Nach zweijähriger Coronapause öffnete das Walter-Bucerius-Seminar in Titisee wieder seine Pforten zum Live-Event, was von den Besuchern sehr gerne angenommen wurde. Begrüßt wurden die Gäste von Jörg Knapp, der das Mikrofon gleich an Folkmar Ukena für den ersten Vortrag des Seminars weiterreichte.
Die Zukunft des Kachelofenbauer-Handwerks: Das alles beherrschende Thema lautet Klimaschutz, so Folkmar Ukena. Welche Auswirkungen hat dies für das Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerk und wohin wird sich vermutlich alles entwickeln? Lenkt man den Blick auf Details, stellen sich spannende Fragen wie: „Welche Vorgaben stellt Europa künftig an Einzelfeuerstätten?“ oder „Wie geht es national mit dem GEG, der 1. BImSchV und dem Klimaschutzgesetz weiter?“ Ausführlich informierte er über diese Themen.
Die Zukunft des Kachelofenbaus beginnt beim Berufsbild, und eine Zukunft gibt es nur durch Nachwuchs und Nachfrage, so sein Tenor.
Ausführlich erläuterte er in vergleichenden Darstellungen über den europäischen und nationalen Rahmen, was die Punkte Klima- und Luftqualität von Bauprodukten, Eco-Design, Energielabel, Erneuerbare Energien und vieles mehr ausmacht.
Der Kachelofenbau hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Beheizung von Wohnräumen gespielt und wird auch weiterhin eine Rolle spielen. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Veränderungen, auf die sich der Kachelofen einstellen muss, um zukunftsfähig zu bleiben.
Eine der Herausforderungen ist die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Heizsystemen. Kachelöfen sind zwar grundsätzlich eine nachhaltige und umweltfreundliche Heizoption, da sie Holz als Brennstoff nutzen, aber es gibt auch Bedenken bezüglich der Luftverschmutzung durch die Verbrennung von Holz. Um diesen Bedenken entgegenzuwirken, müssen Hersteller von Kachelöfen darauf achten, dass sie die strengen Emissionsstandards erfüllen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Digitalisierung. Immer mehr Haushalte möchten ihre Heizsysteme in ihr Smart Home integrieren und über mobile Geräte steuern können. Daher sollten Hersteller von Feuerstätten auch digitale Optionen für ihre Öfen anbieten, wie beispielsweise die Möglichkeit, die Temperatur per Smartphone zu steuern.
Insgesamt wird der Kachelofenbau auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Beheizung von Wohnräumen spielen, allerdings müssen Hersteller von Kachelöfen und das Handwerk sich auf die Veränderungen und Herausforderungen einstellen und entsprechend darauf reagieren.
Unsere Wälder im Spannungsfeld von Ökonomie und Klimaschutz: Gasmangel und explodierende Energiekosten: Die Nachfrage nach alternativen Heizquellen steigt rasant. Immer mehr Menschen denken dabei an Holz. Doch welches Nutzpotenzial als erneuerbarer Energieträger bringt uns der Wald? Und wie meistern unsere Wälder den Klimawandel? Harald Wetzel lieferte in seinem Beitrag die Antworten. Er informierte über den Wald in Baden-Württemberg heute. Auf einer Gesamtfläche von 1,37 Millionen Hektar sind fast 40 Prozent der Landesfläche bewaldet, davon 53 Prozent Nadelholz und 47 Prozent Laubholz. Künftig wird es einen Waldumbau mit Förderung des Laubholzes geben, Nadelholz tritt zurück, dafür wird es mehr Mischwald oder reines Laubholz geben. Auch wird es eine Einbringung alternativer Baumarten und wärmeliebender, trockenresistenter Baumarten geben. Weiter informierte er unter anderem über Energieproduktion und -verbrauch in Baden-Württemberg, politische Rahmenbedingungen für die Waldwirtschaft und Innovationen in der Holzverwendung.
Einsatz von Regelungstechnik bei Einzelfeuerstätten: Untersuchungen und Studien haben gezeigt, dass der Nutzer einer Feuerstätte einen wesentlichen Einfluss auf die entstehenden Emissionen hat. Insoweit ist jede Reduktion des Nutzereinflusses ein Beitrag zum Umwelt- und Gesundheitsschutz. In dem Vortrag von Klaus Leihkamm ging es um mögliche Einsätze von Regelungstechnik bei Einzelfeuerstätten und was bei der Planung und Realisierung alles zu beachten ist. Klaus Leihkamm informierte die Zuhörer darüber, dass Holzfeuerstätten in Deutschland den höchsten Anforderungen auf dem Prüfstand genügen, aber das „Holzheizwissen“ beim Nutzer nicht vorhanden ist. Dadurch kommt es zu Fehlbedienungen und höheren Emissionen.
Er verwies darauf, dass gerade der flächendeckende Einsatz von Regelungstechnik zur Optimierung der Verbrennung beiträgt und damit hilft wertvolle Ressourcen einzusparen und Emissionen zu verringern.
Generation Z – Die Mitarbeiter der Zukunft: Der Bedarf an Berufsnachwuchs stellt insbesondere das OL-Handwerk vor enorme Herausforderungen. Um qualifizierten Nachwuchs zu erhalten, ist es unverzichtbar zu wissen, wie die junge Generation eigentlich „tickt“. Nur wer die Erwartungen und Bedürfnisse der jungen Mitarbeiter kennt, kann sein Unternehmen darauf ausrichten. Die Betriebswirtschaftlerin Katherina Reiser erklärte die „Generation Z“ und gab praxisnahe Tipps, wie man deren Vertreter als Mitarbeiter gewinnt und bindet.
Schon Sokrates, (479–399 v. Chr.) sagte: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer“. So begann Katherina Reiser ihren Vortrag. Also gar nicht mal so neu, das setzt sich nämlich von Generation zu Generation fort.
Die Generation Z wird wieder vor ganz andere Herausforderungen gestellt als die Generationen vor ihr. Anders aufgewachsen mit der kompletten digitalen Technik haben sie auch andere Vorstellungen als ihre Vorgängergenerationen. Und doch müssen sie in der Welt bestehen. Dabei spielt ihnen die demografische Entwicklung in die Hände. Sie müssen nicht irgendetwas tun, sondern können sich gezielt aussuchen, wo sie arbeiten wollen und sich dabei auch wohlfühlen. So suchen sie zum Beispiel nach Sinnhaftigkeit und Erfüllung bei der Arbeit, wollen sich aber nicht vom Beruf „auffressen“ lassen, damit Freizeit auch noch einen Raum in ihrem Leben hat. Danach gab die Referentin noch einen ausführlichen Ausblick, was von der nachfolgenden Generation Alpha zu erwarten ist.
Ein interessantes Thema, das ein ganzes Buch füllen könnte, besonders für die Führungskräfte, die mit der Generation Z zu tun haben, um auf deren Bedürfnisse im Arbeitsleben einzugehen.
Der erste Tag des Seminars endete mit einem gemütlichen Beisammensein im Restaurant Bergsee.
Mittwoch, 22. März 2023
Einbindung von Einzelfeuerstätten in die Warmwasserzentralheizung: Am Mittwochmorgen eröffnete Hans-Georg Baunach den zweiten Seminartag mit seinem Vortrag, der Aufschluss über die physikalisch-technischen Grundlagen effizienter Wärmeverteilung und -speicherung im Pufferspeicher gab. Worauf es dabei ankommt und was es mit der sogenannten „Schichtung“ auf sich hat, zeigte er anhand von Praxisbeispielen und Untersuchungsergebnissen auf.
Von positiven Bewertungen als OL-Betrieb profitieren: Onlinebewertungen sind ein günstiges Werkzeug, mit dem Sie für Ihren Betrieb werben und von denen Sie profitieren können. Je mehr Bewertungen Sie erhalten, desto besser werden Sie beispielsweise bei Google in den lokalen Suchergebnissen sichtbar. Und eine gute Sichtbarkeit zahlt nicht nur auf Ihr Kundenmanagement ein, sondern auch auf Ihre Arbeitgebermarke. Tobias Bühner entführte die Zuhörer in die Welt des Online-Bewertungsmanagements und informierte über die Chancen, die sich daraus ergeben.
Laut Statistik lesen 98 Prozent Onlinebewertungen von lokalen Unternehmen, 65 Prozent hinterließen Bewertungen als Reaktion auf Anfragen von Unternehmen. Auch Arbeitgeberbewertungen werden gerne gelesen, denn hier erfährt man doch einiges über das Unternehmen.
Die digitale Visitenkarte in Form einer informativen Internetseite der Unternehmen ist daher unabdingbar. Auch sollten Sie ihre Kunden bitten, eine Bewertung abzugeben und diese eventuell dann auch beantworten. Von positiven Bewertungen kann nämlich jeder Betrieb profitieren.
Konsequenzen europäischer Normung auf die Planung von Installation und Einzelfeuerstätten: Es bewegt sich was, und das nicht wenig! Ob Ökodesign-Richtlinie, Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) oder normative Vorgaben – alles steht auf dem Prüfstand oder befindet sich bereits in der Überarbeitung. Frank Kienle informierter, was auf Deutschland auf das OL-Handwerk zukommt; was zum Beispiel bei der Planung und beim Aufstellen von Einzelfeuerstätten für feste Brennstoffe zu beachten ist. Ein Vortrag, der stetige Aufmerksamkeit erforderte, da Normen, Gesetze und Vorschriften das A & O der Ofenbauer sind.
Streifzug durch die Beratungspraxis: Ob Bau- oder Immissionsrecht, ob Energierecht oder Vorgaben technischer Richtlinien – als Ofenbauer muss man stets aktuell informiert sein. Den bewährten Bericht zu aktuellen Entwicklungen mit konkreten Praxisbeispielen gab auch dieses Jahr Technik-Referatsleiter Jörg Knapp vom Fachverband. Seine Themen
– Ersatzdämmstoffe
– Unternehmererklärung
Abends ging es zum traditionellen Schwarzwald-vVesper bei dem sich die Teilnehmer noch ausführlich über die behandelten Themen miteinander in entspannter Atmosphäre austauschen konnten.
Donnerstag 23.3.2023
Die Leistung und der Materialpreis – Das Angebot entscheidet:
Das Angebot ist die wesentliche Grundlage dafür, ob ein Auftrag erfolgreich und wirtschaftlich verläuft. Es sollten darin klare Regelungen zum Umfang der vertraglichen Leistungen enthalten sein, ebenso wie entsprechende AGB-Regelungen zu Materialpreiserhöhungen und Lieferfristen. Der Vortrag von Christoph Cristiansen gab Einblicke in die verschiedenen Vertragsformen, wie Pauschal-, Einheitspreis- und Stundenvertrag, und lieferte wertvolle Tipps für die Praxis.
Anforderungen an Schornsteine: Bei der Frage „Welcher Schornstein ist der passende für das Bauvorhaben?“ machen neue Entwicklungen dem OL-Handwerker das Leben schwer. Da spielt die europäische Ebene ebenso eine Rolle wie die nationale Normung, wie beispielsweise die DIN 18160-1, oder auch Änderungen im Baurecht. Diese Einflüsse wurden von Burkhard Kehm auf einen Nenner gebracht.
Mehrfachbelegung von Schornsteinen: Gerade in Süddeutschland hat die Mehrfachberlegung von Schornsteinen Tradition. Allerdings haben sich in den letzten Jahren Änderungen in den gesetzlichen Vorgaben als auch bei den Regeln der Technik ergeben.
Wie die heutigen Anforderungen aussehen und welche Auswirkungen diese auf die Praxis haben, erklärte Karl.Heinz Sigel den Zuhörern dezidiert.
Aus der Praxis für die Praxis – Bericht eines Sachverständigen: Fehler geschehen! Aber warum nicht aus den Fehlern Anderer lernen? Über Alltägliches und Kurioses aus dem Leben eines Sachverständigen für das Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerk berichtete Reinhold Bittner, der wieder einige interessante Fälle für die Zuhörer im Gepäck hatte.
Nach soviel geballtem Wissen verabschiedete sich Jörg Knapp von den Teilnehmern und wünschte alen eine gute Heimreise , allerdings nicht ohne auf den nächsten WBS-Termin hinzuweisen: Dieser ist vom 5. bis 7. März 2024.