungen sind auch als Zentralheizkessel für den Heizungskeller verfügbar, aber die sind eher das klassische Geschäft von Heizungsbaufirmen und nicht von Ofenbaubetrieben.
Aduro
Mit Naturzug, allerdings mit mechanischer Pellet-Fördereinrichtung (Schnecke) arbeitet der Hybridofen von Aduro. Der dänische Hersteller weist darauf hin, dass ein stabiler Schornsteinzug Voraussetzung für den störungsfreien Betrieb des Ofens ist. Ist dieser aus baulichen Gründen nicht gewährleistet, wird ein Rauchsauger zur Zugoptimierung benötigt, der jedoch auch über den Hersteller bezogen werden kann. In dem Hybridofen von Aduro kann auch während des laufenden Pelletbetriebs jederzeit Scheitholz eingelegt werden, was den Vorzug bietet, dass sich dies gleich durch die Pellets mit entzünden lässt. Der Hersteller empfiehlt überdies regelmäßig auch mit hochwertigem, trockenem Scheitholz zu heizen, um die Brennkammer freizubrennen und so den Abbbrand zu optimieren und die Emissionen zu senken.
Austroflamm
Der Pelletofen „Mo Duo“ von Austroflamm bietet eine vollautomatische Brennstofferkennung. Wird die Feuerraumtür geöffnet, erscheint am Display die Frage, ob Holz eingelegt wurde (ja/nein). Wird mit ja geantwortet (oder auch nicht geantwortet), dann stellt sich der Ofen auf Scheitholzbetrieb um. Das heißt, die Pelletzufuhr wird gestoppt und in weiterer Folge wird auch der Rost für den Holzbetrieb geöffnet. So einfach ist das, der Benutzer hat damit keine Arbeit. Der Pelletvorratsbehälter des „Mo Duo“ von Austroflamm fasst satte 51 Liter, entsprechend rund 34 Kilogramm Pellets. Er bietet damit bei einem Pelletverbrauch zwischen 0,6 und 1,87 Litern pro Stunde eine Brenndauer zwischen 18 und 56 Stunden.
Klover
Aus Italien kommt der wasserführende Kombiofen „Bi-Fire Mid” von Klover, der wie auch die größeren Modelle über zwei separate Brennräume (links für Pellets, rechts für Scheitholz) verfügt. Die Feuerraumtüren haben eine doppelte Keramikglasscheibe, eingekleidet ist der Ofen in handgefertigte und handdekorierte Kacheln, die in sechs verschiedenen Farbtönen erhältlich sind. Serienmäßig sind eine vollständige hydraulische Ausstattung und das Sicherheitssystem „Sicuro top”. Die elektronische Steuerung ist entweder über das eingebaute Touch-Bedienpaneel oder über Smartphone und W-LAN möglich.
Lohberger
Die zeitlos klassische Erscheinung lässt es vielleicht nicht vermuten, aber die Holzherde der Varioline LCP Classic-Linie mit Backrohr bieten technologisch alles, was das Herz begehrt. Über eine App lassen sich diese Herde ganz einfach fernsteuern. Als Brennstoff können Pellets ebenso wie Holzscheite verwendet werden. Mit diesen Geräten zeigt Lohberger eindrucksvoll, wie zukunftsweisend Holzherde sein können. Die Kombiherde sind für noch mehr Leistung aus gleicher Holzmenge mit dem Lohberger-Jetfire-System ausgestattet und daher besonders effizient. Die Bündelung der Flammen direkt über dem Feuerraum und extra zugeführte Verbrennungsluft bewirken einen „Turboeffekt“, der zu Temperaturen bis zu 1200° C führt. Die in verschiedenen Farben erhältlichen Herde können als frei stehende, an Küchenzeilen angebaute oder in Küchenzeilen integrierte Herd aufgestellt werden. Jeder Festbrennstoffherd der Serie Varioline Classic kann mit einem Pelletmodul kombiniert werden. Es wird in einem, in passender Farbe und Optik emaillierten Einbauschrank verbaut. Die Standardgerätebreite der Serie Classic erhöht sich dadurch um 37,5 Zentimeter.
Max Blank
Auch Max Blank, Ofen- und Ofenzubehörfabrikant aus Westheim, zählt zu den Herstellern von Kombiöfen. Der Hersteller bietet eine breite Palette von rund 60 Scheitholzöfen, die durch Verwendung einer Pelletkassette für beide Brennstoffe nutzbar sind. Alle arbeiten stromlos mit Naturzug. Diesen unbestreitbaren Vorteil, der ja auch ein Stück Versorgungssicherheit bei Stromausfall bedeutet, erkauft man sich mit dem Verzicht auf eine automatische Beschickung im Pelletbereich und mit rund fünf Minuten Aufwand beim Wechsel der Brennstoffe, denn für den Pelletbetrieb wird eigens eine Pelletkassette mit einem modellabhängigen Fassungsvermögen von bis zu 7,5 Kilogramm in den Brennraum eingesetzt. Dafür ist anschließend auch die besonders ruhig abbrennende Pelletflamme besonders schön anzusehen.
Palazzetti
Palazzetti hat die Multifire-Technik weiter perfektioniert, um immer höhere Leistungen zu bieten: zwei Brennstoffe für zwei verschiedene Komfortansprüche: Holz für ein traditionelles Feuer, dessen heimelige Wärme sowohl den Raum als auch das Herz erwärmt. Pellets, um die Vorteile der fortschrittlichsten, automatischen und programmierbaren Technologie genießen zu können. Die Produktgruppe „Multifire NT Palazzetti” ist in luftgeführter Version „Aria” und in wasserführender Version „Idro” erhältlich. Die Verbrennungsluft lässt sich kanalisieren. Der „Air Driver” stimmt dabei das Verhältnis zwischen Primär- und Sekundärluft auf den verwendeten Brennstoff ab, gleichzeitig dosiert das System Combustion Controll die Förderleistung. Der große Feuerraum und die erhöhte Feuerfläche verbessern die Nutzbarkeit für den Kunden, der so bis zu 5 Kilogramm Holz pro Stunde einfüllen kann. Dank der eingebauten O2Ring-Technologie arbeiten die Multifire-Öfen von Palazzetti besonders umweltfreundlich, da diese die Kohlenmonoxid- und Feinstaubemissionen verringert. Der „Multifire NT” läst sich dank der App Palazzetti per Fernbedienung mit dem Smartphone steuern.
Pasqualicchio
Die Öfen aus dem „Idro Pasqualicchio”-Programm sind eine interessante Alternative zu Gas- oder Flüssigbr„ennstoffen. Sie verbinden die Annehmlichkeiten einer schönen Flammenbildung mit einer effizienten Hausbeheizung. Eine gebläseunterstützte Wärmelieferung und eine Warmwasserbereitung sind inbegriffen. Das Modell „Eneide“ ist gemäß EN 14785 Klasse 5 mit vier Sternen zertifiziert. Das Außergewöhnlichste an diesem Hybridofen ist allerdings der Alternativbrennstoff zu den Pellets: Olivenkerne und Nussschalen! Mit seiner klaren kubischen Linienführungen und seinen schlanken Abmessungen sowie der eleganten Glasfront eignet er sich auch für beengte Einbauorte, eine wärmedämmende Doppelverglasung schützt Kinder vor Verbrennungen. Ausgestattet mit automatischer Zündung und einem hermetisch geschlossenen Brennstoffbehälter bietet er höchste Sicherheit. Die Steuerung ist übers Display oder per App über W-LAN möglich.
Piazzetta
Mit der serienmäßigen App „My Piazzetta“ lässt sich bei den Hybridöfen die Pelletzündung aus der Ferne aktivieren, sodass einen bei der Rückkehr nach Hause eine angenehme Wärme erwartet. Anschließend können die Kunden zum Scheitholzbetrieb übergehen: Nach Einlegen der Holzscheite in den Ofen wird der Wechsel des Brennstoffs unmittelbar und vollautomatisch erkannt. Die Steuerung des Hybridbetriebs erfolgt vollelektronisch dank des „Infinity Control System ICS”, einem System, das sowohl beim Heizen mit Pellets als auch mit Holz höchste Effizienz garantiert. Mit einem Ofen der „Infinity”-Baureihe ist es auch möglich, mit natürlicher Konvektion zu heizen. Der Lautlosbetrieb durch Konvektion kann auch bei Öfen mit Multifuoco-System genutzt werden, denn ein einfacher Klick genügt, um die Luftverteilung mit Warmluftgebläse zu deaktivieren. Bei Multifuoco-Ausführungen ist es durch die Kombination mit einem Kanalisierungssystem außerdem möglich, mehrere Räume zu beheizen, die sich auch auf verschiedenen Etagen befinden können. Mit der Funktion Multicomfort Plus kann in einem Raum, der über das Kanalisierungssystem geheizt wird, eine andere Temperatur als im Aufstellungsraum programmiert werden. Die Raumtemperatur kann wahlweise auch über einen externen Thermostat erfasst werden, der direkt an die Elektronikplatine des Ofens angeschlossen wird. Die Baureihe „Infinity Plus” verfügt zudem über eine Reihe von elektronischen Sicherheitseinrichtungen zur ständigen Überwachung der Parameter bei eingeschaltetem Ofen. So erkennt ein Sensor eventuell vorhandene Behinderungen im Rauchabzugsrohr oder Störungen im Rauchabzugssystem. Bei Störungen gibt der Ofen ein akustisches Signal ab und zeigt auf der Fernbedienung eine entsprechende Meldung an. Wenn dies während des Pelletbetriebs geschieht, wird die Verbrennung automatisch abgeschaltet.
Rika
Der österreichische Hersteller Rika ist ein weiterer Anbieter von Kombigeräten, und auch bei den Rika-Öfen wie beispielsweise den Modellen „Induo” und „Paro” wird die vollautomatische Pelletfunktion (mit Fernsteuermöglichkeit über die „Rikatronic 3” und einem Pellettank mit 34 Kilogramm Fassungsvermögen) für das Dauerheizen empfohlen. das Modell „Paro” kann darüber hinaus mit dem „Multi Air System” ausgestattet werden und so gebläseunterstützt über ein Rohrsystem zwei weitere Räume mit beheizen.
Tulikivi
Ein weiterer Anbieter von Kombiöfen ist der finnische Hersteller Tulikivi, bekannt durch seine Specksteinöfen. Mit dem neuen Tulikivi-Pelletsystem Green P10 können je nach Wahl sowohl Holzscheite als auch Pellets verbrannt werden. In der Wirbelkammer von Tulikivi vermischen sich Verbrennungsgase und Verbrennungsluft effektiv, weil der Großteil der Verbrennungsluft durch die Luftschlitze zwischen den Feuerraumplatten an genau die richtige Stelle über Holzscheiten und Pellets strömt. Aufgrund der effektiven Vermischung ist die Verbrennung besonders sauber, und jetzt können außer Scheitholz im selben Feuerraum auch Pellets verbrannt werden. Das Pelletsystem lässt sich einfach in bestehenden Öfen der neueren Generation installieren, die Tulikivi-Händler können die Kompatibilität prüfen und bestätigen. Die Wirbelkammer der Tulikivi-Öfen kann die gesamte Ladung Pellets für einen Heizvorgang auf einmal aufnehmen, wobei das Feuer den gesamten Feuerraum ausfüllt.
Die oben vorgestellten Ofenmodelle erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie dürften das Marktgeschehen und auch die verschiedenen technischen Ausstattungen aber im Großen und Ganzen überzeugend abbilden. Und vielleicht bringen sie ja auch den einen oder anderen Ofenbaukollegen auf die Idee, seinem Kunden zwei Öfen (in einem) anzubieten.