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Stimmungsbarometer Juni 2022

Wie läuft das Gasgeschäft?

Auch diesmal haben wir (erfolgreich) versucht, mindestens je eine Person aus dem Ofenbau-Handwerk, aus dem Bereich Hersteller/Industrie und aus den Verbänden für ein Interview zu gewinnen. Geantwortet haben uns Frank Kienle (GF HKI Industrieverband), Nikolaus Fleischhacker (GF Oranier Heiztechnik GmbH), Colin Rokossa (GF Camina & Schmid Feuerungstechnik GmbH), Peter Laß (Vertriebsleiter Gasprodukte Spartherm Feuerungstechnik GmbH) sowie Björn Keller (GF Keller’s Kaminhof).

Nur Frank Kienle vom HKI hat den in einigen Fragen von uns irrtümlich verwendeten Begriff „Gasfeuerstätten“ wörtlich genommen und präzise genau darauf geantwortet – aus Sicht des übergeordneten Verbands war dies natürlich auch naheliegend. Die anderen haben den Begriff „Gasfeuerstätten“ in ihren Antworten allerdings so interpretiert, wie der Fragesteller es eigentlich gemeint hatte – nämlich bezogen auf gasbetriebene Einzelraumfeuerstätten, also auf Gaskamine und -kaminöfen ohne Gasheizkessel. Weil durch Herrn Kienles Antworten nun das gesamte Spektrum „Gasfeuerstätten“, also auch der Kesselgeräte, abgebildet ist, sind wir dankbar, auf diese Weise die Situation im gesamten Bereich Gasheiztechnik beleuchten zu können.

Eine weitere „Unschärfe“ in einer unserer Fragen hat Peter Laß von Spartherm entdeckt und dankenswerterweise klargestellt – zum Flüssiggas. Beim Flüssiggas aus den LNG-Terminals, das in Deutschland und Europa zukünftig wohl vermehrt durchs öffentliche Gasnetz strömen wird, handelt es sich nämlich chemisch nicht um das Propan- oder Butan-Gas, das in Flaschen oder Tanks für Flüssiggaskamine verwendet wird. „Entflüssigtes“ LNG-Gas entspricht in seinen Eigenschaften herkömmlichem Erdgas. Dies vorweg zur Erklärung.

Nachfolgend nun die Fragen und Antworten unserer Interviewpartner:

K&L: Seit einigen Jahren sind Gasfeuerstätten ein florierendes Marktsegment. Nun sind durch den Russland-Ukraine-Krieg die Energiepreise, vor allem auch für Erdgas, kurzfristig kräftig angestiegen. Mittel- und langfristig könnte es überdies durch einen Boykott des Erdgasbezugs aus Russland zu Verknappungen auf dem heimischen Markt kommen. Beobachten Sie deswegen aktuell eine gesunkene Nachfrage nach Gasfeuerstätten? Falls nicht, weshalb glauben Sie, dass die Energiepreise und/oder die Versorgungslage bei Erdgas für den Kundenkreis womöglich nur eine untergeordnete Rolle spielt?

Björn Keller

Foto: Björn Schneider

Björn Keller
Peter Laß

Foto: Peter Laß

Peter Laß

Björn Keller: Bisher verspüre ich noch keine rückläufigen Anfragen. Richtig ist, dass die Nachfrage nach Holzfeuerstätten deutlich angestiegen ist, wodurch prozentual die Gasanfragen abnehmen, aber fast in gleicher Menge da sind wie vorher. Auch wenn sich langfristig die Gaspreise erhöhen, glaube ich nicht, dass es der Branche Abbruch tut. In Stadtwohnungen, als Alternative zu erschwerten Ableitbedingungen oder wegen der Bedienfreundlichkeit wird der Markt für Gaskamine stabil bleiben.

Peter Laß: Ohne Frage beschäftigt dieser Umstand aktuell die Konsumenten. Fakt ist jedoch, dass das erste Quartal 2022 noch hervorragende Zahlen eingebracht hat, die komplett der Vorplanung entsprachen. Erstmals im April 2022 gab es einen kleinen Einbruch beim Auftragseingang der Gasfeuerstätten, der sich jedoch nur im einstelligen Prozentbereich bewegt. Die Preisentwicklung für Gas dürfte dabei nachrangig sein. Die Käufer von Gasfeuerstätten sind in der Regel sehr gut situiert und lassen sich vom aktuellen Gaspreis kaum beeinflussen. Lediglich gewisse Ängste hinsichtlich der generellen Versorgungssicherheit haben hier für eine temporäre Zurückhaltung gesorgt.

Foto: Camina

Colin Rokossa
Nikolaus Fleischhacker

Oranier

Nikolaus Fleischhacker
Frank Kienle

Foto: HKI

Frank Kienle

Colin Rokossa: Wir beobachten aktuell einen Rückgang der Nachfrage im Bereich der Gasfeuerstätte. Zu Beginn der Eskalation haben wir schlagartige Reaktionen wie Stornierungen oder Umbestellungen von Gasgeräten zu Holzgeräten erlebt. Nun hat sich die Lage stabilisiert, die Nachfrage nach der Gaseinzelraumfeuerstätte ist allerdings insgesamt in Deutschland gesunken.

Nikolaus Fleischhacker: Bei Gaskaminöfen kommen zwei Faktoren zusammen: zum einen geht es um das Heizen an sich, und zum anderen schätzen diese Kunden das gemütliche Ambiente der flackernden Flamme. Wir gehen davon aus, dass der steigende Gaspreis kein K.o.-Kriterium für die Kaufentscheidung zugunsten eines Gaskaminofens darstellt. Für den Nutzer überwiegen die Vorteile. Überdies ist eine Umrüstung auf einen alternativen Energieträger nicht leicht erledigt, sodass der Verbraucher vermutlich bei seinem Gaskaminofen bleiben wird. Die Nachfrage ist daher bisher nicht zurückgegangen. Langfristig gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach allen Heizgeräten mit fossilen Energien – darunter auch Gas – rückläufig sein wird.

Frank Kienle: Noch heizt die Mehrheit der Deutschen mit Gas. Allerdings ist die Zukunft der Gasheizung zumindest im Neubau ungewiss. Schon ab dem Jahr 2025, also in drei Jahren, soll es nach aktuellem Koalitionsvertrag verboten werden, eine Gasheizung im Neubau als alleiniges Heizgerät zu installieren. Der Krieg in Osteuropa wird diesen Prozess und damit die Umstellung auf Erneuerbare Energien zusätzlich beschleunigen. Auch wenn Gas geringere CO2-Emissionen gegenüber anderen fossilen Energieträgern verursacht, war diese „letzte“ fossile Heizquelle auch schon vor dem Ukrainekonflikt im Fokus der Regierung. An solchen Vorhaben hängt auch die generelle Überlegung eines Gasanschlusses. Ist Gas weiterhin knapp oder steigt es im Preis, wird auch der Bestandsbau eine Alternative brauchen. Davon betroffen sind dann ebenso die Gasfeuerstätten. Werden Verbraucher verunsichert, greifen sie zu Alternativen oder setzen ihr Vorhaben erst einmal aus. So setzt sich der derzeitige Rückgang bei den Gasgeräten auch weiter fort. Kritisch zu beobachten ist auch der strikte Kurs Hollands – sonst ein großer Gasfreund, kurzfristig ganz weg vom Gas kommen zu wollen. Das gleiche trifft auch auf Belgien zu.

K&L: Um baldmöglichst von russischem Erdgas unabhängig zu werden, sollen unter anderem die Kapazitäten für Flüssiggas (LNG) ausgeweitet werden. Wird von Interessenten für Gaskamine deswegen zurzeit auch schon verstärkt nach Flüssiggaskaminen gefragt?

Björn Keller: Nein, ist ja auch eher unkomfortabel und mit strengen Lagervorschriften verbunden. Keiner möchte Flaschen schleppen. Propangas ist eher eine Notlösung, wenn kein Erdgasanschluss möglich ist.

Peter Laß: Diese Frage ist fachlich nicht ganz korrekt. Das oft besprochene LNG ist „Liquified Natural Gas“ und somit künstlich verflüssigtes Erdgas, das nach einer Abkühlung auf rund –161 C ° nur noch etwa ein Sechshundertstel das gasförmigen Volumens benötigt. Die Einspeisung dieser Gase in unsere Netze erfordert keinerlei Änderungen an den Geräten. Für den Verbraucher ergeben sich durch den Einsatz von LNG keinerlei Veränderungen, da diese Gasart nach der Dekompression physikalisch wieder Erdgas G 20 entspricht und nicht mit klassischem Flüssiggas wie Propan vergleichbar ist.

Colin Rokossa: Der Mix aus Flüssig- und Erdgasgeräten hat sich aktuell geringfügig positiv für die mit Flüssiggas betriebenen Feuerstätten entwickelt.

Nikolaus Fleischhacker: Wir können nicht feststellen, dass es mehr Nachfrage nach Flüssiggaskaminöfen gibt.

Frank Kienle: Wir können hier noch keinen aussagekräftigen Trend beobachten. Solch eine Entwicklung zeichnet sich immer zeitlich versetzt ab und auch nur dann, wenn es sich um eine langfristige Situation handelt. Fest steht: Seit 2007 verzeichnen die „Gasraumheiz- und Dekogeräte“ ein beachtliches Wachstum (wenngleich auf relativ niedrigem Niveau), welches nun zum Erliegen gekommen ist. Wie ich schon zu Anfang erwähnte, wartet der Kunde ab oder entscheidet sich für eine jetzt verfügbare Alternative. Da kommen natürlich mit Holz oder Pellets befeuerte Einzelraumfeuerstätten wie Kaminöfen zum Tragen. Zumal uns der regional verfügbare Rohstoff Holz, krisensicher und nachhaltig bewirtschaftet, weiterhin in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Am Ende aber wird Gas als Brückentechnologie eine Rolle spielen. Bestehende Gasheizungen werden nicht mal so eben abgeschafft und das Gasnetz auch nicht zurückgebaut. Ganz „ohne“ wird es im Moment jedenfalls nicht gehen. Trotz der Alternativen wie Wasserstoff oder Biomethangas. Bis diese Technologien aber in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und bedenkenlos ins bestehende Gasnetz eingespeist werden können, wird noch einiges an Zeit vergehen.

K&L: Eine Frage an die Hersteller/Vertriebsunternehmen von Gaskaminen: Sind Ihre Feuerstätten auf Wunsch auch für Flüssiggasbetrieb erhältlich? Lassen sie sich gegebenenfalls nachträglich umrüsten? Falls ja, welcher Aufwand ist damit verbunden?

Peter Laß: Nahezu alle DRU-Gaskaminmodelle sind auch für die Flüssiggasarten Propan sowie oftmals auch Butan (Butan ist vorwiegend in Südeuropa relevant) vorbereitet und zertifiziert. Eine Umrüstung erfordert jedoch einen Brennertausch, da Erdgas und Flüssiggas gänzlich unterschiedliche physikalische Eigenschaften haben. Insofern ergeben sich hier schon nennenswerte Kosten.

Colin Rokossa: Alle unserer Gasbrandprodukte sind sowohl für Erdgas als auch Flüssiggasbetrieb geeignet, jedoch werden je nach Gasart unterschiedliche Ausführungen des Gerätes ausgeliefert. Die Umrüstung unserer Gasgeräte von Erd- auf Flüssiggasbetrieb ist für einen geschulten Fachmann problemlos und ohne weiteren großen Aufwand möglich.

Nikolaus Fleischhacker: Unsere Gaskaminöfen lassen sich grundsätzlich umrüsten. Es reicht aber nicht aus, nur die Düse zu tauschen. Es muss der gesamte Brenner gewechselt werden. Das ist durch den Oranier-Kundendienst, oder einen unterwiesenen Installateur in 1-2 Stunden erledigt. Diese Umrüstung darf in keinem Fall durch den Verbraucher selbst durchgeführt werden.

Frank Kienle: Grundsätzlich wird LNG-Gas ja nur für den Transport verflüssigt und weist im nachträglichen Gebrauch wieder den bekannten Zustand auf, sodass es egal ist, ob das jetzige Erdgas durch die Leitung fließt oder das quasi wieder umgewandelte LNG-Gas. Ein Gaskamin läuft mit beidem. Anders bei LPG-Gas. Hier handelt es sich um einen anderen Brennstoff. Da müssten die aktuell angeschlossenen Gasfeuerstätten darauf ausgelegt sein oder halt direkt ein Flüssiggaskamin her. Technisch ist – abhängig von der Eignung des Geräts - eine Umrüstung durch Fachpersonal möglich, allerdings muss auch am Gebäude LPG zum Beispiel durch einen Flüssiggastank oder in Form von Gasflaschen zur Verfügung stehen.

K&L: Wie schätzen Sie allgemein die Zukunft für Gasfeuerstätten ein? Erwarten Sie eher eine weitere Steigerung der Umsätze oder einen Rückgang?

Björn Keller: ich denke der Markt wird sich nach der Krise stabilisieren

Peter Laß: Das erste Quartal 2022 verlief absolut erfolgreich mit einer geplanten deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Erstmals im April 2022 gab es einen kleinen Rückgang wie oben bereits benannt. Momentan ist die Lage schwer abzuschätzen, da die geopolitische Situation völlig offen ist. Wir gehen jedoch davon aus, dass die zahlreichen Argumente für Gasfeuerstätten weiterhin hohe Relevanz haben und es somit nur zu kurzen, temporären Einbrüchen kommen wird. Viele andere Faktoren, beispielhaft die neuen Ableitbedingungen der BImSchV Paragraf 19, erschweren die Bedingungen für Holzfeuerstätten und öffnen somit weiter viele Türen für den Gaskamin als komfortable Alternative. Der Gaskamin wird daher auch in Zukunft ein wichtiges Produkt in unser Branche bleiben, auch wenn es möglicherweise zu einer kurzfristigen Verringerung des sonst so rasanten Umsatzanstiegs kommen könnte.

Colin Rokossa: Aktuell rechnen wir nicht mit einer steigenden Nachfrage, solange nicht eine nachhaltige Versorgung gewährleistet ist. Dennoch sehen wir langfristig nach wie vor Marktpotenziale durch die positiven Argumente die Gasfeuerstätten mit sich bringen. Gasfeuerstätten sind komfortabel zu bedienen, benutzerfreundlich und das Gasnetzwerk ist in vielen Regionen Deutschlands hervorragend ausgebaut.

Nikolaus Fleischhacker: Gaskaminöfen sind in Holland und England sehr beliebt, in Deutschland sind sie eher die Ausnahme. Ich denke aber, die Stückzahlen halten sich stabil.

Frank Kienle: Vorerst erwarten wir hier eine weitere Kaufzurückhaltung. Perspektivisch werden wir aber vermutlich solch hohe Zuwachsraten wie noch vor der Krise, nicht mehr haben. Auch wenn uns Gas in irgendeiner Form vorerst erhalten bleibt. Es wird hier und da noch den ein oder anderen Betreiber geben, der seine Gasfeuerstätte weiter betreiben oder eine Holzfeuerstätte durch ein Gasgerät ersetzen wird. Schwieriger wird da eine weitere Drosselung der Gasmengen für produzierende Betriebe. Viele werden dann ihre Produktionskapazitäten nicht mehr halten können. Besonders die energieintensiven Unternehmen werden sehr schnell an ihre Grenzen kommen. Von daher muss man möglichst schon bald Lösungen parat haben, wenn man langfristig auf immer mehr Gas verzichten will. Ein möglicher Ansatz könnte eine Beimischung an Wasserstoff sein. So sind 10 bis 20 Prozent durchaus vertretbar, und die Geräte laufen weiter wie bisher, ohne diese anpassen zu müssen.

K&L: Welche Faktoren – außer den Energiepreisen und der Versorgungslage – werden Ihrer Ansicht nach außerdem noch bestimmend für die künftige Marktsituation bei Gasfeuerstätten sein? Wie wird sich beispielsweise die Klimaschutzdebatte (angestrebte CO2-Neutralität) auf das Marktgeschehen auswirken?

Björn Keller: Die Wärme, die der Gaskamin erzeugt, wird wiederum bei der Gasheizung eingespart. Ich möchte nicht sagen, dass es dadurch neutral ist, aber ein gutes Argument bei kritischen Fragen in die Richtung: Sofern der Gesetzgeber keine Verbrennungsverbote ausspricht, wird es immer und langfristig zunehmend Nachfrage nach Gaskaminen mit Bedienungskomfort geben. Elektrokamine sind nur bedingt eine Alternative, Ethanol ist auch nicht die Lösung in der breiten Masse und eher rückläufig.

Den Gaskaminkunden geht es auch nur sekundär um die Heizwirkung, sondern um das optische Ambiente mit etwas Wärme. Die Hersteller sollten bemüht sein, schöne Flammenbilder mit wenig Wärmewirkung zu entwickeln. Das zeigt sich ja schon durch die Hybridlösungen mit Gas und LED-Glutbettbeleuchtung.

Peter Laß: Die wichtigsten Faktoren haben Sie bereits benannt. Sie werden aber nur einen geringen Einfluss haben. Vereinzelt werden sich Verbraucher aktuell hinsichtlich einer energetischen Unabhängigkeit für Holz und gegen Gas entscheiden. Aber auch das sind eher Einzelfälle. Der Gesetzgeber wird aus unserer Sicht die „Daumenschrauben“ in der aktuellen Lage nicht weiter anziehen. Wir sehen Gas als Energieträger derzeit nicht als von weiteren Restriktionen bedroht.

Nikolaus Fleischhacker: Aufgrund dieser Debatte ist absehbar, dass alle Heizsysteme, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden, in den kommenden Jahren substituiert werden. Gaskaminöfen stellen hier keine Ausnahme dar.

Frank Kienle: Wie ich schon sagte, wird uns Gas als Brückentechnologie noch länger begleiten. Die Alternativen jedenfalls gibt es noch nicht in ausreichender Menge, und die Infrastruktur wie zum Beispiel Leitungen müssen auch hier und da angepasst werden. Langfristig wird man sich aber mehr und mehr vom fossilen Brennstoff Gas lösen wollen. Zumal das Flüssiggas (LNG), beispielsweise aus den USA, ja weiterhin mit einer hierzulande stark kritisierten Methode, dem Fracking, gewonnen wird.

K&L: Gibt es Bestrebungen, Gasfeuerstätten auch für den Betrieb mit nicht-fossilen Brennstoffen – und sei es auch lediglich als Beimischung – zu entwickeln? Wie sieht es beispielsweise mit Wasserstoffbeimischungen aus?

Björn Keller: Da ist mir bisher noch kein Lösungsansatz bekannt. Sobald die ersten Autos mit Wasserstoff betrieben werden und sich das System durchsetzt, ist es ein Lösungsansatz. Dazu wird dann aber sicher auch erst ein ganzes Regelwerk entwickelt werden müssen. Das sehe ich jetzt nicht in naher Zukunft. Aber es sind ja schon sehr viele gute Ideen aus dem Handwerk entstanden. Wer weiß, was da noch alles kommt.

Peter Laß: Das ist sicher ein ganz zentrales Thema. DRU ist in dieser Hinsicht der Zeit deutlich voraus und hat dieses Thema in den Fokus seiner Entwicklungsarbeit gestellt. Schon heute wären wir in der Lage, sofort optisch attraktive Geräte zu fertigen, die mit einer Wasserstoffbeimengung arbeiten, die sogar deutlich höher sein könnte als die derzeitigen europäischen Pläne es vorsehen. Wir sind hier also bestens für die Zukunft gerüstet.

Colin Rokossa: Ich fasse hier mal die Antwort auf die beiden letzten Fragen zusammen: Insgesamt gilt: die Gasfeuerstätte muss sich mit der Zeit weiterentwickeln. Den zukünftigen politischen Anforderungen wird man nur schwer gerecht werden können, doch wie so häufig, stehen auch hier bereits Lösungsansätze in den Startlöchern. Wir sind uns sicher, dass unsere Branche gemeinsam auch diese Hürden bewältigen wird.

Nikolaus Fleischhacker: Bei Oranier laufen dazu keine Entwicklungsprojekte und sind derzeit auch nicht geplant.

Frank Kienle: Man kann mit den heutigen Gasgeräten keinen reinen Wasserstoff verbrennen, da die Flammen zurückschlagen würden. Wasserstoff-Beimischung senkt die Abgaswerte von Kohlenstoffmo-noxid. Wie ich schon erwähnte, gibt es funktionierende Beimischungsverhältnisse.

Seitens der Heizgerätehersteller gibt es bereits die Möglichkeit, dass heutige Geräte bis zu 10 Prozent Wasserstoff verarbeiten können, die auch durchaus schon im Erdgasnetz zulässig sind. Ab 30 Prozent können allerdings Rückschlagprobleme auftreten. Das Problem: Je mehr Beimischung, desto niedriger sind die Geräteleistung und der Wirkungsgrad. Sofern benötigt, wird die Industrie in der Lage sein,
„H2-ready“-Geräte bereitzustellen. Nicht unbedingt wegen seiner Dichtigkeit (Wasserstoff ist sehr flüchtig) aber zumindest aufgrund seiner Kapazität wäre das 500.000 Kilometer lange Erdgasnetz in Deutschland gut für die Aufnahme und Speicherung von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom geeignet.

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