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Versorgungssicherheit

Mit Holzwärme Blackouts und Gasmangel trotzen

Unsere Urgroß- und Großelterngeneration ist zum Teil noch mit Einzelraumheizungen für Holz oder Kohle oder auch mit kohle­befeuerten Heizkessellösungen aufgewachsen. Spätestens in den 1950er- und -60er-Jahren wurden Mietwohnhäuser und Eigenheime allerdings durchweg auf die viel „moderneren“ und komfortableren Zentralheizungen für Öl- oder Gasbetrieb umgerüstet, wenn diese nicht bei einem Neubau ohnehin von vornherein Standard waren. Nicht wenige der alten Leute wussten allerdings um den Wert einer unabhängigen Wärmeversorgung im Haus. Sie haben allerdings aus leidvoller Kriegserfahrung heraus ganz bewusst womöglich noch im Haus vorhandene stillgelegte Holz- oder Kohleöfen entweder am alten Platz einfach stehen lassen oder sie „für schlechte Zeiten“ im Keller deponiert, anstatt sie zu verschrotten. So ein Ofen kann schließlich im Bedarfsfall rasch wieder aktiviert werden. Ab den 1960er-Jahren schienen solche Krisenzeiten zunehmend unwahrscheinlich zu werden, weshalb unter anderem Zivilschutzmaßnahmen, Schutzraumbau und Weiteres sukzessive bis auf fast null heruntergefahren wurden und man die in den 1960er-Jahren an jeden Haushalt verteilte „Zivilschutzfibel“ mit praktischen Hinweisen unter anderem gegen einen atomaren Angriff („im Freien flach hinlegen und Aktentasche über den Kopf halten“) eher als Anekdotenblättchen betrachtet – ebenso wie man über Opas „Spleen“, seinen Stubenofen aufzubewahren, gelächelt haben mag.

Tatsächlich brauchte es allerdings nicht unbedingt den Russland-Ukraine-Krieg, um zu verdeutlichen, dass es eben doch auch sehr sinnvoll sein kann, sich in unseren Breiten insbesondere beim Thema Heizen für eine gewisse Autarkie vorzubereiten. Auch das zunehmende Risiko von länger andauernden Stromausfällen infolge der Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken und die Verlagerung auf volatile regenerative Energieträger zur Stromgewinnung aus Windkraft und Sonne bei gleichzeitiger Ausweitung elektrischer Nutzungen (u. a. durch E-Mobilität) sollte dazu eigentlich Anlass genug geben. Das sieht im Übrigen auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe so, das einen Kamin im Falle eines Stromausfalls als „gute alternative Wärmequelle“ empfiehlt. Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine ist der nassforsche und medial breit gestreute Vorstoß des UBA-Leiters Dirk Messner, der Holzheizungen wegen ihres Feinstaubausstoßes noch Anfang Februar schlechtredete, nun wohl auch kein Thema mehr. Gut so, möchte man sagen, denn vernünftigen Menschen ist längst klar, dass es ohne die klimaschonende Holzenergie zum Heizen weder mit der dringend notwendigen Energiewende noch mit der empfohlenen Versorgungsunabhängigkeit von Öl und Gas etwas werden wird.

Zumindest in Krisensituationen wie bei einem Blackout oder bei drohenden Versorgungsengpässen auf dem Gassektor oder auch bei exorbitant steigenden Preisen für konventionelle Energieträger kann und wird der individuellen Wärmeversorgung durch nachwachsende feste Brennstoffe wie Holz künftig voraussichtlich (wieder) eine höhere Bedeutung zukommen. Leider ist im Zuge der steigenden Verbreitung von Wärmepumpen im Neubau auch der früher selbstverständliche (zentral geführte) Schornstein keine Selbstverständlichkeit mehr, und die neuen Ableitbedingungen erleichtern die nachträgliche Installation einer Holzfeuerstätte nebst Schornstein auch nicht unbedingt. Eine wichtige und dringende Aufgabe wäre deshalb, die Notwendigkeit der Einplanung eines Schornsteins im Neubau wieder in den Köpfen der Baufamilien zu etablieren – unabhängig davon, ob die Wärmeversorgung ansonsten primär durch eine andere Heizungsart erfolgen soll und ob der Zug sofort genutzt werden oder als Reserve für eine spätere Ofeninstallation bereitstehen soll. Bedenken sollte man dabei, dass sich der Ofen oder Kamin möglichst auch stromlos nutzen lässt oder dass sich die Heizung zum Beispiel mit einer inselfähigen Batteriespeicherlösung weiter betreiben lässt.

Nachfolgend geben wir einen Überblick über die zurzeit verfüg­baren Varianten verschiedener Holzheizungsarten (für den Wohn­bereich), die entweder als alleinige Wärmequelle im Haus dienen oder ergänzend zu bestehenden anderen Heizsystemen agieren können – jeweils mit einer Kurzbeschreibung der spezifischen Vorzüge und Nachteile im Hinblick auf die Versorgungssicherheit und Autarkiefähigkeit.

Wasserführende Scheitholzöfen

Wasserführende Scheitholzöfen und -kamine sind schon lange auf dem Markt. Sie speisen einen Teil der entstehenden Wärme in einen Pufferspeicher ein und unterstützen so die Zentralheizung, der andere Teil wird als Strahlungswärme an den Aufstellraum abgegeben. Käufer, die sich für eine solche Lösung entschieden, hatten eigentlich schon immer mehr als ein reines „Komfortfeuer“ im Sinn und waren deshalb auch bereit, die nicht unerheblichen Mehrkosten für eine solche Lösung zu investieren. Mit großer Sichtscheibe ausgestattet, können wasserführende Kamine trotzdem auch den Anspruch an gemütlichen Feuerschein im Heim erfüllen.

Vorzüge

  • Bei Geräten mit Sichtscheibe schönes Flammenbild.
  • Überwärmung des Aufstellraums wird vermieden, da ein ­hoher Anteil der Wärme (variiert je nach Gerät beziehungsweise ­Einstellung) in den Wasseranteil abgeführt wird.
  • Kann in der Übergangszeit oft als Alleinheizung dienen und so konventionelle Heizenergie einsparen helfen.
  • Reduziert auch im Winter den Gas- oder Ölverbrauch der konven­tionellen Zentralheizung und spart somit Geld (Scheitholz ist im Verhältnis zum Heizwert günstig bei größeren ­Mengen).
  • Nachteile

  • Höhere Anschaffungskosten und höherer Einbauaufwand als Feuerstätten ohne Wassertechnik
  • Im Regelfall wird ein Pufferspeicher benötigt (der kann zum Beispiel bei Solarthermie als weiterer Energie allerdings ohnehin vorhanden sein).
  • Benötigt im Regelfall Strom für eine Umwälzpumpe. Ist deshalb bei Strom-Blackout nur eingeschränkt autark nutzbar.
  • Lagerplatz für Brennholz wird benötigt.
  • Ein wasserführender Kamineinsatz wie das Modell „Sera 78 W ES“ von Leda bietet ­opulente Feuersicht, ohne den Raum zu überwärmen, weil ein Großteil der Energie in den Wasser­anteil geht.

    Foto: Leda

    Ein wasserführender Kamineinsatz wie das Modell „Sera 78 W ES“ von Leda bietet ­opulente Feuersicht, ohne den Raum zu überwärmen, weil ein Großteil der Energie in den Wasser­anteil geht.

    Wasserführende Pelletöfen

    Im Prinzip gilt für wasserführende Pelletöfen dasselbe wie für Luftgeräte. Das Flammenbild der meisten Pelletgeräte kann selten an den anheimelnden Eindruck eines schönen Scheitholzfeuers he­ranreichen, dafür bieten Pelletöfen mit automatischer Zündung und elektronischer Zeit-, Temperatur- und häufig auch WLAN-Steuerung einen höheren Bedienkomfort. Außerdem ist die Brennstoffaufgabe in einen Vorratstank natürlich besonders komfortabel und sauber. Wasserführende Pelletöfen sind im Gegensatz zu den einfachen Luftgeräten oft staatlich förderfähig. Bei Geräten zur Aufstellung im Wohnraum haben die Hersteller meist auf ein besonders ansprechendes Design geachtet.

    Vorzüge

  • Komfortabler Betrieb mit normiertem Brennstoff, automatischer Zündung und Fernbedienbarkeit
  • Funktionalität vergleichbar mit Zentralheizungskesseln
    (manche Modelle erfüllen auch genau diese Aufgabe)
  • Pelletpreise sind nicht in dem Maße mit angestiegen wie Öl und Gas, und sie lagen auch vorher schon vergleichsweise ­niedriger.
  • Nachteile

  • Kostspielig in der Anschaffung
  • Flammenbild kann optisch meist nicht mit dem einer Scheitholzfeuerung mithalten.
  • Wasserführende Pelletöfen funktionieren nicht ohne Strom, sie sind also nicht Blackout-sicher.
  • Alleskönner: Der bivalente Heizeinsatz „Multifire NT Idro“ von Palazzetti, hier mit der Einkleidung „Manhattan“, kann wahlweise mit Scheitholz oder Pellets betrieben werden und erwärmt obendrein das Heizungswasser.

    Foto: Palazzetti

    Alleskönner: Der bivalente Heizeinsatz „Multifire NT Idro“ von Palazzetti, hier mit der Einkleidung „Manhattan“, kann wahlweise mit Scheitholz oder Pellets betrieben werden und erwärmt obendrein das Heizungswasser.
    Pionier: Vor rund zehn Jahren debütierte Wodtke mit dem ersten Pelletofen „ixpower“, der mit der optionalen Funktion „eReserve“ für 24 Stunden Heizfunktion bei Stromausfall gewährleistet.

    Foto: Wodtke


    Pionier: Vor rund zehn Jahren debütierte Wodtke mit dem ersten Pelletofen „ixpower“, der mit der optionalen Funktion „eReserve“ für 24 Stunden
    Heizfunktion bei Stromausfall gewährleistet.

    Pelletöfen (Luftgeräte)

    Vor wenigen Jahren debütierte das Tübinger Unternehmen Wodtke als Pionier mit einer Batterie im Gerät als Stromreserve, um auch bei Stromausfällen einen Weiterbetrieb für 24 Stunden zu sichern, einige wenige weitere Pelletgeräte sind auf stromlosen Betrieb ausgelegt. Sie sind also auch geeignet, elektrische Stromausfälle zu kompensieren. Und natürlich können Pelletöfen, ganz gleich ob mit elektronischer Steuerung oder ohne, generell auch einen Beitrag zur Einsparung fossiler Energien leisten. Sie bieten dabei gegenüber Scheitholzöfen den Komfort einer sauberen Brennstoffbeladung und mehrstündige bis mehrtägige Betriebsbereitschaft mit einer Behälterfüllung. Naturzug-Pelletöfen haben zudem inzwischen oft ein dem Scheitholzfeuer nahe kommendes Flammenbild.

    Vorzüge

  • Komfort einer elektronischen Zündung und Steuerung ­(außer stromlose Geräte)
  • Gegenüber Scheitholzöfen und Kaminen längerer Dauerbetrieb mit einer Brennstoffladung möglich.
  • Ein Hersteller baut Geräte mit Batterie, die bei Stromausfall 24 Stunden weiter funktionieren.
  • Stromlose Geräte sind Blackout-sicher.
  • Nachteile

  • Nur Naturzug-Pelletöfen bieten ein dem Scheitholzfeuer ­ähnliches Flammenbild.
  • Mit aktuellen Programmen keine finanzielle Förderung
  • Scheitholzöfen (Luftgeräte)

    Reine Scheitholzöfen und -kamine sind die ursprünglichste und günstigste Möglichkeit, mit Holzfeuer Wärme im Haus zu erzeugen. In der Regel stromlos zu betreiben, taugen sie auch zur Blackout-Vorsorge und natürlich helfen sie, den anteiligen Öl- oder Gasverbrauch zumindest bezogen auf den Aufstellraum zu senken. Mit Herdfunktionalität lassen sich bei Stromausfall auch Speisen darauf zubereiten. Als Speicherfeuerstätte (klassischer Kachelgrundofen oder Kaminofen mit Speichertechnik) liefern sie sanfte Strahlungswärme über viele Stunden.

    Vorzüge

  • Günstiger Anschaffungspreis
  • Tolles Flammenbild
  • Hilft bei Blackouts der Stromversorgung.
  • Kann mit getrockneten Holzqualitäten aller Art betrieben ­werden.
  • Reduziert Energieverbrauch der konventionellen Zentralheizung.
  • Nachteile

  • Als Einzelraumgerät genügt ein einfacher Warmluft- oder ­Speicherofen selten, um ein ganzes Haus zu erwärmen, auch die Brauchwassererwärmung entfällt bei einfachen ­Luftgeräten.
  • Wenn es einem auf maximale Versorgungssicherheit ankommt – ­warum nicht gleich einen Herd wie dieses Modell „Alpin“ aus der Serie Dachstein von Lohberger wählen? Damit kann man auch kochen und ­backen. Lohberger hat außerdem auch wasserführende Herde im Programm.

    Foto: Lohberger

    Wenn es einem auf maximale Versorgungssicherheit ankommt – ­warum nicht gleich einen Herd wie dieses Modell „Alpin“ aus der Serie Dachstein von Lohberger wählen? Damit kann man auch kochen und ­backen. Lohberger hat außerdem auch wasserführende Herde im Programm.

    Kombination wasserführende Holz-Einzelraumfeuerung und Wärmepumpe

    Natürlich lässt sich eine wasserführende Holzfeuerstätte mit beliebigen weiteren Wärmeerzeugern kombinieren und einen gemeinsamen ­Pufferspeicher beladen – zum Beispiel Gasbrennwertkessel, Solarthermie und weitere. Es fällt jedoch auf, dass einige Hersteller in jüngster Zeit besonders die Kombination aus der archaischsten Heizform, dem Holzfeuer, mit der jüngsten im großen Stil verbreiteten Form der ­Wärmeerzeugung durch eine Wärmepumpe empfehlen. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Wärmepumpen, vor allem die Luftgeräte, arbeiten am effizientesten im Niedertemperaturbereich, was sie insbesondere in hoch gedämmten Neubauten mit Fußboden- oder Wandflächenheizung zum Wärmeerzeuger der Wahl macht. Im Hochtemperaturbereich (50 °C und mehr), wie er bei besonders niedrigen Außentemperaturen und bei konventioneller Konvektionsheizung über Radiatoren sowie zur Trinkwarmwasserbereitung nötig ist, arbeiten Luft-Wärmepumpen nur noch unter Zuhilfenahme eines elektrischen Heizstabs, was die Energiebilanz dieser Geräte völlig verhagelt. Wasserführende Öfen hingegen können den Hochtemperaturbereich dagegen sehr gut abdecken und somit der ideale Partner auch für eine Wärmepumpe sein.

    Vorzüge

  • Wärmepumpe trägt die Grundlast einer Zentralheizung im ­Niedertemperaturbereich sehr effizient, für höhere Temperaturniveaus kann die wasserführende Holzheizung sorgen.
  • Einige Hersteller bieten Wärmepumpe, Steuerung und Holz­feuerstätte gut aufeinander abgestimmt aus einer Hand an.
  • Fördermittel sind möglich.
  • Nachteile

  • Hohe Investitionskosten für die Gesamtanlage
  • Nicht Blackout-sicher
  • Bei einigen Anbietern wie zum Beispiel Hafnertec können Wärmepumpe und Holzofen aus einer Hand und aufeinander abgestimmt geordert werden. Grundsätzlich ist die Kombination allerdings mit allen wasserführenden Öfen möglich.

    Foto: Hafnertec

    Bei einigen Anbietern wie zum Beispiel Hafnertec können Wärmepumpe und Holzofen aus einer Hand und aufeinander abgestimmt geordert werden. Grundsätzlich ist die Kombination allerdings mit allen wasserführenden Öfen möglich.

    Fazit

    Optimale Sicherheit bei der häuslichen Wärmeversorgung bieten nach wie vor die stromlos zu betreibenden Scheitholzkamine und Kachelöfen, die nicht einmal über eine elektronische Steuerungverfügen.

    Alle anderen Lösungen bringen entweder Einschränkungen bei der Sicherheit gegenüber elektrischen Blackouts mit sich, oder sie können eine konventionelle Zentralheizung nur dann unterstützen (und somit den Gas- oder Ölverbrauch verringern), wenn auch gewährleistet ist, das die Stromversorgung (für Umwälzpumpen, Steuerungen etc.) betriebsbereit ist.

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