„Kachelöfen liegen im Trend“, erklärt Dr. DI Thomas Schiffert, Geschäftsführer Österreichischer Kachelofenverband. „So ist in diesem Jahr die Nachfrage um 50 Prozent gestiegen – auch aufgrund Covid-19 und der Ukraine-Krise. Allein während der Covid-Pandemie ist die Nachfrage nach Kachelöfen um rund 30 Prozent gewachsen. Die Zahlen beweisen, dass der Kachelofen von vielen Konsument/innen gewünscht wird, die händeringend eine nachhaltige und (krisen)sichere Heizlösung suchen.“
Derzeit finden sich in Österreich rund 450.000 Kachelöfen, dies entspricht 13 Prozent der österreichischen Haushalte und einer installierten Leistung von 2.000 MW. (1 Megawatt sind 1 Million Watt.) Zum Vergleich, die Google-Rechenzentren benötigen weltweit rund 260 MW. Der jährliche Zuwachs an Kachelöfen in Österreich beträgt zirka 10.000 Stück. Das kurzfristige Potenzial bei Kachelöfen liegt bei rund 12.000 bis 15.000 Kachelöfen pro Jahr. Preislich gibt es Kachelöfen ab 9.000 Euro zu erstehen, im Durchschnitt bezahlen heimische Käufer/innen 12.000 bis 15.000 Euro. „Dies entspricht einem Neuerrichtungswert bei heimischen Kachelöfen von rund 150 Millionen Euro“, erläutert Schiffert.
Argumente für die Kostenersparnis und Autarkie
Ein wesentliches Argument für den Kauf eines Kachelofens sind die weit geringeren Energiekosten. Der aktuelle Heizkostenvergleich des Österreichischen Kachelofenverbands zeigt, wie dramatisch sich die Ausgaben für das Heizen seit letztem Jahr erhöht haben. Was gleich bleibt: Heizen mit Brennholz ist am günstigsten. Die Kostendifferenz hat sich stark vergrößert. Die Folgen des Ukrainekrieges und dessen Auswirkungen auf die Heizkosten beschäftigen gegenwärtig alle Teile der Bevölkerung. Brennholz als Brennstoff ist nicht nur eine heimische Alternative, sondern vor allem die kostengünstigste. Ein beispielhaftes Einfamilienhaus (mit 200 m² Fläche und einem Verbrauch von 100 kWh/(m² x Jahr)) kommt so auf Heizkosten von nur 1.232 Euro pro Jahr. Die Kosten für österreichisches Brennholz haben sich damit seit Herbst letzten Jahres in etwa um 300 Euro (zirka + 35 Prozent) erhöht.
Strom – Spitzenreiter an Heizkosten
Erdgasheizer müssen im Vergleich zum Vorjahr 2.667 Euro mehr bezahlen, nämlich 3.917 Euro. Das ist eine Steigerung von gewaltigen 213 Prozent. Für Heizölheizer betragen die Kosten 3.459 Euro (+ 100 Prozent).
Am teuersten heizt es sich mit Strom: 7.160 Euro kostet die Beheizung des oben genannten Beispielhauses. Stromheizer müssen im Vergleich zum Herbst des Vorjahres damit um satte 3.780 Euro (+ 112 Prozent) mehr bezahlen. Besitzer von Luft-Wärmepumpen haben Kosten von 2.745 Euro. Das sind um 1.344 Euro (+ 112 Prozent) mehr als im Herbst des letzten Jahres. Auch die Kosten für Pellets sind im Vergleich deutlich gestiegen. Sie betragen derzeit 2.543 Euro(+ 134 Prozent). Trotzdem sind Pellets aktuell der zweitgünstigste Brennstoff.
Regionaler und erneuerbarer Brennstoff Holz
Kachelöfen werden mit dem regionalen und erneuerbaren Brennstoff Brennholz beheizt. Einmal richtig angeheizt, nimmt sein massiver Wärmespeicher die Hitze rasch auf und gibt sie stundenlang als milde Strahlungswärme wieder ab. „Darin liegt auch ein wesentlicher Unterschied zu vorgefertigten Kaminöfen: Ein häufiges Nachlegen der Holzscheite ist nicht nötig, meist reicht es ein- bis zweimal pro Tag aus, um den ganzen Tag über die Wärme zu genießen“, so Schiffert. Voraussetzungen für einen Kachelofen sind ein Schornstein und ein tragfähiger Untergrund, da das Heizgerät mehrere Hundert Kilogramm schwer ist.
Wertschöpfung in Österreich
Der Kachelofen wird individuell von Hafner/innen (Ofenbauer*innen) geplant und gesetzt und wird mit Holz beheizt. Darüber hinaus produziert Österreich in sehr hohem Maße die für den Bau eines Kachelofens erforderlichen Baustoffe. Letztlich hat der Bau eines Kachelofens einen erheblichen Arbeitsanteil. In der Regel dauert dieser bei einem Kachelofen beziehungsweise einem Kamin zirka eine Woche. Insgesamt führt dies dazu, dass der Bau eines Kachelofens die höchste Wertschöpfung aller Heizsysteme im eigenen Land hat. (Studie der Österreichischen Energieagentur)
Bewusstsein beim Gesetzgeber noch gering
„Dennoch ist beim Gesetzgeber das Bewusstsein zum Kachelofen gering ausgeprägt“, verweist Schiffert. Auch habe sich noch nicht herumgesprochen, dass Scheitholz im Vergleich zu Strom, Gas, Öl oder Pellets noch immer die kostengünstigste Energiequelle ist. Verhindert wird der Kachelofen aber auch oftmals vom Gesetzgeber direkt. „Seit 2012 gibt es die Anforderung in den Bauordnungen nicht mehr, dass jede Wohneinheit einen Rauchfang haben muss, mit dem zumindest ein Wohnraum mit festen Brennstoffen beheizt werden kann“, verdeutlicht Schiffert. „Dies wurde mit den geringeren Baukosten begründet und ist vor allem im mehrgeschoßigen Wohnbau ein Problem.“ Aktuell findet gerade die Überarbeitung der OIB-Richtlinien statt und der Kachelofenverband fordert (wie auch zum Beispiel die Rauchfangkehrer/innen) die Wiedereinführung dieser Anforderung, zumal gerade in Krisenzeiten ein Kachelofen eine Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ermöglicht.
Weit verbreiteter Irrtum
„Offensichtlich sind viele Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger noch nicht auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklung Kachelöfen,“ analysiert Schiffert. „Beispielsweise haben sich in den vergangenen 20 Jahren die Emissionswerte der österreichischen Kachelöfen um 85 Prozent reduziert. Allein die Feuerwerke in der Silvesternacht verursachen binnen weniger Stunden mehr Feinstaub als alle österreichischen Kachelöfen in einem Jahr.“ Denn moderne, handwerklich gesetzte Kachelöfen erzeugen praktisch keinen Feinstaub und sind mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Der Grund dafür liegt in der Verbrennungsoptimierung. Gemeinsame Messungen des Kachelofenverbandes mit dem Österreichischen Institut für Baubiologie (IBO) zur Feinstaubkonzentration in Wohnräumen bei Kachelöfen ergaben während der Heizphase einen Feinstaubmesswert von 13–26 µg/m³ und sind damit unbedenklich und durch den Luftwechsel sogar geringer als vor dem Einheizen. Die WHO empfiehlt 50 µg/m³ als Tagesmittelwert. Kachelöfen werden in Österreich fast ausschließlich mit dem „UmweltPlus” .Brennraum gebaut, der die strengen Emissionsgrenzwerte sogar deutlich unterschreitet.Durch die Verwendung von heimischem Holz funktioniert der Kachelofen CO₂-neutral. Das Holz wächst quasi vor der Haustüre in Österreich. Ein Kubikmeter Holz erzeugt in der Verbrennung eine Tonne CO₂, das wiederum für das Wachstum von Holz notwendig ist.
Autarkes Heizen mit dem Kachelofen
Gerade auch in der kalten Jahreszeit stellt das Heizen und die Warmwassererzeugung im Falle eines Blackouts ein großes Problem dar. Heutzutage kommen viele Heizformen kaum ohne Strom aus: Gasthermen, Wärmepumpen, Pelletsheizungen sind elektronisch betrieben und gesteuert. „Daher rückt der Kachelofen als nachhaltige, unabhängige Heizform wieder in den Fokus“, erklärt Schiffert. Der Kachelofen ist ein Heizgerät, das völlig autark ohne Strom funktioniert.
Übrigens sind Österreich und Europa zuletzt im Januar 2021 nur knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Durch eine Überlastung kam es zu einem Leitungsausfall in Kroatien und in Folge zu Stromausfällen in Südosteuropa. Durch Notfall-Mechanismen konnte ein Blackout in ganz Europa verhindert werden.
Die Nutzer/innen von Kachelöfen
Weit verbreitet sind Kachelöfen in Ein- und Zweifamilienhäusern im ländlichen Raum, im Speckgürtel von Wien und den Landeshauptstädten sowie im Altbaubestand der Städte. Ein starkes Interesse am wohligen Raumklima eines Kachelofens besteht schon seit vielen Jahren in der Gruppe der Letzteinrichter (Generation 60+) und der Neubaueinrichter. Die derzeitige Energiekrise lässt zudem bei vielen Besitzer/innen eines langjährig nicht genutzten Kachelofens den Wunsch aufkommen, das gute Stück zu reaktivieren.
Zwei Trends bei Kachelöfen
Kachelherd: Von der Funktionsweise ähnelt er dem Kachelofen mit dem Unterschied, dass er in erster Linie zum Kochen und Backen dient, angenehme Strahlungswärme abgibt und „nebenbei“ die Wohnung wärmt. Denn während des Kochens heizt sich die Speichermasse im Anbauteil des Herdes auf. Mit einem eingebauten Wasserschiff wird auch warmes Brauchwasser erzeugt. Und Speisen, die durch langsames Köcheln ihre Geschmacksnote entfalten, gelingen besonders gut durch die verschiedenen Hitzezonen auf der Herdplatte eines Kachelherdes.
Design: „Fakt ist, dass viele Käufer/innen einen individuellen Kachelofen in den eigenen vier Wänden nutzen wollen. Kein Wunder, dass sich viele Hafner/innen nicht nur als Handwerker sehen, sondern auch als Berater/innen – denn vieles ist heute möglich“, sagt Schiffert. „Denn letztlich ist jeder Kachelofen eine Maßanfertigung.“.